Detroit: Weltgrößte städtische Farm

Titelbild
Da fehlt was: Ein freies Grundstück in einer Straße Detroits, wo mal ein Haus stand. Detroit hat mehr als 12.000 Hektar unbebaute Grundstücke.Foto: Valerie Avore/The Epoch Times
Von 22. Juli 2010

Bei mehr als 12.000 Hektar unbebautem Gelände ist es kaum möglich, in Detroit eine Straße entlangzufahren, ohne überwucherte Grundstücke und aufgegebene, manchmal zerfallene Gebäude zu sehen. Brandstiftung und Verbrechen sind ein ständiges Problem und die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 25 Prozent. Das ist weit über dem Durchschnitt der USA von ungefähr zehn Prozent.

Anders als in den meisten großen amerikanischen Städten, wo freie Grundstücke ein Aktivposten sind, kann es in Detroit eine Belastung sein. In Detroit kann man ein verpfändetes Haus schon für einen US-Dollar bekommen.

Der derzeit amtierende Bürgermeister Dave Bing plant, 10.000 leer stehende Häuser abzureißen und Motor City, wie Detroit auch genannt wird, „schrumpfen zu lassen“, um sie an eine Bevölkerung anzugleichen, die seit 1950 um ungefähr die Hälfte geschrumpft ist. Damals war die amerikanische Autoindustrie noch im Aufschwung.

„Wir wurden durch unseren eigenen Erfolg geblendet, jetzt müssen wir uns wieder neu erfinden,“ sagte John Hantz, einer der wenigen Multimillionäre, die noch innerhalb der Stadtgrenzen von Detroit übrig geblieben sind.

Vor ein paar Jahren beschloss Hantz, dass es an der Zeit sei, in seine Stadt zu investieren. Er brütete den Plan aus, 30 Millionen Dollar seines Geldes in preiswerte Grundstücke Detroits anzulegen und sie mit allem zu bepflanzen, was nutzbringend ist – eine beispiellose Tat.

Obwohl sich das Vorhaben ungefähr um ein Jahr verzögert hat, plant Hantz, im Frühjahr 2011 mit etwa 100 Hektar anzufangen. Das wird dann die größte „städtische Landwirtschaft“ der Welt sein. Die ersten Ernten werden Äpfel, Tomaten und Kopfsalat umfassen und sogar Bäume sollen helfen, den Boden wieder aufzubereiten. Nach Hantz rechnet sich langfristig auch die Anlage in Pflanzungen von Nutzhölzern.

John Hantz, der Gründer von Hantz-Farms, spricht in seinem Haus in Detroit über seine Pläne.John Hantz, der Gründer von Hantz-Farms, spricht in seinem Haus in Detroit über seine Pläne.Foto: Valerie Avore/The Epoch Times

Wie es anfing

Als er vor ungefähr zwei Jahren zu seinem Büro in der Vorstadt von Detroit fuhr – in die entgegengesetzte Richtung der meisten lokalen Pendler – begriff Hantz, dass er aufhören musste, anderen die Verantwortung zu übertlassen, wenn er wirklich wollte, dass es Detroit besser ging.

„Ich dachte also, da muss doch jemand was tun, und dann hatte ich das unangenehme Gefühl, dass dieser Jemand ich sein müsste“, sagte Hantz.

Er beschloss dann, dass Detroit eine Verminderung von brachliegendem Land braucht.

„Ungenutztes Land ist eine ziemliche Katastrophe, es zerstört Land, es zerstört Gemeinschaft und das Schlimmste daran ist, dass es die Mittel der Stadt auffrisst“, sagte er,

Die durch die Stadt bestätigte Schätzung von Hantz besagt, dass jede unbebaute Grundstücksparzelle in Detroit die Stadt ungefähr 2.400 US-Dollar pro Jahr kostet, wenn die Infrastruktur, wie Polizeischutz, Feuerschutz, Rasenmähen und so weiter berücksichtigt wird. Mit 200.000 unbebauten Grundstücksparzellen ergibt das eine Rechnung von 480 Millionen US-Dollar pro Jahr. So ist es keine Überraschung, dass Detroit zurzeit mit einem Haushaltsdefizit von mehr als 300 Millionen Dollar konfrontiert ist.

Selbst wenn das Projekt von Hantz misslingen würde, einfach dadurch, dass er das Land übernimmt und das Gras darauf mäht, würde das die Stadt schon um etwa 3,5 Millionen US-Dollar an Instandhaltungskosten entlasten. Wenn er darüber hinaus für das Land die fälligen Steuern bezahlt – und er sagte, dass er das tun werde – wird die Stadt noch mehr profitieren.

Hantz räumt ein, dass seine geplanten Farmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein der großen Probleme in Detroit sind, aber er hofft, dass sein Projekt die mehr als 700.000 Einwohner der Stadt inspiriert, ebenfalls ein Eigentumsrecht auf städtischen Boden zu erwerben und diesen landwirtschaftlich zu nutzen.

„Wenn 700.000 Menschen ein wenig dazu beitragen, kann daraus eine ziemlich große Sache werden – ich erhoffe mir, mit den Farmen ein Pendel in Bewegung zu setzen“, betonte er.

Hantz-Farms werden keine typischen Bauernhöfe mit dazugehörigen Feldern sein. Er hat sich mit Agrarexperten an der Michigan State University und der Kellogg-Stiftung beraten und plant, sich des ganzen landwirtschaftlichen Einfallreichtums zu bedienen, den die moderne Welt aufzubieten weiß, um seinen Versuch gelingen zu lassen. Seine 100 Hektar werden in Parzellen aufgeteilt und es wird auch vertikal angebaut. Er hat vor, auch Fischfarmen, Hydrokulturen und hängende Pflanzungen mit einzubeziehen, die alle in Gebäuden untergebracht werden können.

Es gibt einige Personen die befürchten, dass der Boden Detroits nicht mehr für Landwirtschaft geeignet sein könnte. Hantz-Farms werden sich zunächst auf ehemaligen Wohnraum, also auf nicht kommerzielle Gebäude beschränken, um so das Risiko des Anbaus auf schwierigem Boden einzuschränken.

Eine zunehmende Anzahl von Gemeinschaftsgärten in Detroit scheint die Brauchbarkeit von Detroits Boden zu belegen. Von 2003 bis heute stieg ihre Zahl von etwa 80 auf 1.300. Nach Dan Carmody, dem Kopf des riesigen Landwirtschaftsmarktes in Detroit, dem Eastern Market, gibt es eine Vielfalt von möglichen Verbesserungen für Detroits Bodenqualität.

„Es gibt kurzfristige Lösungen und es gibt langfristige Lösungen, aber die Boden-Qualität sollte kein Hindernis sein“, sagte Carmody während einer Podiumsdiskussion in der University of Michigan in Dearborn.

Er erwähnte, dass angepflanzte Sonnenblumen die Schwermetalle aus dem Boden ziehen können, und sagte auch, dass es eine brauchbare Lösung wäre, einfach nur ca. 30 Zentimeter Mutterboden aufzuschütten.

Einwohner Detroits: Earnest und Georgia Sanders in ihrem Haus in Detroit.Einwohner Detroits: Earnest und Georgia Sanders in ihrem Haus in Detroit.Foto: Valerie Avore/The Epoch Times

Die Straße runter

John Hantz wohnt in der Iroquois Street im Indian Village, einem der wenigen in Detroit übriggebliebenen reicheren Viertel. Sein stattliches Haus und der gepflegte Rasen wirken wie ein Relikt aus Detroits besseren Tagen.

Knappe zwei Kilometer die Iroquois Street runter – nicht mehr im Indian Village – lebt Earnest Sanders, ein pensionierter Fabrikarbeiter von General Motors, der seit 47 Jahren in seinem Haus in Detroit wohnt. Sein zweistöckiges Haus ist in der Größe bescheidener als das von Hantz, aber die beiden Detroiter Einwohner haben die gleiche Sympathie für einen gepflegten Rasen.

Sanders wohnt direkt gegenüber dem Pingree-Park, einem überwucherten Areal mit meterhohem Unkraut. Neben dem Park steht eine verlassene Schule, in der Einheimische Drogen nehmen, sagte er.

Während er auf seine Nachbarschaft in der Iroquois Street stolz ist, sagte Sanders, gäbe es aber nur einen Block weiter viele „Taugenichtse“.

Wir sitzen auf seiner Veranda mit Blick auf den Park. „Wir sind Leute, die auf Moral und Werte bedacht sind, aber um uns herum wohnen Menschen, die weder Moral noch Werte besitzen“, sagte er.

Der Pingree Park eignet sich nicht als Areal für eine Hantz-Farm, weil es ein Stadtpark ist; aber die verlassene Schule nebenan könnte theoretisch planiert und an Hantz verkauft werden. Mit dem dadurch eingesparten Geld und den Steuern für die Farm könnten die Kosten für die regelmäßige Pflege des verwilderten Parks von nebenan aufgebracht werden.

Nach seiner Meinung über Hantz-Farms gefragt, sagte Sanders: „Wenn man etwas Gutes für die Gemeinschaft bewirken kann, dann ist das wunderbar!“

Originalartikel auf Englisch: World’s Largest Urban Farm Slated for Detroit



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