DANKBARKEIT – Gratisgeschenk des Herzens

Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.

In der deutschen Sprache wird das Wort Gnade (engl.: grace, lat.: gratia) sehr oft missverstanden. Es handelt sich nicht primär um ein nachsichtiges, mildtätiges Erbarmen, sondern um Liebenswürdigkeit, Grazie, Gunst. Wir verstehen unter Grazie landläufig Anmut. Wenn der Italiener „mille grazie“ sagt, bedankt er sich tausendfach. Dank ist stets ein Geschenk an den anderen. Alles, was gratis ist, ist ein kostenloses Geschenk; gnädig sollte man als großzügig interpretieren, als göttliches Geschenk.

Viele Kirchen haben den „Gratis-Artikel“ Gottes professionell vermarktet und verkaufen gegen diverse Entgelte (Steuern, Kollekten, Spenden) Gottes Gnade, im schlimmsten Fall sogar den vollkommenen Ablass sämtlicher Sünden. Mit Letzterem hat die römisch-katholische Kirche bis heute sehr viel Geld verdient.

Wenn sich die Gebetshaltung verändert – von der Bettelei zum Dank –, werden den Menschen sehr schnell die segensreichen Gratisgeschenke bewusst.

Der Jesuitenpater und Gandhi-Freund Michael A. Windey (1921 – 2009) sagte in seinem Vortrag am 3. November 2002 in Garmisch-Partenkirchen: „Jeden Tag beginne und beende ich meine Arbeit mit Dank.“

Wir müssen uns im Voraus bedanken, dass wir unser tägliches Brot bekommen. Dann verwandelt sich Erwartung in Sicherheit.

Gratiam habere (lat.) bedeutet laut Wörterbuch: dankbar sein. Genau genommen aber hieße es: Liebenswürdigkeit und Anmut haben. In der gegenseitigen Gratis-Haltung vollzieht sich das kosmische Mysterium.

Der Jesuitenpater und Gandhi-Freund Michael A. Windey (1921 – 2009) sagte in seinem Vortrag am 3. November 2002 in Garmisch-Partenkirchen: „Jeden Tag beginne und beende ich meine Arbeit mit Dank.“

Wir müssen uns im Voraus bedanken, dass wir unser tägliches Brot bekommen. Dann verwandelt sich Erwartung in Sicherheit.

Gratiam habere (lat.) bedeutet laut Wörterbuch: dankbar sein. Genau genommen aber hieße es: Liebenswürdigkeit und Anmut haben. In der gegenseitigen Gratis-Haltung vollzieht sich das kosmische Mysterium.

Eines der weltweit aktivsten Netzwerke, die sich mit der Dankbarkeit befasst, und täglich Tausende von Menschen in mehr als 200 Ländern erreicht, wurde von dem in den USA lebenden Benediktinermönch und Mystiker David Steindl-Rast (1926 in Wien geboren) gegründet: www.gratefulness.org. Von ihm stammt der wunderschöne Ausspruch: „Jeder Augenblick ist ein gegebener Augenblick. Und wir sind, weil wir in einer gegebenen Welt leben, aufgefordert dankbar zu sein und durch Dankbarkeit alles zurückfließen zu lassen zum Ursprung“.

Der in München 1864 geborene Komponist Richard Strauss (1949 in Garmisch-Partenkirchen gestorben) hat das bewegende Gedicht „Habe Dank“ des österreichischen Juristen und Dichters Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812 – 1864) vertont:

Ja, du weißt es, teure Seele,
dass ich fern von dir mich quäle,
Liebe macht die Herzen krank,
Habe Dank.
Einst hielt ich, der Freiheit Zecher,
hoch den Amethysten-Becher,
und du segnetest den Trank,
Habe Dank.
Und beschworst darin die Bösen,
bis ich, was ich nie gewesen,
heilig, heilig an’s Herz dir sank,
Habe Dank.

Im 77. Kapitel des „Tao Te King“ von Lao Tse lesen wir:

„Das TAO des Himmels ist wie das Spannen eines Bogens.
Das Hohe wird gesenkt und das Tiefe gehoben.
Ist die Sehne zu lang, wird sie verkürzt.
Genügt sie nicht, wird sie verlängert.
Das TAO des Himmels ist es, von denen zu nehmen,
die nicht genug haben.
Die Art des Menschen ist anders.
Er nimmt von denen, die nicht genug haben,
um denen zu geben, die bereits zu viel haben.
Welcher Mensch hat mehr als genug und gibt es der Welt?
Allein der Mensch des TAO.
Daher wirkt der Weise ohne Anerkennung.
Er vollendet, was getan werden muss,
ohne dabei zu verweilen.
Er versucht nicht, sein Wissen zu zeigen.“

 

{R:2}Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers

 



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