Deutsch-französischer Kampfpanzer: Konkurrenz der Konzerne hemmt die Entwicklung

Deutschland und Frankreich wollen sowohl ein Kampfflugzeug als auch den Kampfpanzer der Zukunft gemeinsam entwickeln. Dabei treten jedoch unterschiedliche Interessen zutage.
Neben den aufbereiteten Marder-Panzern (im Bild) will Rheinmetall auch ältere Ausgaben des Kampfpanzers Leopard 1 weiterverkaufen.
Marder-Panzern vor dem Weiterverkauf.Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Epoch Times26. April 2024

Deutschland und Frankreich planen, sowohl ein Kampfflugzeug als auch den Kampfpanzer der Zukunft gemeinsam zu entwickeln. Doch es gibt unterschiedliche Interessen.

Beim Luftkampfsystem FCAS einigten sich beide Seiten nach zähen Verhandlungen auf die Aufgabenverteilung. Zum Kampfpanzer MGCS wollen die Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Sébastian Lecornu am Freitag in Paris eine Absichtserklärung unterzeichnen, die den Beginn der Phase 1A markiert. Ein Überblick:

Wie entstand das Vorhaben?

Bereits 2012 gab es erste deutsch-französische Pläne, einen gemeinsamen Panzer zu entwickeln, der den deutschen Leopard und den französischen Leclerc ablösen sollte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gaben den Plänen politisches Gewicht: 2018 unterzeichneten die damaligen Verteidigungsministerinnen Ursula von der Leyen und Florence Parly eine erste Absichtserklärung, gefolgt von einem 2020 unterzeichneten Rahmenabkommen.

Darin wurde eine je 50-prozentige Finanzierung festgelegt. Beide Seiten sollten „ausreichende Rechte am geistigen Eigentum“ erhalten, hieß es darin. Zudem wurde eine auf zwei Jahre angelegte Studie auf den Weg gebracht, um die gemeinsamen Anforderungen festzulegen.

Welche Probleme zeigten sich?

Ähnlich wie beim Kampfjet der Zukunft stecken die Probleme im Detail, etwa bei den Zuständigkeiten der jeweiligen Industrie und dem geistigen Eigentum an den technologischen Entwicklungen. Dabei geht es letztlich auch um Exportmöglichkeiten. Das teilweise von Konkurrenz geprägte Verhältnis der beteiligten Unternehmen verzögerte das Projekt erheblich.

Nach langjährigen Verhandlungen waren 2015 der Rüstungskonzernen  Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französischen Konzern Nexter Systems fusioniert. Die daraus entstandene Holding KNDS mit Sitz in Amsterdam sollte den gemeinsamen Kampfpanzer entwickeln. Auf Drängen von Berlin wurde auch der in Düsseldorf ansässige Rüstungskonzern Rheinmetall an der Entwicklung beteiligt.

Streit gab es unter anderem darüber, wer für das Hauptgeschoss zuständig sein sollte: Rheinmetall mit seiner 130mm-Kanone oder Nexter mit seiner 140mm-Kanone.

In Frankreich gab es zudem heftige Kritik, als Rheinmetall 2022 den Prototyp eines weiteren Panzers vorstellte, der früher als der MGCS fertig sein soll: Der KF51 Panter würde dem deutsch-französischen Vorhaben Konkurrenz machen.

Ein weiterer Konflikt lag im unterschiedlich starken Zeitdruck: Während sich der deutsche Leopard weiter gut verkauft, produziert Frankreich schon seit Jahren keine Leclerc-Panzer mehr.

Mittelfristig soll das Vorhaben auch für andere Staaten offen sein. Italien und Niederlande haben bereits Interesse angemeldet. Dies könnte die Kosten für alle senken, die Regelung der Zuständigkeiten aber weiter erschweren.

Wie soll der Kampfpanzer der Zukunft aussehen?

Beide Seiten betonen, dass es nicht um die Weiterentwicklung der vorhandenen Panzer gehe, sondern um „etwas ganz Neues“. Bislang zeichnet sich ab, das ein Fahrgestell für drei verschiedene Fahrzeuge genutzt werden soll: zum einen für den Hauptpanzer, dessen Besatzung in einer Schutzkapsel im Inneren besser geschützt sein soll. Er soll mit höchstens 50 Tonnen leichter sein als die bisherigen Modelle.

Ein weiteres bemanntes Fahrzeug soll mit einem Raketensystem ausgestattet werden, ein drittes unbemanntes Fahrzeug mit Panzerabwehrraketen. Hinzu kommen Drohnen, eine eigene Cloud-Plattform, moderne Sensorik und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Ursprünglich sollte das neue System 2035 einsatzbereit sein, inzwischen ist von 2040 die Rede. (afp)



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