Gauck auf Weltwirtschaftsforum: Bereitschaft zur Flüchtlingsaufnahme nicht unendlich

"Auch wenn die Zivilgesellschaft in den vergangenen Monaten vielerorts Großartiges geleistet hat, ist die Bereitschaft zu solidarischem Handeln nicht unendlich", sagte Gauck am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Titelbild
Joachim GauckFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times20. Januar 2016

Laut Bundespräsident Joachim Gauck ist die Bereitschaft zur Flüchtlingsaufnahme in Deutschland nicht unendlich. "Auch wenn die Zivilgesellschaft in den vergangenen Monaten vielerorts Großartiges geleistet hat, ist die Bereitschaft zu solidarischem Handeln nicht unendlich", sagte Gauck am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. "Viele Bürger empfinden Zuwanderung weniger als Gewinn, denn als Verunsicherung und den Verlust einer vertrauten Welt."

Neuankömmlinge brächten "andere Sitten und Auffassungen, andere Sprachen, Religionen und teilweise andere Wertvorstellungen in den Alltag", so Gauck weiter. Mit Blick auf die sexuellen Übergriffe in Köln und anderen Städten in der Silvesternacht sagte das deutsche Staatsoberhaupt, die Furcht sei gewachsen, "dass grundlegende zivilisatorische Errungenschaften wie Toleranz, Respekt und die Gleichberechtigung der Frau beeinträchtigt werden könnten. Die Furcht auch, dass der Staat nicht mehr immer und überall imstande ist, Recht und Ordnung zu wahren."

Diese Sorgen forderten überzeugende Antworten des demokratischen Rechtsstaats, "denn das Vertrauen in das Problembewusstsein, die Gestaltungskraft und die Weitsicht der Politik sind Voraussetzung dafür, dass die Bürger den Wandel mittragen", betonte der Bundespräsident. Politik habe das Interesse der Bürger am Fortbestand eines funktionierenden Gemeinwesens zu verbinden mit dem humanen Ansatz, Schutzbedürftigen zu helfen, erklärte Gauck.

"Das kann gegebenenfalls bedeuten, dass Politik Begrenzungsstrategien entwickeln und durchsetzen muss – nicht als reflexhafte Abwehr, sondern als Element verantwortungsbewussten Regierungshandelns. Eine Begrenzungsstrategie kann moralisch und politisch sogar geboten sein, um die Handlungsfähigkeit des Staates zu erhalten." Sie könne auch geboten sein, "um die Unterstützung für eine menschenfreundliche Aufnahme der Flüchtlinge zu sichern", so der Bundespräsident. "Begrenzung ist nicht per se unethisch: Begrenzung hilft, Akzeptanz zu erhalten. Ohne Akzeptanz aber ist eine Gesellschaft nicht offen und aufnahmebereit. Und genau aus diesem Grund suchen jetzt verstärkt die Regierungen in Deutschland und anderen europäischen Staaten und sucht auch Brüssel nach Lösungen, die Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren."

(dts Nachrichtenagentur)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion