Lieferkette nicht durch Sabotage unter Druck – sondern durch politisches Versagen

Im „City Journal“ gibt ein Analyst Entwarnung bezüglich der Ängste, gezielte Sabotage stehe hinter jüngsten Unglücken in der Landwirtschaft der USA. Es gäbe allerdings ein reales Risiko für die Lieferkette – und das sei verfehlte Energiepolitik in den USA und Europa.
Brände und Probleme in Lieferkette verängstigen US-Bevölkerung
Häufige Brände in landwirtschaftlichen Betrieben in den USA ängstigen die Bevölkerung.Foto: iStock
Von 2. Juli 2022

Eine möglicherweise auffällige Häufung von Bränden und sonstigen Unglücksfällen in der US-amerikanischen Landwirtschaft hat im Frühjahr vielerorts für Argwohn gesorgt. Unter dem Eindruck anhaltender Unsicherheiten über die Sicherheit der landwirtschaftlichen Lieferkette hat sich James B. Meigs vom Manhattan Institute im „City Journal“ mit den Gerüchten beschäftigt.

Bürger in den USA hatten sich wegen einer statistisch ungewöhnlichen Häufung von Bränden oder Unfällen in der Lebensmittelindustrie geängstigt. Einige Medienkommentatoren wie Tucker Carlson hatten das Thema in ihren Sendungen aufgegriffen. Angesichts der ohnehin durch Corona-Folgen und den Ukraine-Krieg beeinträchtigten Lieferkette wurde befürchtet, feindliche Akteure könnten gezielt durch Sabotage die Versorgung ins Visier nehmen, um das Land zu destabilisieren.

Baader-Meinhof-Phänomen hinter den Sabotage-Befürchtungen

Meigs kommt in seiner Abhandlung zu dem Schluss, dass keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine gezielte Sabotage der Versorgung in den USA bestünden. Vielmehr führt er diesen Eindruck auf das zurück, was man in der Psychologie als „Baader-Meinhof-Phänomen“ bezeichnet.

Mit diesem Begriff wird der Eindruck beschrieben, dass eine Erscheinung, die wie der damalige RAF-Terrorismus in Deutschland mit einem Mal die Schlagzeilen beherrscht, auch im alltäglichen Leben stetig präsent wäre. Es handele sich demnach um eine unzutreffende Einschätzung über die tatsächliche Frequenz eines Ereignisses.

Im Frühjahr 2022 machten Listen von Bränden und anderen Vorfällen die Runde, die sich in sehr kurzen Zeiträumen zugetragen hatten. Schnell waren diese auf mehr als 90 Ereignisse angewachsen. So beschädigten beispielsweise Brände Fleischverpackungsanlagen in Georgia, Illinois und anderen Bundesstaaten. Weiterhin wurden Millionen von Hühnern und Truthähnen in Dutzenden Farmen vernichtet und Flugzeuge stürzten innerhalb einer einzigen Woche in zwei Lebensmittelproduktionsanlagen.

Brände und Unfälle in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung häufig

In seiner Analyse setzt Meigs die fast 100 Vorfälle in einen Gesamtkontext, der den Eindruck eines Musters relativiere. Immerhin gäbe es in den USA mehr als zwei Millionen landwirtschaftliche Betriebe und etwa 35.000 Lebensmittel- und Getränkeverarbeitungszentren. Der Brandschutzbehörde NFPA zufolge ereigneten sich USA-weit jährlich im Schnitt etwa 5.000 Brände in Produktions- und Verarbeitungsanlagen aller Art. Dies entspricht 15 derartigen Ereignissen pro Tag.

Zudem habe es bereits 2019 mehr als 2000 Brände in Getreide- und Viehzuchtbetrieben sowie in Kühllagern gegeben. Landwirtschaftliche Betriebe und Lebensmittellager seien grundsätzlich ein brandgefährdetes Umfeld. Immerhin kämen dort täglich schweres Gerät, explosive Brennstoffe und Chemikalien sowie riesige Mengen an Stroh, Getreide und anderen brennbaren Produkten zum Einsatz.

In der Verarbeitung der Lebensmittel in den entsprechenden Anlagen kämen Zucker, Mehl, Fette, Öle und andere brennbare Zutaten mit Öfen und ähnlichen Wärmequellen in Kontakt. Ausbrechende Brände stünden dann häufig im Zusammenhang mit Bauarbeiten, Schweißarbeiten, defekten Heizgeräten oder ähnlichen alltäglichen Ereignissen. In kaum einem der auf den Listen aufgeführten Fälle gingen Ermittler von Brandstiftung aus.

Lieferkette leidet unter explodierenden Energiepreisen

Meigs sieht dennoch keinen Anlass, sich mit Blick auf die sich verschärfenden Probleme in der Lieferkette zurückzulehnen. Die globale Krise der Lebensmittelversorgung sei real und der Krieg in der Ukraine habe insbesondere in diesem Bereich globale Auswirkungen.

Der Krieg sei jedoch nicht der einzige Faktor, der zu einer Verschärfung der Versorgungslage beitrage. Das damit einhergehende Problem sei die globale Energiekrise, die vor allem ein Resultat politischen Versagens und ideologischer Politik sei.

„Auch hier spielt die russische Invasion eine Rolle“, äußert der Analyst. „Aber die unrealistische grüne Energiepolitik in Europa und die feindselige Haltung der Biden-Regierung gegenüber der amerikanischen Energieproduktion verschärfen die Energieknappheit.“

Vom Feld bis zum Tisch hänge jeder Teil der Lebensmittelwirtschaft von erschwinglicher Energie ab. Die explodierenden Energiepreise wirkten sich auf Lebensmittelproduktion, Verteilung und sogar die Verfügbarkeit von Düngemitteln aus. Die USA seien zwar verhältnismäßig gut aufgestellt, belastete Lieferketten und hohe Lebensmittelpreise würden jedoch auch dort zum Tragen kommen. Das Resümee des City-Journal-Analysten: „Die politischen Versäumnisse, die uns in diese Lage gebracht haben, sind keine schattenhaften Verschwörungen. Sie sind eine öffentliche Angelegenheit.“



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