Afghanische Regierung kündigt „friedliche Machtübergabe“ an – Seehofer erwartet Flüchtlingswelle

Die afghanische Regierung plant offenbar eine Machtübergabe an die Taliban. Einen Angriff auf die Hauptstadt Kabul werde es nicht geben. Unterdessen warnt Innenminister Horst Seehofer vor einer Flüchtlingswelle.
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Taliban-Kämpfer.Foto: AFP via Getty Images
Epoch Times15. August 2021

Die afghanische Regierung hat angesichts der bis an den Stadtrand der Hauptstadt Kabul vorgerückten Taliban eine „friedliche Machtübergabe“ angekündigt. „Es wird keinen Angriff auf die Stadt geben“, sagte Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal am Sonntag in einer aufgezeichneten Ansprache. Demnach soll eine „Übergangsregierung“ gebildet werden.

Die Taliban hatten im Rahmen ihrer Großoffensive am Sonntag die Hauptstadt erreicht. Kämpfer der Islamisten drangen zunächst in die Außenbezirke der Stadt ein. Zuvor hatten die Islamisten innerhalb weniger Tage einen Großteil des Landes unter ihre Kontrolle gebracht.

Zuletzt hatten sie auch die Provinzhauptstadt Dschalalabad im Osten des Landes erobert. Es war die vorletzte Großstadt, die noch unter Kontrolle der afghanischen Regierung stand. Die Einnahme der Hauptstadt der Provinz Nangarhar erfolgte weitgehend kampflos. Kabul galt als letzte Bastion der Regierungstruppen.

Russland kündigte  eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in Afghanistan an. „Wir arbeiten daran“, sagte ein Vertreter des Außenministeriums laut russischen Nachrichtenagenturen.

Seehofer erwartet neue Flüchtlingswelle

Nach dem Vormarsch der Taliban erwartet Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nun eine neue Flüchtlingswelle. „Man muss damit rechnen, dass sich Menschen in Bewegung setzen, auch in Richtung Europa“, sagte der CSU-Politiker der „Augsburger Allgemeinen“. Das sei „keine Angstmache, sondern eine realistische Beschreibung der Situation“.

Dabei müsse man nicht nur den Krisenherd Afghanistan im Blick behalten, sondern genauso unter anderem Weißrussland, Pakistan, den Iran, die Türkei, Tunesien, Marokko und Libyen. „Wir stehen vor schwierigen Entwicklungen“, so Seehofer.

Der Innenminister verteidigte seine Entscheidung, Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen. An der Richtigkeit der Entscheidung könne man nicht ernsthaft zweifeln, denn die Situation vor Ort habe sich zuletzt noch verschärft. „So wichtig es ist, dass Straftäter und Gefährder abgeschoben werden: Ich kann das angesichts des derzeit bestehenden hohen Risikos nicht verantworten“, sagte Seehofer. (afp/dts)



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