Ex-Frau von IS-Führer al-Bagdadi: „Freiheit mir wichtiger als ein Leben als IS-Prinzessin“

Sadscha al-Dulaimi, eine der Ex-Frauen von IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi, hat dem schwedischen „Expressen“ ein Interview gegeben. Sie sagt darin, dass sie gar nicht glauben kann, dass ihr früherer Mann der mächtigste Mann hinter dem IS-Terror ist.
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Welche Metamorphose hat "Al-Bagdaddy" durchlaufen? Seine Ex-Frau sagt, dass er sehr gut mit Kindern umgehen konnte.Foto: YouTube-Screenshot
Epoch Times1. April 2016

„Er hatte eine geheimnisvolle Persönlichkeit und ich wagte nicht, mit ihm zu sprechen", berichtet Saga über den IS-Chef im Interview mit dem Nahost-Korrespondenten Kassem Hamade vom schwedischen „Expressen“.

Vor über 6 Jahren hatte sie den ihr damals recht normal erscheinenden Hisham Muhammad geheiratet, der nun der meistgejagte Chef der Terrormiliz Islamischer Staat ist. Sie bekamen eine gemeinsame Tochter.

Seine Ex-Frau über den IS-Chef: Er war ein gewöhnlicher Hochschullehrer

"Ich erkenne ihn nicht wieder. Als wir heirateten, war er ein gewöhnlicher Hochschullehrer." Saga entstammt einer konservativen Familie der Oberschicht aus Bagdad. Vor dem IS-Chef war sie schon einmal verheiratet gewesen – mit Falah Ismail al-Jassim, der Leibwächter von Saddam Hussein war.

Nach dem Sturz des Saddam-Regimes bauten er und andere Armeegeneräle die Widerstandsbewegung Jaish al-Rashedin auf, die gegen die US-Truppen im Irak kämpften. Ein Jahr nach der ersten Hochzeit ist er gefallen. Saga verblieb mit den Jungen Omar und Osama.

Abu Bakr al-Bagdadi heiratete eine Witwe

Es war ihre Tante, der ein Mann einfiel, der auch eine Witwe heiraten würde: Hisham Muhammad, ein ganz gewöhnlicher Hochschullehrer. „Ich kannte ihn nicht, aber mein Vater gab seinen Segen“, erzählt Saga.

Während der kurzen Ehezeit – sie blieb nur drei Monate – konnte sie nicht bemerken, dass ihr Mann in irgendeiner Weise politisch aktiv war. Sie empfand es als sehr hart, mit den Kindern allein in der Wohnung zu bleiben. Da es in der islamischen Welt Sitte ist, die Kinder der Witwe, die man heiratet, gut zu behandeln, hatte Saga nichts zu befürchten.

Dennoch fühlte sich die junge Frau einsam und schwach. Sie trauerte immer noch um ihren ersten Mann. Vater, Mutter und Geschwister waren nach Syrien gegangen. Der Mann der einen Schwester wurde von IS-Truppen getötet. Der Mann einer anderen Schwester verschwand spurlos.

Saga: Mein Mann war geheimnisvoll und schweigsam

Vom späteren IS-Chef al-Baghdadi erfuhr sie im Alltag nicht viel. Er sei geheimnisvoll und schweigsam gewesen. „Wir trafen uns zum Abendessen. Er trug mir auf, dieses und jenes herbeizuholen. Er verbrachte seine Tage an der Universität, wo er die Religion und die Scharia lehrte. Manchmal verschwand er für einige Tage. Er sagte, dass er seinen Bruder besuchen würde", erinnert sich Saga.

Was erstaunt: Er liebte Kinder. "Sie machten ihn zum Idol", sagt die Ex-Frau. Mit Kindern habe er wirklich gut umgehen können. Auch zu ihr sei er keineswegs gemein gewesen. Aber ihre Beziehung zu ihm blieb oberflächlich. Für sie war er eine schillernde Person. Doch sie war nicht in der Lage, ein normales Gespräch mit ihm zu führen.

Freiheit wichtiger als ein Leben als IS-Prinzessin

Sie verließ ihn nach nur drei Monaten, denn er hatte noch eine andere Frau, die unter den Umständen sehr litt und einen traurigen Anblick bot. An das erste Treffen mit al-Baghdadis erster Frau will sie sich lieber nicht erinnern. Saga konnte es schließlich nicht mehr aushalten und ging. Saga war bei der Trennung schwanger: Mit Tochter Hagar. Der IS-Führer bat sie immer wieder zurückzukehren – auch wegen der gemeinsamen Tochter. Die junge Frau ist sich darüber bewusst, dass sie beim IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi wie eine Prinzessin hätte leben können, doch sie sagt: "Ich möchte Freiheit."

Sie zog nach der Trennung zunächst nach Bagdad zur Familie des ersten Mannes. Dann ging sie nach Syrien. Später kam die nun 28-jährige Saga al-Dulaimi mit ihren vier Kindern für in libanesische Gefangenschaft. "Es war im Libanon, als ich die schockierende Nachricht bekam, dass mein Ex-Mann der größte Terror-Chef dieser Tage ist", weiß die junge Mutter.

DNS-Test zeigt: Hagar ist die Tochter vom IS-Anführer

„Sie zeigten mir Bilder von meinem Ex-Mann und fragten mich, ob ich ihn erkenne“, berichtet sie. Ich zerschlug vor Wut ein Fenster. Die libanesischen Behörden machten einen DNS-Test mit allen vier Kindern. Der Test zeigte, dass al-Baghdadi wirklich Hagars Vater war. Über den IS-Chef meint sie: "Wie er der Emir der weltweit gefährlichsten Terrororganisation werden konnte, ist mir ein Rätsel".

Vor vier Monaten kam sie aus libanesischer Gefangenschaft frei: Im Austausch für Gefangene der Al-Nusra-Front. „Es war mein Bruder, durch den ich frei kam. Er spielte eine führende Rolle bei al-Nusra. Ich hatte meinen Bruder Khaled seit langer Zeit nicht mehr gesehen“, erzählt Saga. Als sie entlassen wurde, habe sie einen großen und mächtigen Mann getroffen, der bewaffnet und maskiert war und von dem sie annahm, dass er einen Bombengürtel trug. Er habe versucht, sie zu umarmen. Sie stieß ihn weg. Er habe gesagt, er sei ihr Bruder Khaled. Sie schrie und brach zusammen.

Al-Bagdadi wollte sie zurück

Inzwischen ist sie mit einem Palästinenser verheiratet. Zuletzt sprach sie 2009 mit ihrem Ex-Mann. "Er fragte mich, ob ich zu ihm zurückkehren wolle, aber ich hatte mich bereits entschieden." Er sagte, ich könnte Hagar behalten, bis ich wieder heiraten würde. Dann wolle er die Tochter zurückhaben.

Wunsch: Zukunft in Europa

Sie möchte den Nahen Osten verlassen: "Ich will in einem europäischen Land leben, nicht in einem arabischen. Ich will in Freiheit leben". Auf die Frage, wie Europa mit der Braut des Terroristenchefs, der in letzter Instanz Drahtzieher für Anschläge wie in Brüssel ist, umgehen werde, erwidert sie: „Ich habe keinerlei Verbindung zum IS.“

Über ihre Tochter bemerkt sie: "Es ist nicht ihre Schuld, dass sie die Tochter des weltweit meistgejagten Terroristen ist." Hagar ist ein ganz normales Mädchen. Sie schaut gerne Schlümpfe und will entweder Friseuse werden oder Anwältin. Für ihre Tochter wünscht sich Saga, dass sie einmal studieren darf. (kf)



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