Journalistin der „Nowaja Gaseta“ zusammengeschlagen

Eine Journalistin der russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ wurde bei ihrer Reise nach Tschetschenien brutal zusammengeschlagen. Sie wollte bei der Urteilsverkündung eines aufsehenerregenden Falls teilnehmen. Unterdessen wurde sie in ein Krankenhaus im benachbarten Nordossetien verlegt.
Investigativreporterin Jelena Milaschina wurde nach der Attacke in einem Krankenhaus behandelt.
Investigativreporterin Jelena Milaschina wurde nach der Attacke in einem Krankenhaus behandelt.Foto: Uncredited/Novaya Gazeta Europe Novayagazeta.eu/AP/dpa
Epoch Times4. Juli 2023

Eine Investigativjournalistin der unabhängigen russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ ist nach Angaben der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial in Tschetschenien zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Die Tschetschenien-Expertin Elena Milaschina und ihr Anwalt seien am frühen Dienstag nach ihrer Ankunft in der russischen Kaukasusrepublik attackiert worden, erklärte Memorial in Online-Netzwerken. Milaschina seien die Finger gebrochen worden, sie habe Prellungen „am ganzen Körper“ und verliere zeitweise das Bewusstsein.

Nach Angaben ihrer Zeitung „Nowaja Gaseta“ wurde sie in ein Krankenhaus der Hauptstadt Grosny gebracht. Laut Memorial wollte Milaschina in Tschetschenien über den Ausgang eines aufsehenerregenden Prozesses berichten. Auf dem Weg vom Flughafen nach Grosny wurde der Wagen mit der Journalistin und ihrem Anwalt Alexander Nemow demnach von bewaffneten Männern angegriffen.

Diese versetzten den beiden laut Memorial „brutale Fußtritte, auch ins Gesicht, drohten sie zu töten und hielten ihnen eine Waffe an den Kopf“. Die Angreifer hätten auch die Ausrüstung zertrümmert. Sie hätten immer wieder betont, dass Milaschina gewarnt worden sei. Diese solle „abhauen und nichts schreiben“.

In einem Video aus dem Krankenhaus beschreibt Milaschina den Vorfall: „Sie warfen den Taxifahrer raus, sprangen ins Auto, drückten unsere Köpfe nach unten, fesselten meine Hände (…) und hielten uns eine Waffe an den Kopf“, sagte sie.

Die russische Menschenrechtsbewegung Komitee gegen Folter veröffentlichte Fotos von Milaschina im Krankenhaus. Ihr Kopf war geschoren und mit einem grünen Desinfektionsmittel bedeckt, ihre Hände waren bandagiert. Reporter ohne Grenzen äußerte sich „entsetzt über den brutalen Angriff“.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte vor Journalisten, Präsident Wladimir Putin sei über den Vorfall unterrichtet worden sei. Es handele sich um einen „sehr schwerwiegenden Angriff, der strenge Maßnahmen erfordere“, sagte er am Dienstag.

Teilnahme an Prozess in Tschetschenien

Milaschina und ihr Anwalt wollten in Grosny an der Urteilsverkündung gegen Sarema Musajewa teilnehmen, die Frau des ehemaligen russischen Bundesrichters tschetschenischer Abstammung, Saidi Jangulbajew, der zum Gegner von Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow geworden war. Sie ist zudem Mutter dreier exilierter Kadyrow-Kritiker.

Tschetschenische Kräfte hatten Sarema Musajewa im Januar 2022 in der weit entfernten nordrussischen Stadt Nischni Nowgorod festgenommen und gewaltsam nach Tschetschenien gebracht. Dort wird der 53-Jährigen der Prozess wegen „Betrugs“ und „Gewalt gegen einen Polizisten“ gemacht. Ihr drohen mehrere Jahre Haft.

Journalistin berichtet über schwere Menschenrechtsverletzungen

Die preisgekrönte Investigativjournalistin Milaschina hatte jahrelang für die „Nowaja Gaseta“ über schwere Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien, wie etwa außergerichtliche Hinrichtungen berichtet. Im Februar 2022 musste sie nach Angaben ihrer Zeitung nach Drohungen Kadyrows, der sie als „Terroristin“ bezeichnete, Russland kurzzeitig verlassen.

Die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa sagte laut den russischen Nachrichtenagenturen eine „sorgfältige Untersuchung“ des Angriffs zu. Die Täter würden „zur Rechenschaft gezogen“. Nach Angaben der Menschenrechtsbeauftragten wurde Milaschina inzwischen in ein anderes Krankenhaus im benachbarten Nordossetien verlegt. Für ihre Sicherheit werde garantiert.

Bei der „Nowaja Gaseta“, deren Chefredakteur Dmitri Muratow 2021 den Friedensnobelpreis erhielt, wurden seit dem Jahr 2000 sechs Journalisten und Mitarbeiter getötet, darunter die Enthüllungsreporterin Anna Politkowskaja.

(afp/red)



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