Lieferstopp von Gazprom – Ukraine: „Können Nord Stream 1 ersetzen“

Ungeachtet des Krieges im eigenen Land warb die Ukraine erneut für den Einsatz ihrer Pipelines, durch die bestenfalls mehr russisches Gas fließen soll. Dabei verdient das von Moskau angegriffene Land kräftig mit am russischen Gasgeschäft.
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Ein Mitarbeiter von Gazprom arbeitet an einem Gasregler im russischen Sudscha. Symbolbild.Foto: Maxim Shipenkov/Archiv/dpa
Epoch Times24. August 2022

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Angesicht des bevorstehenden kurzen Lieferstopps für russisches Gas über die Ostseepipeline Nord Stream 1 hat die Ukraine ihre Pipelines als Ersatz angeboten.

„Die Kapazitäten des ukrainischen Gastransportsystems und der Route durch Polen sind mehr als ausreichend, um die Erfüllung der Lieferverpflichtungen von russischem Gas in europäische Länder sicherzustellen“, heißt es in der Mitteilung des Betreibers des ukrainischen Gasleitungsnetzes (GTSOU) in Kiew. Die Ukraine könne „Nord Stream 1 ersetzen und einen zuverlässigen Gastransit in die EU-Länder gewährleisten.“

Milliardeneinnahmen für die Ukraine durch Gastransit

Gazprom hatte zuvor angekündigt, den Gasfluss durch Nord Stream 1 erneut zu unterbrechen. Demnach werde vom 31. August bis zum 2. September wegen Wartungsarbeiten kein Gas nach Deutschland fließen. Kiew warb in Anbetracht „chronischer Unterbrechungen der Arbeit von Nord Stream 1“ für die Alternativroute über die Ukraine und Polen. Mit gutem Grund: Die Ukraine bezieht laut „Fokus-Online“ aus dem Gastransit eine Durchleitungsgebühr, die derzeit bei etwa 2,66 Dollar pro 1.000 Kubikmeter Gas beträgt. Zusätzlich bezahlt der Energiekonzern Gazprom eine Entfernungspauschale für die Strecke auf ukrainischem Boden, durch die das Gas auf seinem Weg nach Westeuropa fließt.

Bei einer vertraglich vorgesehenen Durchleitungskapazität von rund 109 Millionen Kubikmetern Gas täglich würde die Ukraine schätzungsweise eine Milliarde Dollar jährlich an Transitgebühren von Russland erhalten, zitierte Focus-Online einen Energie-Analysten.

Transitgebühr: Gazprom zahlt, liefert aber wenig

Im Mai hat die Ukraine schließlich den Gastransport über Sochraniwka in der Region Luhansk gestoppt, weil die Pipeline auf ein Territorium liegt, das von Russland besetzt ist. Moskau und Kiew gaben sich dafür gegenseitig die Schuld. Die Ukraine erklärte, sie könne wegen der Anwesenheit der russischen Streitkräfte keine Lieferungen über die Anlagen in Sochraniwka mehr garantieren, und bat Gazprom, die Liefermengen stattdessen am Knotenpunkt Sudscha zu erhöhen. Moskau erklärte im Gegenzug, dass der Transit problemlos über Sochraniwka erfolgen könne, eine Umleitung über Sudscha sei technisch nicht möglich.

Am 16. August 2022 verzeichnete die Ukraine rund 42,6 Millionen Kubikmeter Gas, das über die Sudzha-Route von Russland nach Europa floss. Dies entspricht weniger als 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gesamttransitkapazität in der Ukraine.

„Gazprom habe die Möglichkeit, die Gaslieferungen nach Europa über die ukrainische Route zu erhöhen“, warb Olga Bielkova, Direktorin für Regierungs- und internationale Angelegenheiten bei GTSOU. Doch selbst die bereits gebuchten und bezahlten Kapazitäten würde der russische Gaskonzern nicht nutzen, kritisierte die ehemalige ukrainische Parlamentsabgeordnete. Von der angestrebten Unabhängigkeit Europas von russischem Gas, die die Ukraine bislang stets befürwortet hat, war hier jedoch keine Rede. (dl)



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