Verhandlungen in Ottawa: Globales Abkommen soll Plastikmüll verringern

Ein globales Abkommen soll die Verwendung von Plastik reglementieren, damit Plastikmüll eingedämmt wird. Dieses Abkommen wird ab Dienstag in Kanada weiter verhandelt. Es gibt allerdings noch größere Felder, in denen Uneinigkeit herrscht.
Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als sechs Millionen Tonnen Kunststoff-Abfälle verwertet, der Anteil der Asien-Ausfuhren daran ist gering.
Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als sechs Millionen Tonnen Kunststoffabfälle verwertet, der Anteil der Asienausfuhren daran ist gering.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times22. April 2024

Im kanadischen Ottawa wird ab Dienstag über ein globales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll diskutiert. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) war am Wochenende nach Kanada gereist. Die bisherigen drei Treffen waren ohne eine Einigung in wichtigen Punkten zu Ende gegangen. Worum es geht und wo es hakt:

Verschmutzung durch Plastikmüll

Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Millionen Tonnen von Plastik landen in der Umwelt, oftmals auch im Meer als mikroskopisch kleine Partikel. Obwohl Plastik sehr langlebig ist und es Hunderte Jahre dauern kann, bis es abgebaut ist, werden häufig Einwegartikel oder sehr kurzlebige Produkte aus dem Kunststoff hergestellt.

Lediglich neun Prozent des hergestellten Plastiks werden laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) recycelt. Demnach war Plastik 2019 für 3,4 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich, bis 2060 könnte sich der Beitrag zur Erderwärmung verdoppeln, schätzt die OECD.

Nach Angaben der Umweltorganisation WWF hatten 2015 bereits 60 Prozent aller jemals produzierten Kunststoffe ihr Lebensende erreicht. Als Mikroplastik können Partikel nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen gelangen und dort zu einer Gefahr für die Gesundheit von Lebewesen werden.

Abkommen der Vereinten Nationen

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Plastikverschmutzung hatten sich 2022 insgesamt 175 Staaten der Vereinten Nationen darauf verständigt, ein rechtlich bindendes Abkommen gegen die Vermüllung umzusetzen. Dreimal trafen sich die Vertreter der Länder bisher bereits, zuletzt in Nairobi in Kenia. Im November dieses Jahres steht dann das letzte Treffen in Südkorea an.

Stand der Verhandlungen

Bei den einwöchigen Gesprächen in Nairobi hatten rund 60 Staaten ein Vertragswerk gefordert, in dem bestimmte Plastikprodukte durch Verbote aus dem Markt genommen werden. Außerdem sollte es weitere Regeln zur Einschränkung des Plastikverbrauchs geben. Die Gespräche gingen jedoch ohne Einigung in zentralen Punkten zu Ende.

Iran, Saudi-Arabien, Russland und weitere Erdölexporteure sollen nach Informationen von Verhandlungskreisen eine Vielzahl neuer Vorschläge eingebracht haben. Dadurch sei der Vertragstext massiv angewachsen und die Bearbeitung der einzelnen Punkte habe sich erheblich verlangsamt.

Außerdem setzten sich die Vertreter der Erdölförderländer den Kreisen zufolge dafür ein, dass jegliche Regeln lediglich den Charakter von Selbstverpflichtungen haben sollten.

Bundesumweltministerin Lemke hatte das Vorgehen damals kritisiert: Das Festhalten an klimaschädlichen Strukturen sei „mit Blick auf die sich beschleunigende Klimakrise und die fortschreitende Plastikverschmutzung unserer Meere verantwortungslos“. Die Einigung sei an den Ländern gescheitert, die weiterhin von „fossilen Geschäftsmodellen“ profitieren wollten.

Gespräche in Ottawa

Der Gastgeber des Treffens in Ottawa blickt zuversichtlich auf die kommenden Verhandlungen. „Wir haben einen Text, der eine Basis darstellt. Auch wenn noch viel Arbeit vor uns liegt“, sagte Kanadas Umweltminister Steven Guilbeault der Nachrichtenagentur AFP. Ihm zufolge ist es diesmal das Ziel der Gespräche, 60 bis 70 Prozent des Abkommens fertigzustellen.

Umweltschutzorganisationen setzen sich für klare Vorgaben ein und fordern, die weltweite Produktion von Plastik bis 2040 um 75 Prozent zu verringern. Die Erdölexporteure, China, aber auch die USA ziehen eine solche Reduktion gar nicht oder nur zögerlich in Betracht.

Der Branchenverband der globalen Chemieindustrie (ICCA) betonte, „innovative“ Maßnahmen voranzutreiben, um dabei zu helfen, die „Plastikverschmutzung zu beenden“. Gleichzeitig warnte er vor den „weitreichenden Folgen“, die eine Begrenzung der Kunststoffproduktion für die Gesellschaft hätte.

Andere Länder indes fordern ehrgeizigere Maßnahmen, insbesondere eine Gruppe von 65 Ländern, die von Ruanda und Norwegen angeführt werden. Auch die meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union gehören diesem Zusammenschluss an.  (afp)



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