Robert Koch-Institut: Hitze-Dashboard für die Sommermonate

Das RKI bringt jetzt analog zu den Corona-Dashboards während der Pandemie ein Dashboard im Zusammenhang mit der Mortalitätsrate bei hohen Außentemperaturen. Parallel verkündet Minister Lauterbach einen „Nationalen Hitzeplan“.
Zwei Frauen schützen mit einem Regenschirm vor der Sonne.
Zwei Frauen schützen sich mit einem Regenschirm vor der Sonne.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Von 26. Juni 2023

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Zentrale Aufgabe des Robert Koch-Institutes ist die öffentliche Gesundheitspflege, anachronistisch auch „Volksgesundheit“ genannt. Im besonderen Fokus stehen hier die Infektionskrankheiten.

Beginnend mit dem Monat Juni 2023 wurde jetzt ein besonderes Augenmerk mit in die Beobachtung beziehungsweise Berichterstattung aufgenommen hinsichtlich der Belastungen, welche die heißen Monate des Jahres gewöhnlich mit sich bringen.

So finden sich auf der Website des RKI aktuell in „Wochenberichten“ Daten beispielsweise zur Mortalität durch Hitzeeinwirkung. Am heutigen Montag, 26. Juni 2023, stellt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach begleitend einen „Nationalen Hitzeschutzplan“ vor. Das RKI untersteht seinem Ministerium.

Solchen Maßnahmen informativer Art sind für das RKI zunächst nichts Ungewöhnliches. So finden sich im Zusammenhang mit dem Zyklus der Jahreszeiten auch regelmäßige Informationen, beispielsweise zu Depression in den Wintermonaten. Was Suizide angeht, lässt sich statistisch allerdings nicht belegen, dass diese in den Wintermonaten häufiger vorkämen.

Das RKI nimmt auf der Startseite seines Webauftritts zum neuen Bericht „zu hitzebedingter Mortalität“ Bezug zum Klimawandel:

„Global und auch in Deutschland ist aufgrund des Klimawandels eine weitere Zunahme von Hitze in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu erwarten. Hitzeperioden führen insbe­sondere bei vulnerablen Personen zu einem erhöhten Sterberisiko.“

Erklärend heißt es da, in einigen Fällen führe die Hitze­einwirkung unmittelbar zum Tod, in den meisten Fällen sei allerdings die Kombination aus mehreren Faktoren verantwortlich.

Daten sind die Währung des RKI – aber die sind schwer zu bekommen

Das RKI weist darauf hin, dass es schon seit einigen Jahren RKI-Projekte gebe, welche sich mit der Schätzung hitze­bedingter Über­sterblichkeit befassen. Insbesondere zwei Informationsquellen zieht man dafür heran: zum einen „Mortalitätsdaten des Statistischen Bundes­amtes und Temperatur­messungen des Deutschen Wetter­dienstes (Daten von 52 Wetterstationen)“.

Das Institut begründet die Veröffentlichungen mit einer Informationspflicht über die „Lage in Deutschland“.

Aber wie wird diese Hitzemortalität berechnet? Hier müssten Schätzungen zum Einsatz kommen, berichtet das RKI und begründet diese unter anderem auch damit, dass in den meisten Fällen „die Kombination aus Hitzeexposition und bereits bestehenden Vorerkrankungen zum Tod führt“.

Nun scheint der Juni nicht der Hotspot der Mortalitätsrate bei Hitze zu sein, die Maßeinheit „Sterbefälle pro 100.000 Einwohner“ beispielsweise liegen für die Kalenderwochen 15-23/2023 bei 0,2 beziehungsweise 0,3. Die geschätzten Sterbefälle insgesamt liegen laut Wochenbericht bei 20. Und diese zwanzig sind laut Angaben des RKI ausnahmslos Frauen.

Warum es mehr Frauen sind, liege laut RKI an der höheren Lebenserwartung der Frauen, es sterben demnach an Hitze in den ausgewerteten Wochen sehr alte Frauen, die Männer sind mutmaßlich bereits eines natürlichen Todes verstorben.

Altersschwache Menschen sterben häufiger am Hitzetod

Eine Begründung dafür, dass man diese Statistiken überhaupt führt, liege daran, dass „Hitze auf dem Totenschein normalerweise nicht als die zugrunde liegende Todesursache angegeben“ würde. Stattdessen müssten statistische Methoden angewendet werden, um das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle abzuschätzen.

Das RKI will außerdem festgestellt haben, dass „typischerweise“ und „ab einer Wochenmitteltemperatur von etwa 20 °C ein hitzebedingter Anstieg der Gesamtmortalität sichtbar“ sei. Damit wird dann auch die kaum messbare Sterblichkeit der vergangenen Wochen begründet:

„In Kalenderwoche 23/2023 betrug die bundesweite Wochenmitteltemperatur 19,3 °C und lag damit unterhalb der Schwelle, ab der ein signifikanter hitzebedingter Anstieg der Sterblichkeit zu erwarten ist.“

Auch die Corona-Sterblichkeit findet beim RKI eine Berücksichtigung, wenn es da heißt: „Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie war die Mortalität im Sommer 2022 ungewöhnlich hoch, daher wurde das Jahr 2022 bei der Bestimmung des langfristigen Trends der Mortalität ausgeschlossen.“

Inwieweit eine Übersterblichkeit wegen Hitze wiederum die Statistik der Corona-Sterblichkeit im Jahr 2022 mit beeinflusst haben könnte, erörtert des RKI an der Stelle nicht.

Der „Nationale Hitzeplan“ des Ministers

Die „Tabelle 3“ des Wochenberichts des RKI beschäftigt sich mit Schätzungen einer Hitzesterblichkeit der letzten zehn Jahre. Hier sind keine Auffälligkeiten ablesbar, die etwa darauf hindeuten, dass es eine dramatische Entwicklung gäbe. So lagen die Zahlen im Jahr 2021 unter 2.000 zugeordneter Verstorbener. 2018 waren es über 8.000 Fälle.

Eine willkürliche Vergleichszahl dazu: Im Jahr 2021 starben laut dem Statistischen Bundesamt 13.595 Personen in Deutschland durch einen häuslichen Unfall. Das ist eine mehr als sechsfach höhere Mortalitätsrate als die geschätzten Hitzetoten.

Es wäre demnach nicht außerhalb des Vorstellbaren, dem „Nationalen Hitzeplan“ des Gesundheitsministers einen „Nationalen Plan gegen Unfälle im Haus“ folgen zu lassen, eine mögliche Erfolgsquote läge hier deutlich höher, Hausunfälle wären zudem von einer Klimaentwicklung abgekoppelt und folgerichtig auch besser zu bekämpfen.

Eine weitere spannende Frage könnte sein, inwieweit die Energiekrise dazu geführt hat, dass die gefährdeten alten Menschen ihre Klimaanlagen – soweit vorhanden – nicht mehr anschalten aus Sorge, sich die Energierechnung nicht mehr leisten zu können.



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