Seit 2017 vermisst: Ehefrau des Menschenrechtsanwalts Gao Zhisheng bittet internationale Gemeinschaft um Hilfe

Der renommierte chinesische Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng wird seit 2017 vermisst. Gaos Frau Geng He, ihr kleiner Sohn und ihre Tochter sind vor 11 Jahren in die Vereinigten Staaten geflohen. Seit dem haben sie Gao nicht mehr gesehen – und in den letzten drei Jahren nichts mehr von ihm gehört.
Titelbild
Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng.Foto: Verna Yu/AFP/Getty Images
Von 12. August 2020

„Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr – am 13. August wird es drei Jahre sein – jeden Tag sehne ich mich nach einem Anruf von ihm und möchte ihm von den Härten der Erziehung unserer Kinder erzählen… Wo ist Gao Zhisheng? Wann kann ich mit diesem Anruf rechnen?“ sagte Geng He der Epoch Times kürzlich in einem Interview.

Geng sagte, sein Aufenthaltsort und sein Leben seien ungewiss, und sie hoffe, dass die europäischen politischen Führer und andere in der internationalen Gemeinschaft seinem Fall Aufmerksamkeit schenken würden. Nach dem Ausbruch des Wuhan-Virus in diesem Jahr sagte Geng, dass sie sich noch mehr Sorgen um Gao mache.

„Ich mache mir Sorgen, dass sie [die Behörden] ihn während der Pandemie mit der Krankheit anstecken und ihn dann auf diese Weise verschwinden lassen. Jeden Tag mache ich mir Sorgen. Sobald ich aufhöre zu arbeiten, denke ich sofort an ihn. Plötzlich kommt es mir in den Sinn, und dann rufe ich seinen älteren Bruder an, aber es gibt immer noch keine Nachricht.“

Geng sagte, dass sie die Kommunistische Partei Chinas (KPC) selbst als einen Virus betrachtet, der die ganze Welt infiziert hat. Und durch diese Pandemie sei die Welt dazu gekommen, die KPC klarer zu sehen.

Sie bedankte sich auch bei den europäischen Staats- und Regierungschefs dafür, dass sie der Notlage Gaos Aufmerksamkeit geschenkt haben. „Lasst diese Menschen, die die gleichen Werte teilen, zusammenarbeiten, um China zu verändern! Ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft seinem Schicksal Aufmerksamkeit schenken wird“, sagte sie.

„Europa hat durch die Pandemie etwas über die KPC gelernt“

„Ich denke, Europa hat durch diese Pandemie wirklich etwas über die KPC gelernt, und hoffentlich [werden sie] wissen, dass die Verfolgung von Menschen, die versucht haben, China um des chinesischen Volkes willen zu verändern, immer noch andauert“, fügte sie hinzu.

Die Europäische Union hat kürzlich das chinesische Regime dafür kritisiert, dass es Desinformationen über die Pandemie verbreitet und die Krise der öffentlichen Gesundheit verschlimmert hat.

Gao, ein autodidaktischer Jurist, bekannt als das „Gewissen Chinas“, vertrat chinesische Bürger, die Verfolgung erlebten, darunter auch Angehörige der spirituellen Gruppe Falun Dafa. Seit Ende 2004 sandte er wiederholt Briefe an hochrangige KPC-Beamte und forderte Änderungen bei der Unterdrückung von Falun Dafa und anderen unterdrückten Gruppen.

Folter, Inhaftierung, Verschwinden lassen?

Seit 2006 entführte die Polizei wiederholt Gao, er wurde schwer gefoltert und inhaftiert. Auch seine Frau und seine Kinder wurden durch die Behörden bedroht. Im Jahr 2009 floh Geng He mit ihren Kindern auf einer gewagten Reise aus China. Sie leben jetzt in den Vereinigten Staaten.

Nach Gengs Flucht führte die Polizei Gao aus seinem Haus in der Provinz Shaanxi ab, sein Aufenthaltsort war fast zwei Jahre lang unbekannt. Im Jahr 2011 erschien er kurz in Peking und wurde von der Associated Press über die grausamen Folterungen interviewt, die er in der Haft erlitten hatte.

Im Dezember 2011 gaben die chinesischen Behörden in einer englischsprachigen Mitteilung bekannt, dass Gao für weitere drei Jahre ins Gefängnis zurückgeschickt wurde. Er wurde 2014 aus dem Gefängnis entlassen und direkt unter Hausarrest gestellt.

Im August 2017 wurde Gao erneut vermisst. Seitdem hat Geng Gaos älteren Bruder viele Male angerufen, um Neuigkeiten oder Informationen über ihren Ehemann zu erhalten, aber nach Aussage des Bruders weichen die Behörden aus.

„Sein älterer Bruder besucht häufig die Polizeistation in der Stadt Yulin, Shaanxi, aber in einem Moment sagen sie, dass [Gao] in Peking ist und um Anweisungen von höheren Stellen bitten muss. Im nächsten Moment sagen sie, dass er in Yulin ist, und dass sie auch nicht wissen, wo er ist“, sagte Geng.

Behörden haben Gaos Familie schikaniert und ausgetrickst

Nach Gaos letztem Verschwinden besuchten die Rechtsanwälte Zhang Lei und Yan Xin das Büro der Gefängnisverwaltung in Peking und andere Abteilungen, um herauszufinden, in welchem Gefängnis Gao Zhisheng gefangen gehalten wurde, aber sie wurden mit der Begründung abgewiesen, dass sie kein Benachrichtigungsschreiben an Familienmitglieder geschickt hatten. Laut Geng erhielt ihre Familie jedoch nie eine schriftliche Benachrichtigung über Gaos Inhaftierung. Die Anwälte besuchten auch die Polizeibüros der Stadt Yulin sowie des Bezirks Jia und erhielten auch dort keine Antworten.

Geng sagte, dass sowohl Gaos als auch ihre eigenen Familien in China von den örtlichen Behörden schikaniert worden seien.

„Die Schikanen, die Einschüchterungen, die Verfolgung unserer Familie haben in diesen zehn Jahren nicht aufgehört“, sagte Geng.

So seien die Ausweise der Familie von den Behörden konfisziert worden, um sie daran zu hindern, das Gebiet zu verlassen und sich für Gao einzusetzen. Ihr Schwager, der unheilbar an Krebs erkrankt war, bevor er 2015 starb, benötigte oft verschreibungspflichtige Schmerzmittel. Um die Medikamente kaufen zu können, musste er sich jedes Mal seinen Personalausweis bei der örtlichen Polizeidienststelle ausleihen und ihn anschließend zurückschicken.

Geng sagte, die Behörden hätten auch ihre Mutter ausgetrickst, damit sie ihr die Schlüssel zu Gengs und Gaos Haus in Peking übergab. Beamte sagten ihrer Mutter, die auf ihr Haus aufpasste, dass sie die Schlüssel brauchten, weil sie die Kanalisation im Gebäude reparieren mussten, sagte Gao. Sie haben die Schlüssel nicht freiwillig zurückgegeben, so Geng.

Das Original erschien in der englischen EPOCH TIMES (deutsche Bearbeitung von nmc)
Originalartikel: Wife of Missing Chinese Human Rights Lawyer Gao Zhisheng Calls For Help From International Community

Unsere Buchempfehlung

Rechtsanwalt und Aktivist. Furchtlos und gewissenhaft. Geboren und aufgewachsen in einer Höhle, wo nur die Sterne die Zeit ansagen, stieg GAO Zhisheng aus der Armut auf und wurde zu Chinas bedeutendstem Anwalt. Mutig hat er nach Gerechtigkeit gesucht für die besonders bedrängten Gruppen, wie die Armen, die Behinderten, und die Verfolgten. Doch GAOs Stärke hat den Zorn der kommunistischen Behörden auf sich gezogen.

Mit seiner unerschrockenen Entschlossenheit und seinem selbstlosen Geist hat er die Herzen von Millionen gewonnen. Es geht ein Flüstern durch die Straßen Pekings, „Wird Gao Zhisheng der nächste Präsident?“

Seine Auswahl an Schriften führt den Leser in ein Dorf im ländlichen China, in städtische Gerichtssäle, in die Folterkammern geheimer Arbeitslager und enthüllt die mafiösen Strukturen eines korrupten Staatsapparats. Chinas Hoffnung ist gleichzeitig amüsant und erschütternd, berührend und fesselnd, dokumentierend und visionär. Es ist ein Buch, das den Leser verändert.

Hier weitere Informationen und Leseproben. Bestellmöglichkeiten: Das Buch ist sofort erhältlich in unserem Online-Buch-Shop oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Die Autobiografie Gao Zhishengs offenbart gleichermaßen das unerschrockene Eintreten Gaos für Recht und Gesetz und eine neue Qualität der Rechtlosigkeit, umgesetzt und abgesichert durch die Kommunistische Partei. Foto: Thomas Kalmund

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion