„Putschist“: Proteste bei erstem Auftritt von Brasiliens Staatschef – Mit Temer ist ein „Wall Street“-Liebling an der Macht

Die Absetzung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff wird von Beobachtern und Rousseff Anhängern als "Putsch" bezeichnet. Es gibt auch viele Hinweise darauf, dass es tatsächlich ein Staatsstreich war. Brasiliens neuer Staatsführer Michel Temer gilt als "sehr beliebt an der Wall Street". Rousseff hingegen versuchte sich, gemeinsam mit den BRICS-Staaten vom Dollar loszulösen und der US-Kontrolle zu entziehen.
Titelbild
Der neue brasilianische Staatschef Michel TemerFoto: Clive Mason/Getty Images
Epoch Times7. September 2016

Beim ersten öffentlichen Auftritt seit der Amtsübernahme ist Brasiliens Staatschefs Michel Temer mit „Temer raus“- und „Putschist“-Rufen empfangen worden. Er wohnte am Nationalfeiertag der traditionellen Parade in der Hauptstadt Brasília bei, die an die Erlangung der Unabhängigkeit von Portugal vor 194 Jahren erinnerte.

Als er anschließend in den Wagen steigen wollte, sangen Unterstützer der abgesetzten bisherigen Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei: „Putschisten, Faschisten, wir lassen das nicht zu!“

Rousseff wollte die Unabhängigkeit Brasiliens von den USA

Es spricht vieles darauf hin, dass es sich bei der Absetzung Rousseffs tatsächlich um einen Putsch handelte. Die BRICS-Staaten zu denen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören, versuchen sich vom Dollar und damit auch der Kontrolle der USA loszulösen. Ihr Zukunftsprojekt einer multipolaren Weltwirtschaft unter Nutzung der eigenen Währungen rührte an den neuralgischen Punkt der US-Ökonomie und an der globalen Bedeutung des Dollars, schreibt RT.

Präsidentin Dilma Rousseff weigerte sich die Kontrolle über die Währungspolitik Brasiliens weiterhin einem direkten Vertreter der Wall Street, dem US-amerikanischen Staatsbürger Henrique Meirelles, zu überlassen. Meirelles war bei Rousseffs Vorgänger Lula Finanzminister. Zuvor war er Präsident und Geschäftsführer der Bank of Boston und von FLEET BOSTON gewesen, einer der größten Finanzinstitutionen der Wall Street und der zweitgrößte Kreditgeber in Brasilien. In ihrer ersten Amtszeit hatte Rousseff Meirelles abgesetzt und stattdessen den brasilianischen Finanzexperten Alexandre Antonio Tombini an die Spitze der Zentralbank gestellt.

Auch nach ihrer Wiederwahl behielt Rousseff ihren Kurs bei, was nach Meinung vieler Beobachter in Brasilien ein entscheidender Anstoß für den Staatsstreich wurde.

Nach der Machtübernahme Temers, ernannte er Meirelles sofort wieder zum neuen Finanzminister. Meirelles wiederum setzte zwei seiner engsten Freunde aus der Wall Street an die Spitze der Zentralbank, nämlich Ilan Goldfajn und Paulo Caffarelli, die nun wieder die Chefetage der Banco do Brasil kontrollieren.

Temer gilt als „sehr beliebt an der Wall Street“

Der neue brasilianische Staatsführer Temer hatte offenbar auch regelmäßigen Kontakt mit der US-Botschaft. Wikileaks veröffentlichte dazu vertrauliche Depeschen über die Tätigkeit Temers. Seine Kommunikation mit den Amerikanern wurde als „geheim“ und „nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft.

CNN International hatte im Mai ein Profil von Temer erstellt und schrieb, dass er sehr beliebt an der Wall Street sei. Seine Popularität beim brasilianischen Volk sei aber gering. (dpa)



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