Die größte Angst der US-Wirtschaftsführer

Die Hauptsorge der amerikanischen Wirtschaftsführer ist nicht die Inflation oder die Rezession, sondern die Gefahr eines „katastrophalen“ Staatsbankrotts. Das erklärte eine wichtige Beraterin von US-Präsident Joe Biden am 14. Mai.
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Die Direktorin des Nationalen Wirtschaftsrats, Lael Brainard, spricht auf dem Semafor World Economic Summit am 12. April 2023 in Washington, DC.Foto: Drew Angerer/Getty Images
Von 17. Mai 2023

Die größte Sorge führender Wirtschaftsvertreter in den USA ist ein US-Staatsbankrott. Das sagte Lael Brainard, Direktorin des Nationalen Wirtschaftsrates des Weißen Hauses, am 14. Mai in der „CBS“-Sendung „Face the Nation“.

Das Finanzministerium warnte vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA am 1. Juni, sollte der Kongress die Schuldenobergrenze von 31,4 Billionen US-Dollar nicht anheben. Eine Analyse, die das Weiße Haus veröffentlicht hat, zeigt, dass eine Zahlungsunfähigkeit bis zu 8,3 Millionen Arbeitsplätze vernichten könnte.

Gespräche über die Anhebung der Schuldenobergrenze der US-Regierung sind in Washington jedoch kaum vorangekommen. Der Sprecher des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy und die Republikaner legten einen Vorschlag vor, der eine Anhebung der Obergrenze um 1,5 Billionen US-Dollar mit Kürzungen der Ausgaben in Höhe von 4,5 Billionen US-Dollar verbindet.

Kann der Kongress einen Zahlungsausfall verhindern?

„Wenn ich mit CEOs und Wirtschaftsführern im ganzen Land spreche, sagen sie mir, dass die Dinge eigentlich sehr gut laufen“, sagte Brainard. „Aber ihre größte Sorge ist, dass der Kongress einen Zahlungsausfall nicht verhindern kann, und das wäre katastrophal. Das würde zu höheren Kreditkosten für Autos, Hypotheken, kleine Unternehmen und sogar für die US-Regierung führen.“

Damit teilt Brainard die Bedenken anderer Beamter der Biden-Administration. Sie meinen, dass ein Zahlungsausfall die Kreditkosten in die Höhe treiben und der Wirtschaft erheblichen Gegenwind bescheren würde. Die Ökonomin Brainard war stellvertretende Vorsitzende der Federal Reserve (Fed), bevor Biden sie zur Leiterin des Wirtschaftsberatungsgremiums des Weißen Hauses ernannte.

Letzte Woche äußerte sich Rohit Chopra ähnlich. Der Direktor des Consumer Financial Protection Bureau (Büro für Verbraucherschutz) erklärte gegenüber „CNN“, dass verschiedene Arten von Krediten im Fall eines Zahlungsausfalls teurer werden würden: „Das ist eine große Sorge. Jede Familie sollte besorgt sein.“

Nervosität an der Börse

Auch die Wall Street wird angesichts des Streits um die Schuldenobergrenze zunehmend nervös. Jane Fraser, CEO der Citigroup, stellte klar, dass die Verhandlungen über die Anhebung der Schuldenobergrenze „beunruhigender“ seien als früher.

Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, sagte, die Bank berufe wöchentliche Treffen ein, um sich auf ein Ereignis vorzubereiten, das die Märkte erschüttern könnte. „Je näher das Ereignis rückt, desto mehr Panik wird es geben“, sagte Dimon letzte Woche gegenüber „Bloomberg TV“. „Die Märkte werden volatil werden, vielleicht wird der Aktienmarkt einbrechen, die Finanzmärkte werden ihre eigenen Probleme haben.“

Biden sagte, er sei „absolut sicher“, dass das Land eine Zahlungsunfähigkeit vermeiden könne, doch die Zeit für eine Lösung werde immer knapper. Die Sorge um die Schuldenobergrenze kommt inmitten der anhaltenden Inflations- und Rezessionsängste.

Negative Einschätzung der Wirtschaftslage

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Land innerhalb des nächsten Jahres in eine Rezession gerät, ist nach Angaben der New Yorker Notenbank auf 68,2 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit 1982.

Der Rezessionsrisikoindikator der Fed ist heute höher als im November 2007 und damit kurz vor der Subprime-Krise. Damals lag er bei 40 Prozent.

Die jüngste All-America Economic Survey des Fernsehsenders „CNBC“ ergab, dass 69 Prozent der erwachsenen US-Bürger die aktuelle Wirtschaftslage negativ einschätzen – der höchste Wert seit Beginn der Umfrage vor 17 Jahren.

Mehrere aktuelle Daten deuten darauf hin, dass die Inflation zu einem größeren Problem geworden ist, als viele glauben. Die Importpreise sind im April kräftig gestiegen. Die langfristigen Inflationserwartungen stiegen auf den höchsten Stand seit 12 Jahren.

Die in dieser Woche veröffentlichten Preisdaten – der Verbraucherpreisindex und der Einkaufspreisindex – zeigen, dass sich die Inflation im Vergleich zum Vormonat zudem beschleunigt hat.

Giftiges Gebräu: Stagflation

Ein Zeichen dafür, dass die Sorge vor einer Stagflation wieder in den Vordergrund rückt, ist, dass die Erwartungen der Verbraucher an die Stärke der Wirtschaft innerhalb eines Jahres um 23 Prozent gesunken sind.

„Die langfristigen Erwartungen sind ebenfalls um 16 Prozent gesunken, was darauf hindeutet, dass die Verbraucher befürchten, dass der wirtschaftliche Abschwung nicht von kurzer Dauer sein wird“, sagte Joanne Hsu, Direktorin der University of Michigan Surveys of Consumers.

Stagflation ist eine Kombination aus verlangsamtem Wachstum und hoher Inflation – ein giftiges Gebräu, das für die Entscheidungsträger der Fed schwer zu handhaben ist, da das eine das andere verschlimmert.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Biggest Fear Among US Business Leaders Is ‘Catastrophic’ Debt Default: White House Economic Adviser“ (deutsche Bearbeitung jw)



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