Studie: Von 4300 IS-Kämpfern aus Europa fast ein Drittel wieder zu Hause

Fast ein Drittel ist schon zurückgekehrt: Von den bis zu 4300 Europäern, die sich dem IS anschlossen, sind viele wieder in ihren Heimatländern. Dies beleuchtet eine neue niederländische Studie.
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Menschen, die sich in den vergangenen zwei Jahren dem IS anschlossen sind vielfach wieder in ihren Heimatländern in der EU. (Foto der irakischen Imam Ali Brigade, 2015).Foto: HAIDAR HAMDANI/AFP/Getty Images
Epoch Times3. April 2016

Die Zeitung Welt berichtete über die Studie der niederländischen Terrorismus-Forscher vom Institut ICCT, die am 1. April veröffentlicht wurde. Sie untersucht, wie viele Menschen aus der EU sich der Terrormiliz Islamischer Staat anschlossen – und wieder zurückkehrten. Sie kommt zu dem Schluss: Von geschätzten 3922 bis 4294 ausländischen Kämpfern sind 30 Prozent wieder zurückgekehrt, 14 Prozent als tot bestätigt, 17 Prozent waren Frauen und 6 bis 23 Prozent (je nach Land) waren Konvertiten, die zuvor nichts mit dem Islam zu tun hatten.

Dazu wurden aktuelle Daten aus allen EU-Staaten erhoben. Das Phänomen der Foreign Fighters sei eines der "dringendsten Sicherheitsprobleme derzeit", so Dick Schoof, der niederländische Anti-Terror-Beauftragte, der die Studie in Auftrag gab. Die Rückkehrer haben Kampferfahrung, eine abgebaute Hemmschwelle und möglicherweise die Bereitschaft in Europa als Terroristen aktiv zu werden.

30.000 Ausländer aus 104 Staaten

Zwischen September 2014 und 2015 verdoppelte sich die Anzahl der ausländischen Kämpfer in Syrien und dem Irak. Insgesamt schätzt man in den Reihen der Terrormiliz 30.000 Ausländer aus 104 Staaten.

„Die Größe und die breite Streuung der Herkunftsländer hat dem Problem eine ganz neue Dimension gegeben“, so die Forscher. Die meisten Dschihadisten sind junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren – doch auch Frauen sind dabei: In Frankreich und in Deutschland ist jede fünfte Person, die nach Syrien geht, weiblich.

Wer geht zum IS und warum?

Bei ihrer Motivation spiele Rache für Benachteiligung oft eine größere Rolle als echter religiöser Fundamentalismus.

"Im Gegensatz zu früheren Wellen von ausländischen Kämpfern, die nach Afghanistan, Irak oder Somalia zogen, sind die heutigen Kohorten jünger und weniger unterrichtet im Islam", so die Forscher. Ihr Kampf sei vor allem eine „emotionale Antwort auf das Gefühl von Ungerechtigkeit in ihren Heimatgesellschaften". Häufig hätten die Betreffenden kriminelle Vergangenheiten: Drogenhandel, Diebstahl oder Gewaltdelikte. Der IS verspreche den Kleinkriminellen eine neue, aufregende Dimension in ihrem Leben.

Die Radikalisierung verlaufe oft sehr schnell und „unter dem Radar" der Behörden.

Häufig sind es Stadtmenschen

Zwischen 90 und 100 Prozent der europäischen IS-Kämpfer lebten in Großstädten. Vielfach stammten sie aus denselben Vierteln, was auf enge Netzwerke vor Ort schließen lässt. Es falle auf, dass sich öfter Freundes-Cliquen geschlossen entschließen, zum IS zu gehen.

Belgien sticht dabei hervor: Aus dem verhältnismäßig kleinen Land gingen statistisch betrachtet die meisten Dschihadisten hervor: Zwischen 420 bis 516 Menschen. Bei 266 von ihnen sind die Hintergründe bekannt. Allein aus Brüssel kamen 101 IS-Kämpfer, 24 davon aus dem Problemviertel Molenbeek.

Von den belgischen Radikalen sind 180 bis 260 noch im Kriegsgebiet, zwischen 60 bis 70 kamen ums Leben. Geschätzte 55 bis 120 kehrten zurück. 50 wurden bei der Rückkehr von Behörden aufgegriffen.

750 Menschen aus Deutschland

Die Bundesregierung ging im Oktober 2015 von 750 Leuten beim IS aus, von denen sich 30 Prozent noch im Kriegsgebiet befinden, 250 zurückgekehrt und 100 Menschen gestorben seien, darunter 20 bei Selbstmordanschlägen. Aus Nordrhein-Westfalen und Hessen kamen die meisten von ihnen, außerdem aus Berlin, Bayern und Hamburg. Zwei Drittel von ihnen waren bereits vor ihrem Aufbruch polizeibekannt.

Aus Österreich gingen nach offiziellen Angaben 230 Personen nach Syrien und Irak. Darunter sind 17 zum Teil minderjährige Frauen. Laut Innenministeriums kamen mehr als 70 Menschen wieder zurück.

Frankreich geht von 900 Kämpfern aus, von denen sich im November 2015 noch schätzungsweise 570 im Konfliktgebiet befanden, darunter 200 Frauen. Sogar ganze Familien wanderten ins Kalifat aus. (rf)

Siehe auch:

IS-SMS an Brüsseler Jugendliche: "Kämpfe auch du gegen den Westen!"



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