Frankreich: Warmwasser wird 2 Stunden pro Tag ferngesteuert abgeschaltet

Die kürzlich neu eingeführte Energiesparampel in Frankreich könnte ein wenig an die Corona-Ampel-App in China erinnern. Die Energiemaßnahmen sind jedoch lediglich eine Empfehlung – bis auf eine.
Energie-Ampel in Frankreich: Mitmachen ist freiwillig – meistens
Der elektrische Stromzähler „Linky“ des Stromkonzerns EFD kann fernüberwacht werden.Foto: DENIS CHARLET/AFP via Getty Images
Von 18. November 2022

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Seit sechs Wochen heizen die Warmwasserboiler von 4,3 Millionen Kunden in Frankreich zwischen 12 und 14 Uhr kein warmes Wasser mehr auf. Dabei haben die Menschen nach der Abschaltung noch eine Weile warmes Wasser, da sich die Temperatur eine gewisse Zeit hält. In diesem Zeitraum entfällt jedoch das Nachheizen des Wassers.

Dieser Eingriff spare 2,4 Gigawatt Leistung ein. Das entspreche zwei Kernkraftwerken oder dem Verbrauch von 2,4 Millionen Menschen, so der Stromnetzbetreiber Enedis. Im Krisenwinter könne die Maßnahme helfen, komplette Stromabschaltungen zu vermeiden, berichtete die „NZZ“.

In vielen Haushalten wurde bereits ein automatischer Stromzähler, „Linky“ genannt, installiert. Dieser kann bei Bedarf aus der Ferne den Befehl umsetzen, das Aufheizen des Warmwasserreservoirs zu bestimmten Zeiten auszusetzen. Viele Bürger kritisieren die Maßnahme, andere halten sie für sehr effektiv.

Warmwassereinsparung ist Teil eines 15-Punkte-Katalogs

Die Warmwasseraufbereitung mache 10 bis 14 Prozent des häuslichen Stromverbrauchs aus. Somit verberge sich hier großes Einsparpotenzial, begründet der Netzbetreiber den Schritt.

Die Maßnahme gehört zu einem Sparkatalog, den die Regierung in Paris der französischen Bevölkerung im Oktober vorlegte. Damit soll der Energieverbrauch in den kommenden zwei Jahren um zehn Prozent gesenkt werden. Der Maßnahmenplan enthält 15 Punkte, die primär das Heizen, die Beleuchtung, die Mobilität und die Verwendung von Stromverbrauchern betrifft. Diese sind alle freiwillig – alle, bis auf eine: die Warmwasseraufbereitung.

Zusätzlich informiert der Netzbetreiber RTE (Réseau de Transport d’Electricité) die Menschen über die Medien in Form einer Art Energieampel. Auf dessen Grundlage sollen die Franzosen ihren Stromkonsum anpassen.

15 Punkte im „Kampf gegen die hohen Energiepreise“

Zu den wichtigsten Punkten des Maßnahmenkatalogs gehört neben der Warmwasser-Abschaltung etwa der Aufruf an private Haushalte und Unternehmen, beim Heizen und der Beleuchtung zu sparen. Wenn möglich, sollen die Menschen auch von Zuhause aus arbeiten. Vorgesehen sind zudem finanzielle Anreize für das Carsharing sowie Einschränkungen für die Verfügbarkeit von Warmwasser in öffentlichen Gebäuden.

Energieministerin Agnès Pannier-Runacher sagte dazu in Paris, es sei nötig, „jetzt zu handeln“. Im Mittelpunkt stehe der Kampf gegen die hohen Energiepreise, der nach diesem Winter nicht zu Ende sei. Sie betonte, die Regierung habe die Maßnahmen nach Beratungen mit der Wirtschaft getroffen. Die zehnprozentige Senkung des Energieverbrauchs beziehe sich auf das Jahr 2019.

„Es wird keine Temperaturpolizei geben“

Konkret sind Haushalte und Unternehmen dazu aufgerufen, Innenräume auf höchstens 19 Grad zu heizen. „Das ist nicht verpflichtend, es wird keine Temperaturpolizei geben“, versprach die Ministerin. Die Heizperiode solle außerdem um je zwei Wochen am Anfang und Ende gekürzt werden.

Einen weiteren Punkt des Maßnahmenkatalogs betrifft die beleuchtete Werbung. Diese muss künftig nachts zwischen 1 und 6 Uhr abgeschaltet werden, für Flughäfen und Bahnhöfe gelten Ausnahmen. Zudem dürften klimatisierte Geschäfte die Türen nicht mehr offen lassen.

Präsident Emmanuel Macron sagte, gesparte Energie bedeute gesparte Kosten. Das heiße aber nicht, „weniger zu produzieren“. Sparsamkeit bedeute stattdessen Effizienzgewinn.

Medienkampagne in ganz Frankreich

Nach der Vorstellung des Maßnahmenplans startete die Regierung in den darauffolgenden Wochen eine intensive Medienkampagne. Damit die Menschen wissen, wann das Stromnetz besonders belastet ist, bietet Frankreich laut „Tagesanzeiger“ nun einen sogenannten Strom-Wetterbericht an. Dieser wird mit dem Ecowatt-Farbcode des Betreibers des RTE-Stromnetzes in Fernsehen und Radio präsentiert. So sollen die Franzosen jederzeit über die Auslastung des nationalen Stromnetzes informiert werden.

Frankreich Energie

In Frankreich wurde eine Art Energieampel eingeführt. Foto: Screenshot, YouTube-Video „Ecowatt : le dispositif d’alerte pour cet hiver“

Die französische Regierung hatte bereits zuvor mit großen Medienhäusern vereinbart, dass sie beispielsweise mit ihren Wetterprogrammen ein „Energiewetter“ verknüpfen. Dieses veranschaulicht den Bürgern den Spannungszustand des Netzes mithilfe grüner, gelber und roter Farbcodes, berichtete die Zeitung „Le Parisien“.

Bei einem grünen Symbol ist der Stromkonsum im Lot, bei Gelb ist das System belastet und bei Rot drohen Versorgungsunterbrechungen, sofern die Verbraucher ihren Stromkonsum nicht herunterfahren. Dann sind die Menschen aufgefordert, ihren Verbrauch zwischen 8 und 12 Uhr sowie zwischen 18 und 20 Uhr zu senken.

(Mit Material von AFP)



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