Erdogans Rede zu Khashoggi lässt etliche Fragen offen

Die Rede des türkischen Präsidenten Erdogan wirft neue Fragen auf.
Titelbild
Ein Videostandbild zeigt laut der türkischen Zeitung "Hurriyet" Khashoggi beim Betreten des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul.Foto: CCTV via Hurriyet/AP/dpa
Epoch Times23. Oktober 2018

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte angekündigt, die „nackte Wahrheit“ im Fall des getöteten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi zu enthüllen. Nach seiner mit Spannung erwarteten Rede am Dienstag bleiben jedoch etliche Fragen offen.

Insbesondere äußerte sich Erdogan nicht dazu, wie genau Khashoggi zu Tode kam und wer hinter dem Verbrechen im Istanbuler Konsulat Saudi-Arabiens steckt. Auch angebliche Audio- und Videoaufnahmen der Tat erwähnte er nicht.

Wer war der Auftraggeber?

Zwar sprach Erdogan in seiner Rede von einem „politischen Mord“, der Tage im Voraus von einem aus Saudi-Arabien entsandten Kommando „geplant“ worden sei. Doch vermied der türkische Staatschef es, der saudiarabischen Führung eine direkte Verantwortung für die Tat zu geben.

Stattdessen forderte er von ihr lediglich Aufklärung, „wer den Befehl für das Verbrechen“ gegeben hat und wo sich die Leiche Khashoggis befindet.

Die türkischen Medien sind seit Wochen voll von schockierenden Details zur Tötung Khashoggis. So wurde berichtet, dass der „Washington Post“-Kolumnist im Büro des Konsuls in dessen Gegenwart gefoltert, enthauptet und von einem angereisten Gerichtsmediziner in Stücke geschnitten worden sei.

Laut anderen Versionen wurde der 59-Jährige erwürgt. Erdogan äußerte sich jedoch nicht zu den Todesumständen.

Der türkische Präsident machte auch keine Angaben zum Verbleib der Leiche, sondern verlangte dazu Auskunft von Riad. Die Polizei hat auf der Suche nach dem Toten das Konsulat und die Residenz des Konsuls durchsucht und zuletzt auch ein Waldgebiet im Norden Istanbuls sowie das Umland der Stadt Yalova am Marmara-Meer ins Visier genommen.

Laut Erdogan hatten saudiarabische Agenten dort vor der Tötung Khashoggis Erkundungen vorgenommen.

Was ist mit den Audio- und Videoaufnahmen?

Laut türkischen Medienberichten verfügen die Ermittler über Audio- und Videoaufnahmen aus dem Konsulat, die belegen sollen, dass Khashoggi dort gefoltert und ermordet wurde.

Wenn es diese Aufnahmen tatsächlich gibt, stellen sie ein ernstes Druckmittel gegen Saudi-Arabien dar, da sie der klare Beweis für das Verbrechen wären. Offiziell wurde ihre Existenz bisher aber nicht bestätigt und auch Erdogan erwähnte sie in seiner Rede nicht.

In den vergangenen Tagen veröffentlichten türkische Medien diverse Details aus den Polizeiermittlungen, die auf eine direkte Verbindung der Täter zum saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman hindeuten.

Erdogan forderte zwar, alle Verantwortlichen in dem Fall zu bestrafen, erwähnte den Thronfolger aber mit keinem Wort. Stattdessen zeigte er sich „zuversichtlich“, dass König Salman bei den Ermittlungen kooperieren werde. (afp)



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