Philosoph Salazar für stärkere Auseinandersetzung mit dem IS: „Wir unterschätzen das Kalifat als kulturelle Macht“
Der französische Philosoph Philippe-Joseph Salazar fordert eine stärkere Auseinandersetzung mit dem „Islamischen Staat“ (IS). „Lesen wir endlich die Quellen des Gegners“, sagte er der „Zeit“. Über kurz oder lang müsse man mit der Terrororganisation in einen Dialog treten, es reiche nicht, Arabisch sprechende Diplomaten zu entsenden.
Die europäischen Gesellschaften müssten sich umfassend mit Schriften und Medienerzeugnissen des IS befassen. „Wir unterschätzen das Kalifat als kulturelle Macht, wenn wir diese Mörder nur als fehlgeleitete Irre, als wütende jugendliche Verbrecher, als wilde Araber oder als sozial Ausgeschlossene sehen“, so der Philosoph, der als Professor für Rhetorik an der Uni in Kapstadt lehrt.
Man müsse die Rhetorik und Dichtkunst, über die der IS verfüge, genau kennen, um ihre Anziehungskräfte zu verstehen und gegen diese anzuarbeiten. „Unsere französischen Schullehrer sind doch alle dafür ausgebildet, Texte zu analysieren: Warum machen wir die Texte und Videos des Kalifats nicht zur Schullektüre, um sie zu entdämonisieren, zu falsifizieren, ihre Widersprüche, Irrtümer und Manipulationen aufzudecken? Das ist und bleibt die beste Waffe, über die wir verfügen: Uns auf die Urteilskraft zu verlassen und sie in Anspruch zu nehmen.“
Europa dürfe sich nicht der Illusion hingeben, den Krieg außerhalb der eigenen „Wohlfühlinseln“ halten zu können und nicht darauf vertrauen, dass die Konflikte durch Waffengewalt gelöst würden. „Nun erleben wir das Ende dieser Illusion. Und müssen lernen: Erstens, es gibt Formen des Kriegs, die nach Europa zurückkommen, zweitens, man kann im Krieg miteinander stehen und sollte dennoch zugleich verhandeln“, so Salazar weiter.
(dts Nachrichtenagentur)
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