Fürs Klima frieren: Briten sollen abends Heizung abschalten

Vormittags vorheizen, abends die Heizung abschalten. Das hat der britische Ausschuss für Klimawandel den Briten empfohlen. Doch die Begeisterung hält sich in Grenzen.
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Von der britischen Regierung kommen Vorschläge zum Heizen, die die Bevölkerung nicht unbedingt annehmen will.Foto: iStock
Von 1. September 2023

Der britische Ausschuss für Klimawandel (CCC) hat Millionen von Briten aufgefordert, ihre Häuser abends nicht zu heizen, damit die Regierung ihr Netto-Null-Ziel erreichen kann. Dies hat der „Telegraph“ kürzlich berichtet. Im Rahmen eines Dokumentes über „Verhaltensänderungen“ habe das Gremium den Briten empfohlen, ihre Häuser am Nachmittag „vorzuheizen“, wenn der Stromverbrauch geringer ist. Dies könne den Familien Geld sparen.

„Es gibt ein erhebliches Potenzial für Emissionseinsparungen, indem wir einfach die Art und Weise ändern, wie wir unsere Häuser nutzen“, heißt es im sechsten „Carbon Budget“-Papier des CCC. Darin wird dargelegt, wie das Vereinigte Königreich seine Emissionen zwischen 2033 und 37 reduzieren sollte. Die Behörde schlägt vor, dass Menschen mit elektrisch betriebenen Heizsystemen wie Wärmepumpen ihre Heizkörper abends abschalten sollten.

Kritiker behaupten jedoch, der wahre Grund sei, dass die erneuerbaren Energien nicht in der Lage sein werden, die Nachfragespitzen zu bewältigen.

Leiter des Klimawandel-Ausschusses besitzt Gasheizkessel

In Großbritannien gibt es zwar kein Heizungsgesetz wie in Deutschland, doch die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen führt auch dort zu heftigen Debatten. Der ehrgeizige Plan der britischen Regierung ist es, die im Land weitverbreiteten Gasboiler durch Wärmepumpen auszutauschen. Bis 2028 möchte die Regierung 600.000 Wärmepumpen pro Jahr installieren. Verbraucher zögern jedoch angesichts von Kosten bis zu 10.000 Pfund (11.600 Euro) mit der Umrüstung.

Und jetzt die Kontroverse: Letzten Monat enthüllte sogar der Leiter des CCC, Chris Stark, dass er in seiner eigenen Wohnung immer noch einen Gasheizkessel hat. Und das, obwohl sein Ausschuss die Briten dazu drängt, auf Wärmepumpen umzusteigen. Laut „Telegraph“ habe Stark vor mehr als vier Jahren zwar gesagt, dass er gerne auf ein elektrisches Heizsystem umsteigen würde, meinte jetzt aber, dass er dazu nicht in der Lage war.

Er habe zudem eingeräumt, dass Wärmepumpen für viele Menschen zu teuer seien. Zudem sei es „sehr schwierig“, sie in bestehenden Wohnungen wie seiner eigenen zu installieren. Die Bemerkungen habe er gemacht, als er von den Abgeordneten im britischen Unterhaus dazu befragt wurde, wie die Regierung ihr Ziel für das Jahr 2035 erreichen könne. Demnach sollten bis dahin alle Gasheizkessel aus dem Verkehr gezogen sein.

„Dumme Ideen“

Laut Kritikern sei der Ratschlag, nachts nicht mehr zu heizen, nur das jüngste Beispiel dafür, wie die britischen Bürger aufgefordert werden, Kompromisse bei ihrer Lebensqualität einzugehen. „Das Stromnetz knarrt bereits, und dumme Ideen wie diese zeigen, wie viel schlimmer es noch werden wird“, sagte Andrew Montford, Direktor von Net Zero Watch, gegenüber dem „Telegraph“. Es sei klar, dass die erneuerbaren Energien eine Katastrophe seien, die sich anbahnt.

„Wir brauchen jetzt politische Führer, die den Mut haben, das zuzugeben“, ergänzte Montford. Net Zero Watch untersucht die Klima- und Dekarbonisierungspolitik, was sie kostet, ob sie etwas nützt und welche Auswirkungen sie tatsächlich auf die Umwelt und die Lebenshaltungskosten hat.

Auch in den sozialen Medien sorgte die Nachricht für Aufruhr. Ein X-Nutzer schrieb: „Ich werde meine Heizung anschalten, wann immer ich will.“ Oder „Was für ein Unsinn!“ Jemand anderes schrieb dagegen: „Viele Menschen werden es sich dank dieser Regierung in diesem Winter nicht leisten können, ihre Häuser zu heizen, allerdings wird der Verkauf von Thermounterwäsche die Gewinne von Damart steigern.“

Kehrtwende geplant?

Der Tory-Abgeordnete Craig Mackinlay, Leiter der Net Zero Scrutiny Group seiner Partei, meinte: „Es wird deutlich, dass die Einhaltung der einklagbaren Kohlenstoff-Budgets und die Erlasse, die vom CCC kommen, sich zu einer Farce entwickeln.“

Laut Mackinlay müsse der Climate Change Act 2008 geändert werden, um die Bevölkerung von verrückten und unpraktischen Zielen zu befreien, die ihr von längst verstorbenen Politikern aufgezwungen wurden. „Dieser jüngste Ratschlag, uns an kalten Abenden erfrieren zu lassen, zeigt nur, dass der Traum von reichlich und billiger erneuerbarer Energie eine Täuschung ist“, so der Tory-Abgeordnete gegenüber dem „Telegraph“. Er sei in die Politik gegangen, um das Leben seiner Wähler in allen Bereichen zu verbessern. Und nicht, um sie kälter und ärmer zu machen.

Der Ausschuss für Klimawandel (CCC) ist ein unabhängiges Gremium, das 2008 von den Ministern eingesetzt wurde, um die Regierung zu beraten, wie sie ihre Klimaziele erreichen kann. In seinem jüngsten Bericht kritisiert der Ausschuss die britische Regierung wegen ihrer „besorgniserregend langsamen“ Maßnahmen in Sachen Klima.

Die Downing Street hat laut „Telegraph“ jedoch mittlerweile angedeutet, dass sie eine Kehrtwende machen wird. Demnach habe sie davor gewarnt, dass dieser Schritt die Energiearmut in ländlichen Gebieten verschärfen und das angeschlagene Stromnetz weiter belasten würde.



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