Politiker in Europa erschüttert über Tod von EU-Parlamentspräsident Sassoli

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Ursula von der Leyen ehrt den verstorbenen EU-Politiker David Sassoli.Foto: OLIVIER MATTHYS/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times11. Januar 2022

Politiker in ganz Europa haben sich bestürzt über den Tod von EU-Parlamentspräsident David Sassoli gezeigt. Der 65-Jährige starb in der Nacht zum Dienstag in einem italienischen Krankenhaus, wie sein Sprecher Roberto Cuillo auf Twitter mitteilte. Sassoli befand sich dort seit mehr als zwei Wochen „wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems“ in Behandlung.

Der Parlamentspräsident war nach Angaben seines Sprechers am 26. Dezember in ein Onkologie-Zentrum in Aviano im Nordosten Italiens eingeliefert worden. Seine offiziellen Termine wurden seitdem abgesagt. Im September war er bereits wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt worden und konnte mehrere Wochen lang nicht seinen Aufgaben als EU-Parlamentspräsident nachgehen. Zuvor war er an Leukämie erkrankt gewesen.

Politiker zeigen sich bestürzt

Sassolis Tod löste Bestürzung in der EU aus. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte sich auf Twitter „zutiefst betroffen über den schrecklichen Verlust eines großen Europäers und stolzen Italieners“. Sie würdigte ihn als einen „herausragenden Präsidenten des Europäischen Parlaments“. EU-Ratspräsident Charles Michel bezeichnete Sassoli als „aufrichtigen und leidenschaftlichen Europäer“.

Auch die Bundesregierung in Berlin zeigte sich erschüttert. „Europa verliert einen engagierten Parlamentspräsidenten, Italien einen klugen Politiker und Deutschland einen guten Freund“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Angaben seines Sprechers über Twitter. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) würdigte Sassolis Einsatz dafür, „Gräben zu überwinden und so das Parlament als Ganzes zu stärken“. Sie hob auch dessen Engagement für einen „menschlichen Umgang“ mit Geflüchteten in der EU hervor. Am Gebäude des Bundestags wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt.

Auch das EU-Parlament setzte seine Flaggen als Zeichen der Trauer auf halbmast. Sassoli sei ein „verbindender, humorvoller“ Politiker, Brückenbauer und Europäer gewesen, schrieb die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), auf Twitter. Auch Sassolis mögliche Nachfolgerin Roberta Metsola äußerte sich erschüttert. „Europa hat einen Anführer verloren, ich habe einen Freund verloren, die Demokratie hat einen Vorkämpfer verloren“, erklärte die maltesische Europaabgeordnete auf Twitter. „Sassoli war ein Symbol für Ausgewogenheit, Menschlichkeit und Großzügigkeit“, erklärte der italienische Regierungschef Mario Draghi.

Der Sozialdemokrat Sassoli hatte den Parlamentsvorsitz seit der Europawahl 2019 inne. Seine Amtszeit lief diesen Monat zur Hälfte der Legislaturperiode gemäß einer Absprache der EU-Staats- und Regierungschefs aus. Sassoli hatte bereits angekündigt, dass er nicht zur Wiederwahl antreten wollte.

Voraussichtlich am kommenden Dienstag werden die Abgeordneten während der Plenarsitzung in Straßburg über seine Nachfolge entscheiden. Durch den Verzicht der sozialdemokratischen S&D-Fraktion im Parlament auf einen eigenen Kandidaten gilt nun die konservative Metsola als Favoritin bei der Wahl. Die Malteserin ist derzeit eine der Vizepräsidentinnen der EU-Volksvertretung.

Hintergrund

Sassoli wurde am 30. Mai 1956 in Florenz in der Toskana geboren. Nach dem Studium der Politikwissenschaft arbeitete er als Journalist, zunächst für Zeitungen und Nachrichtenagenturen und dann für den öffentlich-rechtlichen italienischen Rundfunk.

Er entwickelte sich schnell zum vertrauten Gesicht für Millionen Italiener, als er die Abendnachrichten im Sender Rai Uno präsentierte. 2007 wurde er auch stellvertretender Direktor des Nachrichtenprogramms TG1. 2009 zog er für die sozialdemokratische Partito Democratico (PD) ins EU-Parlament ein. Ab 2014 war er einer der 14 Vize-Präsidenten der EU-Volksvertretung.

Als „Presidente“ führte er Parlamentsdebatten mit harter Hand, jedoch ohne verbale Ausbrüche. Seine zweieinhalbjährige Amtszeit war durch die Corona-Pandemie geprägt. So musste er die Umstellung des Parlamentsbetriebs auf Telearbeit koordinieren. Als Zeichen der Solidarität in der Krise stellte er die verwaisten Räumlichkeiten des EU-Parlaments in Straßburg und Brüssel zur Verfügung, um Mahlzeiten für bedürftige Familien zuzubereiten und ein Corona-Testzentrum einzurichten.

Sassoli hinterlässt zwei Kinder. „Das Datum und der Ort der Beerdigung werden in den nächsten Stunden bekannt gegeben“, schrieb Sassolis Sprecher auf Twitter. (afp/oz)



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