Luftraum verletzt: Polen bestellt russischen Botschafter ein – Russland greift Kiew und Region Lwiw aus der Luft an

Russland und die Ukraine melden gegenseitig Raketenangriffe. Zwei russische Schiffe der Schwarzmeerflotte wurden von der Ukraine getroffen. Zum anderen berichtet Polen, dass russische Raketen kurzzeitig polnischen Luftraum verletzt haben. Auch auf Kiew gab es Angriffe.
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Polizeibeamte inspizieren einen Explosionskrater nach einem Raketenangriff in Kiew am 21. März 2024, Ukraine.Foto: ANATOLII STEPANOV/AFP über Getty Images
Epoch Times24. März 2024

Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew und die Region Lwiw im Westen des Landes in der Nacht auf Sonntag mit Luftangriffen überzogen. Die Ukraine hatte in der Nacht Angriffe von insgesamt 57 russischen Raketen und Drohnen gemeldet. Ziel waren vor allem Lemberg im Westen des Landes sowie Kiew.

Kiews Militärverwaltungschef Serhij Popko erklärte bei Telegram, die Raketen seien in der Morgendämmerung „in Gruppen“ auf die Hauptstadt abgefeuert worden. „Explosionen in der Hauptstadt. Die Luftabwehr funktioniert. Verlassen Sie die Schutzräume nicht“, schrieb der Kiewer Bürgermeister Witali Klitschko im Online-Dienst Telegram. 

Der Gouverneur der Region Lwiw, Maksym Kosyzkyj, meldete Raketenangriffe auf den Kreis um die südlich von Lwiw gelegene Stadt Stryj. Lwiws Bürgermeister Andriy Sadowyj zufolge wurden etwa 20 Raketen und sieben Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion auf die Region abgefeuert, die auf kritische Infrastruktureinrichtungen abgezielt hätten.

Zum anderen griff die Ukraine mit Raketen Russland an. Beim jetzigen Angriff schoss die russische Armee nach eigenen Angaben mindestens zehn ukrainische Raketen ab, die Richtung Krim unterwegs gewesen seien. Kiew meldet, dort unter anderem zwei russische Schiffe getroffen zu haben.

Polen wirft Russland Verletzung von Luftraum vor

Polen wirft Russland vor, bei dem Raketenangriff auf die Ukraine kurzzeitig seinen Luftraum verletzt zu haben. Daraufhin bestellte Polen den russischen Botschafter ein. „Polen fordert von der Russischen Föderation Erklärungen für die erneute Verletzung des Luftraums“, erklärte am Sonntag ein Sprecher des polnischen Außenministeriums. Von den Erklärungen und Informationen des Botschafters „hängt unser weiteres Vorgehen ab“.

Am frühen Sonntagmorgen, um 4:23 Uhr, sei ein russischer Marschflugkörper 39 Sekunden in der Nähe des Dorfes Oserdow im polnischen Luftraum geblieben, teilte das Verteidigungsministerium in Warschau mit.

Man habe die Rakete während des gesamten Flugverlaufs im Blick gehabt. Es seien alle notwendigen Verfahren zur Gewährleistung der Sicherheit des polnischen Luftraums eingeleitet worden. Unter anderem sei die polnische und die verbündete Luftwaffe aktiviert worden.

Das polnische Militär gab zu, dass es keine Marschflugkörper hätte abschießen können, die in diesen 39 Sekunden den Luftraum des Landes verletzt hätte. Laut dem Pressesprecher des operativen Kommandos der polnischen Streitkräfte, Jacek Goryszewski, wurde eine Entscheidung zur Zerstörung der Rakete aufgrund der kurzen Zeit im Luftraum und der Besonderheiten ihrer Flugbahn nicht in Betracht gezogen.

Goryshevsky stellte klar, dass die Rakete in einer Höhe von etwa 400 Metern mit einer Geschwindigkeit von etwa 800 km/h flog und keine direkte Bedrohung für das Territorium Polens darstellte, da sie nicht ins Landesinnere ging.

Außerdem seien alle Maßnahmen ergriffen worden, um die wichtigsten Personen im Land zu informieren, hieß es weiter. Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz teilte unterdessen mit, die Lage ständig zu beobachten. Er stehe mit dem Präsidenten, dem Regierungschef, dem Außenminister und dem Generalstabschef in Kontakt.

Ukraine will Kämpfe auf russischen Boden verlagern

Russland und die Ukraine hatten in den vergangenen Wochen ihre gegenseitigen Luftangriffe verstärkt. Die Ukraine hatte angekündigt, zurückzuschlagen und die Kampfhandlungen auf russischen Boden zu verlagern.

Russland reagierte darauf wiederum mit einer Eskalation seiner eigenen Angriffe. Am Freitag hatte Russland die ukrainische Energieinfrastruktur mit massiven Raketen- und Drohnenangriffen unter Beschuss genommen.

Die russische Armee hatte am Wochenende nach Angaben aus Moskau ein weiteres Dorf im Osten der Ukraine erobert. Die russischen Streitkräfte hätten „das Dorf Krasnoje“ nahe den Städten Bachmut und Tschassiw Jar „befreit“, erklärte das Verteidigungsministerium am Samstag unter Verwendung des alten russischen Namens für den ukrainischen Ort Iwaniwske.

Russische Streitkräfte haben in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Orten im Osten der Ukraine erobert, während die ukrainische Armee nach eigenen Angaben unter Personal- und Munitionsmangel leidet.

Ukraine greift Krim an: Zwei Schiffe getroffen

Gleichzeitig griff die Ukraine mit Raketen an. Den ukrainischen Streitkräften sei es gelungen, „die Landungsschiffe Jamal und Asow sowie ein Kommunikationszentrum und weitere Infrastrukturen der russischen Schwarzmeerflotte zu treffen“, teilte das Kommunikationszentrum der ukrainischen Streitkräfte am Sonntag mit.

Am Samstagabend hatte die russische Armee den Abschuss von mindestens zehn ukrainischen Raketen gemeldet, die Richtung Krim unterwegs gewesen seien. Ziel der Raketen sei offensichtlich Sewastopol gewesen, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschajew mit. Bei dem „massivsten Angriff der jüngsten Zeit“ seien ein 65-Jähriger getötet und vier weitere Menschen verletzt worden, schrieb der Gouverneur im Onlinedienst Telegram. Er erwähnte keine Schäden an russischen Kriegsschiffen.

In den Onlinenetzwerken veröffentlichte Aufnahmen zeigten eine große Explosion in der Stadt, in deren Umfeld Flammen und eine schwarze Rauchwolke zu sehen waren. Zudem schien die russische Luftabwehr ankommende Geschosse abzufangen.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Krieges etwa ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte zerstört. Dabei kamen insbesondere mit Sprengstoff beladene Drohnen zum Einsatz. Laut Satellitenbildern hat Russland angesichts der Angriffswelle einen Großteil seiner prestigeträchtigen Flotte weiter nach Osten in den Hafen von Noworossijsk verlegt.

Ende Februar hatte die Ukraine über heftige Kämpfe in der östlichen Region Donezk berichtet. Russische Soldaten würden versuchen, Richtung Tschassiw Jar vorzustoßen, ein strategisch wichtiger Ort, seit Bachmut im Mai 2023 von der russischen Armee erobert worden war. Sollte den russischen Streitkräften auch die Eroberung von Tschassiw Jar gelingen, könnten sie ihre Angriffe auf die von Kiew kontrollierte Großstadt Kramatorsk im Donbass ausweiten. (afp/dpa/red)



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