Bulgarien nach Parlamentswahl vor schwieriger Regierungsbildung

Fünf Wahlen binnen zwei Jahren – in Bulgarien wurde erneut über ein neues Parlament abgestimmt. Steigende Preise und Ukraine-Krieg verschärfen die Krise. Kommt dieses Mal eine neue Regierung zustande?
«Ich erwarte, dass der Verstand und die Prinzipien in der bulgarischen Politik überwiegen»: Präsident Rumen Radew bei der Stimmabgabe in Sofia.
„Ich erwarte, dass der Verstand und die Prinzipien in der bulgarischen Politik überwiegen“: Präsident Rumen Radew bei der Stimmabgabe in Sofia.Foto: Valentina Petrova/AP/dpa
Epoch Times3. April 2023

Auch nach der fünften Parlamentswahl in zwei Jahren ist in Bulgarien kein Ende der politischen Hängepartie in Sicht. Hochrechnungen zufolge lag die konservative Gerb-Partei von Bojko Borissow mit rund einem Viertel der Wählerstimmen knapp vor der liberalen und pro-westlichen Reformpartei PP von Kiril Petkow – eine klare Regierungsmehrheit zeichnete sich am Montag aber für niemanden ab.

Den auf ersten Teilergebnissen beruhenden Hochrechnungen zufolge kam die Gerb des früheren langjährigen Regierungschefs Borissow auf 24 bis 26 Prozent der Stimmen. Die PP von Petkow, auch er war kurzzeitig schon einmal Ministerpräsident des ärmsten Mitgliedslands der EU, landete bei 23 bis 24 Prozent.

Auf dem dritten Platz kam den Hochrechnungen zufolge mit 13 bis 14 Prozent die Wiedergeburt-Partei. Sie konnte mit ihrem Pro-Moskau-Kurs ihr Ergebnis von der vorangegangenen Parlamentswahl im Oktober um mehrere Punkte verbessern.

Das ohnehin fragile politische Klima in Bulgarien war durch den russischen Einmarsch in der Ukraine noch explosiver geworden. Obwohl Bulgarien EU- und NATO-Mitglied ist, fühlen sich viele Menschen historisch und kulturell weiterhin eng mit Russland verbunden. Russland wird unter anderem als das Land verehrt, das im Jahr 1878 die Herrschaft des Osmanischen Reichs über Bulgarien beendete.

Fünf Parlamentswahlen in zwei Jahren

Der Urnengang am Sonntag war bereits die fünfte Parlamentswahl in zwei Jahren – die Wahlbeteiligung lag bei gerade einmal 40 Prozent. Im Jahr 2020 hatten monatelange Anti-Korruptions-Proteste die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Borissow erschüttert, der Bulgarien fast ein Jahrzehnt lang regiert hatte und im Jahr 2021 dann abgewählt wurde. Seitdem führten alle Wahlen zu zersplitterten Parlamenten, in denen keine Partei in der Lage war, eine funktionierende Regierung zu bilden.

Und auch nach dem Urnengang vom Sonntag war die Lage ungewiss. Angesichts der Hochrechnungen dürfte eine stabile Regierungsbildung in dem Land mit 6,5 Millionen Einwohnern erneut schwierig werden: „Je enger das Resultat zwischen den beiden ersten Parteien am Ende ist, desto schwieriger wird eine Kabinettsbildung“, sagte Politikexpertin Jewelina Slawkowa. Das endgültige Endergebnis wird erst im Laufe der Woche erwartet. (afp/dpa)



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