Brückeneinsturz in Baltimore: Schiff kurzzeitig ohne Antrieb

Nach dem Einsturz einer großen Autobrücke im US-Bundesstaat Maryland gehen die Behörden jetzt vom Tod der sechs vermissten Personen aus. Ersten Erkenntnissen zufolge gab es vor dem Unglück ein Problem mit der Stromversorgung des Schiffes.
Ein Containerschiff hatte die vierspurige Autobrücke gerammt und so zum Einsturz gebracht.
Ein Containerschiff rammte die vierspurige Autobrücke.Foto: Steve Helber/AP/dpa
Epoch Times27. März 2024

Nach dem Einsturz einer mehr als zwei Kilometer langen Autobahnbrücke in der Stadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland stellten die Rettungskräfte jetzt die Suche nach den sechs vermissten Personen ein. Aufgrund der Länge der Zeit, die mit der Suche verbracht worden sei, und der Wassertemperatur „glauben wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dass wir eine dieser Personen noch lebend finden werden“, sagte Shannon Gilreath von der Küstenwache am Dienstagabend (Ortszeit).

Die Francis-Scott-Key-Brücke über dem Fluss Patapsco war am frühen Dienstag nach dem Aufprall eines Containerschiffes gegen einen ihrer Stützpfeiler eingestürzt und blockierte einen der größten Frachthäfen in den USA. Sechs Menschen – alle Bauarbeiter, die Schlaglöcher auf der Brücke reparierten – werden vermisst. Zwei weitere Arbeiter des achtköpfigen Bautrupps wurden gerettet, einer von ihnen mit schweren Verletzungen.

Schiff kurzzeitig ohne Antrieb

„Unmittelbar vor dem Vorfall hatte das Schiff ‚Dali‘ kurzzeitig den Antrieb verloren. Infolgedessen war es nicht in der Lage, den gewünschten Kurs beizubehalten und kollidierte“, erklärte die Seeverkehrsbehörde von Singapur. Die Crew habe in einem letzten, verzweifelten Versuch, den Aufprall zu verhindern, „Anker geworfen“, erklärte die Schifffahrtsbehörde in Berufung auf Berichte der Charterfirma.

Das Containerschiff „Dali“ gehört der Charterfirma Synergy Marine Group aus Singapur und hatte nach Angaben der Hafenbehörde des asiatischen Stadtstaats im vergangenen Jahr zwei Inspektionen bestanden.

Die dänische Reederei Maersk hatte die „Dali“ eigenen Angaben zufolge für einen Transport von Baltimore nach Colombo in Sri Lanka gechartert. Alle Crew-Mitglieder der „Dali“, darunter auch zwei Lotsen, blieben den Angaben zufolge unverletzt.

Laut den US-Behörden gelang es der Crew, die Behörden in Maryland per Notsignal darüber zu informieren, dass man die Kontrolle über das Schiff verloren habe. So konnten offenbar Beamte an Land den Verkehr stoppen und so verhindern, dass noch mehr Autos auf die Brücke gelangten.

Vermutlich Unfall, kein Terrorismus

„Wir gehen von einer Such- und Rettungsaktion zu einer Bergungsaktion über“, sagte Roland Butler von der Polizei in Maryland. Die Temperaturen und Strömungen machten es den Tauchern schwer, ihre Arbeit unter Wasser fortzusetzen. Boote sollten jedoch weiter die Nacht über patrouillieren.

Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigen, wie das voll beladene Containerschiff einen der Brückenpfeiler rammt. Auch der spektakuläre Einsturz der beleuchteten Brücke in den Fluss Patapsco ist zu sehen: Zuerst stürzt der von dem unter der Flagge Singapurs fahrenden Containerschiff „Dali“ gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzieht sich die gesamte Stahlkonstruktion in einer Wellenbewegung und stürzt abschnittsweise etwa 15 Meter tief in den Fluss.

Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, sagte, die Behörden hätten durch ihr schnelles Handeln nach dem Absetzen des Notrufs des Schiffes weitere Fahrzeuge daran hindern können, auf die Brücke zu fahren. „Diese Leute sind Helden. Sie haben letzte Nacht Leben gerettet“, sagte Moore.

Das FBI und andere Bundesbehörden erklärten, dass keine Verbindung zum Terrorismus bekannt sei. „Die vorläufige Untersuchung deutet auf einen Unfall hin“, sagte Gouverneur Moore. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die Brückenstruktur fehlerhaft gewesen sei. „Die Brücke entsprach voll und ganz den Vorschriften“, fuhr der Demokrat fort. Der Bautrupp, „der dort draußen gearbeitet hatte, hat im Grunde genommen nur Schlaglöcher repariert, nur damit Sie verstehen, dass das überhaupt nichts mit einem strukturellen Problem zu tun gehabt hatte“, sagte Marylands Verkehrsminister Paul Wiedefeld.

Notstand ausgerufen

Gouverneur Moore rief den Notstand aus, um Hilfsmaßnahmen der Regierung von US-Präsident Joe Biden im nahegelegenen Washington zu ermöglichen. Biden sprach von einem „schrecklichen Unfall“ und sicherte zu, den wichtigen Hafen an der US-Ostküste so bald wie möglich wieder in Betrieb zu bekommen. Die Brücke werde so schnell wie möglich wiederhergestellt, dies werde aber etwas Zeit benötigen, sagte Biden.

Die 2,6 Kilometer lange, vierspurige Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695, einer wichtigen Verkehrsader an der Ostküste, südöstlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Fluss Patapsco. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt eröffnet und jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt – das sind rund 31.000 pro Tag.

Der Hafen von Baltimore ist nach offiziellen Angaben einer der größten Frachthäfen in den USA. Im vergangenen Jahr wurde dort Fracht im Wert von ca. 80 Milliarden US-Dollar (knapp 74 Milliarden Euro) umgeschlagen, darunter sehr viele Fahrzeuge. (afp/red)



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