Nizza-Anschlag: War der Attentäter ein IS-Soldat?

Laut der Nachrichtenagentur Amak hat sich der Islamische Staat zum Anschlag in Nizza bekannt. Dies sei aus Kreisen, die der Terrormiliz nahestehen, bekannt geworden.
Titelbild
Mahnwache für die Opfer des Anschlags in der Französisch Stadt Nizza am 16. Juli 2016Foto: Anthony Kwan / Getty Images
Epoch Times16. Juli 2016

Nach dem Anschlag von Nizza mit mindestens 84 Toten und über 200 Verletzten suchen die französischen Ermittler nach den Hintergründen der Bluttat. Unklar ist, ob es sich um einen Einzeltäter handelt oder ob er zu der Tat von jemand angestiftet wurde.

Laut Angaben der Nachrichtenagentur Amak habe sich nun der Islamische Staat zum Anschlag in Nizza bekannt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Dies sei aus Kreisen, die der Terrormiliz nahestehen, bekannt geworden.

Die Echtheit der Erklärung ließ sich nicht überprüfen. Dagegen haben die französischen Behörden keine Hinweise darauf, dass der Attentäter in Verbindung mit Islamisten stand. Die Ermittler suchen nun nach möglichen Hintermännern der Bluttat. Vier Männer aus dem Umfeld des Attentäters wurden festgenommen.

Vater des Täters: „Er war cholerisch, er schrie und schlug alles kaputt“

Nach Aussage des Vaters des Attentäters, war der zum Zeitpunkt seines Todes 31 Jahre alte Tunesier, in seiner Jugend wegen psychischer Probleme ärztlich behandelt worden.

Premierminister Manuel Valls zeigte sich am Freitag überzeugt, dass Mohamed Lahouaiej-Bouhlel ein organisierter Islamist war, auch wenn die Ermittlungen dies noch nicht bestätigt hätten. „Das ist ein Terrorist, der ohne Zweifel auf die eine oder andere Weise mit dem radikalen Islamismus verbunden war“, sagte Valls dem Sender France 2.

Innenminister Bernard Cazeneuve verneinte im Fernsehsender TF1 aber die Frage, ob man Bouhlel bereits Verbindungen zum radikalen Islam nachweisen könne. „Wir haben hier ein Individuum, das den Geheimdiensten nicht für Aktivitäten in Verbindung mit dem radikalen Islamismus bekannt war“, sagte Cazeneuve.

Der Täter, der am französischen Nationalfeiertag mit einem gemieteten Lastwagen auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais in eine Menschenmenge gerast war und erst nach zwei Kilometern von der Polizei gestoppt und erschossen wurde, lebte nach Angaben der Staatsanwaltschaft seit vielen Jahren in Nizza. Bis Donnerstag war er nur als Kleinkrimineller aufgefallen.

Sein Vater sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass sein Sohn zwischen 2002 und 2004 auch einen Nervenzusammenbruch erlitten habe. „Er wurde cholerisch, er schrie, schlug alles kaputt, was er fand“, so Mohamed Mondher Lahouaiej-Bouhlel an seinem Wohnort im Osten Tunesiens. Er versicherte aber, dass sein Sohn nicht religiös gewesen sei. „Er betete nicht, er fastete nicht, er trank Alkohol und nahm sogar Drogen“, sagte der Vater.

Er habe seine Frau geschlagen und sei ein „Mistkerl“ gewesen, berichtete ein Familienmitglied der Online-Ausgabe der britischen Zeitung „Daily Mail“. Er habe Alkohol getrunken, Schweinefleisch gegessen und Drogen genommen. Der 31-Jährige Tunesier sei kein Moslem gewesen.

Auch vier Deutsche unter den Opfern

Unter den Opfern sind mehrere Ausländer. Am Freitagabend wurden auch zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Schule in Berlin-Charlottenburg vermisst, die in Nizza auf Klassenfahrt waren. Im Auswärtigen Amt hieß es am Abend, möglicherweise werde es noch längere Zeit dauern, bis über das Schicksal der vermissten Deutschen Klarheit besteht.

Am späten Freitagabend landeten zwei Flüge aus Nizza an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld. Passagiere und Angehörige wurden von Polizei und Sicherheitskräften von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Notfallseelsorger und Mitarbeiter eines Kriseninterventionsteams kümmerten sich um sie. Am Freitag waren bereits einige Berliner Schulklassen aus Nizza in die deutsche Hauptstadt zurückgekehrt. In der Stadt am Mittelmeer hatten sich Jugendliche aus zehn Berliner Schulen aufgehalten.

Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, unter den Toten seien auch zwei US-Amerikaner, zwei Schweizer, drei Tunesier, eine Marokkanerin, drei Algerier, eine Russin, eine Armenierin und ein Ukrainer.

24 Stunden nach dem grausamen Attentat gedachten Menschen an der Promenade des Anglais der Opfer und Hinterbliebenen. Um ein Mahnmal aus Blumen und Kerzen versammelten sich am Freitag vor Mitternacht zu Beginn der Flaniermeile die Trauernden. Die etwa 100 Menschen stimmten die Marseillaise an, Frankreichs Nationalhymne. Danach schwiegen sie. Manche wurden überwältigt von den Gefühlen, Tränen flossen. (dpa/dk)

 



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