Italien verhängt 10.000 Euro Bußgeld gegen Bonbon-Hersteller Vivil

Seit ein paar Jahren verbreitet sich der Nutri-Score in den Supermärkten der EU. Italien hält nichts von der Ampel auf Nahrungsmitteln – und verhängt Bußgelder an Hersteller.
Italien: Bußgeld für Vivil bei Gebrauch von Nutri-Score
Der „Nutri-Score“, eine farbliche Nährwertkennzeichnung auf einem Fertigprodukt.Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Von 13. Februar 2023

Der Nutri-Score soll den Verbrauchern mitteilen, wie gesund oder ungesund ein Produkt ist. Seit ein paar Jahren ist diese Nährwertkennzeichnung bereits bei einigen Produkten zu finden. Ein EU-Land leistet jedoch heftigen Widerstand gegen den Nutri-Score: Italien.

Kürzlich verhängten die italienischen Behörden ein Bußgeld in Höhe von 10.000 Euro für den deutschen Hersteller Vivil. Der Grund: Vivil bot dort seine gleichnamigen Bonbons mit der Nutri-Score-Kennzeichnung an, ohne das Nährwertlogo auf der Verpackung weiter zu erklären.

Italiens Wettbewerbsbehörde stufte dies als einen Verstoß gegen das italienische Verbrauchergesetzbuch ein, wie die „Lebensmittelzeitung“ berichtet. Der Nutri-Score könne den Verbraucher „zur Annahme verleiten, dass es sich bei den dargestellten Produkten um absolut gesunde Lebensmittel handelt“. Die Ampel-Wertung würde demnach viele Faktoren nicht berücksichtigen.

Vivil versuchte sich gegen die Entscheidung der italienischen Behörde zu wehren und das Bußgeld zu vermeiden, blieb jedoch erfolglos. „Es ist eine Dreistigkeit, dass Italien den Nutri-Score unterdrückt und somit versucht, Fakten zu schaffen“, sagte Hanspeter Schmidt, Anwalt von Vivil.

Neben dem deutschen Bonbon-Hersteller musste auch bereits das französische Unternehmen Dunkan ein Bußgeld von 30.000 Euro aufgrund des gleichen Verstoßes begleichen.

Ein „grünes“ Bonbon gesünder als ein Joghurt?

Kritik an dem System kommt allerdings nicht nur aus Italien: Dem Verbraucher werde durch den Nutri-Score angezeigt, wie gesund oder ungesund ein Lebensmittel ist, schreibt „RND“. Bei der Nährwertkennzeichnung geht es aber lediglich darum, wie gut ein Produkt innerhalb seiner Produktkategorie abschneidet.

Somit kann ein generell ungesundes Bonbon mit einem grünen Scorewert A den Eindruck vermitteln, dass es gesünder wäre als beispielsweise ein Joghurt mit einem weniger guten Scorewert. „Über die jeweilige Lebensmittelkategorie hinaus hat der Nutri-Score deshalb keine Bedeutung“, sagte Manon Struck-Pacyna vom Lebensmittelverband.

Der Nutri-Score ist kein umfassendes Bewertungssystem für Lebensmittel, teilt die Verbraucherzentrale Hamburg mit. Nicht alle wertgebenden Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigte Fettsäuren werden berücksichtigt. Deshalb sei der Nutri-Score in der Bewertung zu sehr vereinfacht. Er werde der Vielfalt eines Lebensmittels und seinen Eigenschaften, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben, nicht gerecht.

Andererseits könne nach Einschätzung der Verbraucherzentrale ohne eine gewisse Vereinfachung eine Bewertung auf einen Blick nicht gelingen.

Zahlreiche Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Süßstoffe oder Aromen werden nicht berücksichtigt. Hersteller könnten jedoch beispielsweise die Bewertung ihrer Produkte dadurch verbessern, dass sie mehr Zusatzstoffe einsetzen, um den Fettanteil zu verringern.

In die Bewertung fließe auch nicht mit ein, wie nachhaltig ein Produkt ist. Gleiches gilt für die regionale Herkunft, den ökologischen Anbau oder Gentechnikfreiheit – obwohl diese Aspekte vielen Kunden wichtig sind.

Mehr als 1.000 Marken nutzen Nutri-Score

In Deutschland verkaufen 640 Lebensmittelunternehmen mehr als 1.000 Marken mit der Nährwertkennzeichnung Nutri-Score (Stand Ende Dezember). Damit habe die Zahl der für den Nutri-Score registrierten Marken erstmals einen vierstelligen Bereich erreicht. Die Kennzeichnung wird bislang in Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg und in der Schweiz verwendet, sie ist nicht Pflicht innerhalb der EU.

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) will die Kennzeichnung weiterentwickeln. „Am Regal muss der Griff zum gesünderen Produkt die einfache Wahl sein. Der Nutri-Score bietet dabei eine gute Orientierung, die wir in Zukunft auf wissenschaftlicher Grundlage noch aussagekräftiger machen wollen“, sagte der Grünen-Politiker den Funke-Zeitungen. Gemeinsam mit anderen europäischen Partnern setze er sich zudem für die Einführung eines EU-weiten Nutri-Scores ein.

Seit mehr als zwei Jahren können Unternehmen in Deutschland die Nutri-Score-Nährwertkennzeichnung für ihre Produkte nutzen. Die fünfstufige Farb-Buchstabenkombination der Nährwert-Ampel, die auf Verpackungen aufgedruckt wird, reicht von einem grünen A bis zum roten E. Ungünstig ist die Bewertung, wenn zu viele Fette, Zucker oder Salz in einem Lebensmittel enthalten sind.

(Mit Material von AFP)



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