Russlands „Schattenflotte“ mit Öllieferungen wächst auf 600 Schiffe an

Fachleute warnten seit einigen Monaten vor einem neuen Parallelmarkt für Öl. Mittlerweile spricht Trafigura von 400 Rohölschiffen und 200 Ölprodukttankern, mit denen Russland sein Öl über andere Länder an den Mann bringt.
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Ein Öltanker auf dem Meer.Foto: iStock
Epoch Times6. Februar 2023

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Die „Schattenflotte“, die russisches Öl rund um die Welt transportiert, ist nach Angaben des Handelsriesen Trafigura auf rund 600 Tanker angewachsen. Dabei handelt es sich um eine Methode, wie Russland das vom Westen verhängte Öl-Embargo und den Ölpreisdeckel auf legale Weise umgeht: Es liefert sein Öl an andere Länder, die sich nicht an den Sanktionen beteiligen – vor allem asiatische Länder, darunter China, Nordkorea, den Iran und Indien.

Bereits letzten Dezember war in mehreren Medien die Rede von der Bildung einer russischen Schiffsflotte, die aus mindestens 100 gebrauchten Tankern bestehen könnte. Die gebrauchten Tanker würden meist aus den ebenfalls vom Westen sanktionierten Staaten Iran und Venezuela stammen, wie der „Spiegel“ damals berichtete.

Adnan Vatansever, Leiter des Russland-Instituts am Londoner King‘s College, hatte in einem Interview erklärt, dass eine solche Flotte aber mindestens 240 Tanker umfassen müsste, damit Russlands Ölindustrie die Restriktionen vollständig umgehen könnte. Auch seien die Wege in asiatische Länder weiter als nach Europa, was die Logistik erheblich erschweren würde.

Co-Leiter des Ölhandels bei Trafigura: „Dieser russische Lieferfluss ist riesig“

Mittlerweile hat der russische Präsident Putin seine „Schattenflotte“ um einige Tanker aufgestockt. Bereits seit Monaten hatten Experten vor der Bildung eines Parallelmarktes gewarnt.

„Es entsteht eine neue Art von Schifffahrtsmarkt, parallel zu dem normalen, konformen Markt, in dem die meisten von uns tätig sind“, hatte Lars Barstad vom Tankerhersteller Frontline im amerikanischen „Wall Street Journal“ verkündet.

Wie der Co-Leiter des Ölhandels bei Trafigura, Ben Luckock, gegenüber „Bloomberg Television“ mitteilt, seien jetzt etwa 400 Rohölschiffe (entspricht etwa 20 Prozent der weltweiten Flotte) vom regulären Handel „umgestiegen“, um „angeblich russische Geschäfte zu machen“. Bei den Ölproduktentankern gehe das Unternehmen von 200 Tankern aus, was 7 Prozent der weltweiten Flotte entspricht.

Im Vergleich dazu habe es „zu Zeiten Irans und Venezuelas eine relativ kleine ‚Schattenflotte‘ gegeben, die sich um die sanktionierten Fässer gekümmert habe“. Luckrock ergänzt:

 Dieser russische Lieferfluss ist etwas ganz anderes – er ist riesig.“

Seit 5. Februar: Importstopp raffinierter Kraftstoffe aus Russland

Seit dem 5. Februar ist eine weitere Stufe des Ölembargos gegen Russland in Kraft getreten, ein Importstopp für Diesel und Co. Genauer gesagt verbietet die Europäische Union seitdem fast alle Einfuhren russischer raffinierter Kraftstoffe auf dem Seeweg. Zwei Monate davor hatte sie bereits ein Verbot für Rohöl verhängt.

Zudem gilt ab sofort eine Regelung, die Russland dazu zwingen soll, Erdölprodukte künftig unter Marktpreis an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Der Preisdeckel gilt für alle, die Zugang zu wichtigen westlichen Dienstleistungen wie Versicherungen haben wollen.

Die Obergrenze liegt bei 100 Dollar je Barrel auf hochwertige Ölprodukte wie Diesel und 45 Dollar je Barrel auf weniger hochwertige Produkte wie zum Beispiel Naphta.

Luckock vertritt die Ansicht, dass die Preise für Rohöl und raffinierte Mineralölprodukte durch das Verbot schließlich steigen werden, da die Transportkilometer zunehmen und die Routen länger werden.

„Es gibt viel Gerede darüber, wie man clever sein und russisches Öl ersetzen kann. Aber es handelt sich um ein riesiges Volumen, das eine neue Heimat finden muss“, so Luckock. Seiner Meinung nach mag dies in der Anfangszeit noch machbar sein, aber mit der Zeit werde es auf den Produktmärkten zu Schwierigkeiten kommen.“ (il)



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