Wochenrückblick: Die Schweiz rügt die Deutsche Bahn und der Schutzstatus von Wölfen als EU-Wahlkampftaktik (Teil 1)

Über eine Million Asylanträge in der EU. Neue Wörter von „scholzen“ bis „Schnutenpulli“. Ein TikTok-Hype beschert der Kleinstadt Salzwedel einen Baumkuchen-Boom. Und 151 Millionen Euro für einen Computer. Ein unvollständiger Rückblick auf einige Ereignisse der Woche in Kurzmeldungen.
Sturm «Gerrit» richtete in Großbritannien Schäden an und führte mit Schnee, Wind und Regen zu Hochwasser - wie hier, nachdem der Fluss Ouse über die Ufer getreten ist.
Schwimmbad statt Eisenbahnstation: der Bahnhof Bowling am 27. Dezember 2023 in Bowling, Schottland. Sturm „Gerrit“ hat das Land mit starken Windböen und viel Regen getroffenFoto: Jeff J Mitchell/Getty Images
Von 30. Dezember 2023

„Ukraine-Steuer“

Monika Schnitzer, eine der Wirtschaftsweisen, rät der Regierung, jetzt gezielt „unpopuläre Maßnahmen“ durchzusetzen – unter anderem einen Soli für die Ukraine. „Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Ein Ukraine-Soli als Aufschlag auf die Einkommensteuer für die militärische Hilfe wäre eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung“. Es wäre eine „vorausschauende Investition“, sagt sie. Die Vorsitzende des „Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ erntet seither in den Sozialen Medien viel Kritik.

New York feiert seinen 400.

Handel, Verständnis, Verdrängung: „Manahatta“, die Insel der vielen Hügel, wie sie die Algonkin-Ureinwohner damals nannten, wurde im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts von europäischen Seefahrern entdeckt. 1624 begannen Niederländer in Manhattan mit der Kolonisation und nannten es Neu-Amsterdam. Angeblich soll Mitgründer Peter Minuit den Ureinwohnern 1626 die Insel abgekauft haben. Zum Schutz vor Überfällen bauten die Europäer einen Schutzwall – die spätere Wall Street. Aus dem einstigen Handelspfad der Ureinwohner quer durch Manhattan wurde der Broadway. 1664 ging Neu-Amsterdam an die Engländer über und wurde zu Neu-York, in den Anfangsjahren der USA war New York sogar kurzzeitig Hauptstadt. Das Stadtgebiet ist um zwei weitere Inseln und das Festland gewachsen. 2024 wird gefeiert.

11 Prozent mehr

Zwangsversteigerungen von Immobilien nehmen in Deutschland zu. Wie aus den Terminankündigungen deutscher Amtsgerichte hervorgeht, waren um Weihnachten in den gängigen amtlichen Kalendern rund 2.750 Termine für die kommenden Wochen und Monate angekündigt, gut elf Prozent mehr als vor einem Jahr. In NRW waren es +25 Prozent mehr, in Bayern +20 Prozent, in Niedersachsen +17 Prozent. Die Terminankündigungen sind nur ein Indiz für eine Zunahme der Zwangsversteigerungen. Derartige Termine werden oft wieder abgesagt, wenn Hausbesitzer und Gläubiger sich doch noch anderweitig einigen.

Weihnachten in Indonesien: Am 27. Dezember 2023 posieren Menschen im Trans Snow World Bintaro, einem Indoor-Snowpark mit japanischem Thema – mit Kunstschnee. Foto: Yasuyoshi Chiba/AFP über Getty Images

Über eine Million Asylanträge

Die Gesamtzahl der Asylanträge in der EU wird „deutlich über einer Million“ liegen. Das erklärte die Direktorin der EU-Asylagentur, Nina Gregori. Allein im Oktober habe ihre Agentur rund 123.000 Anträge registriert, die höchste Monatszahl seit sieben Jahren. Davon entfielen 27 Prozent aller Asylgesuche auf Deutschland. Mit einem Rückgang der Zahlen rechnet sie nicht. Bis Ende Oktober registrierten Behörden in der EU rund 937.000 Asylanträge, 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In Deutschland zählte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bis Ende November 325.801 Asylanträge – plus 52 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Schweizer Züge

Jeder zweite Zug der Deutschen Bahn ist in der Schweiz nicht pünktlich. Das sei nicht vertretbar, „eine Bahn muss einfach 85 bis 90 Prozent pünktlich sein“, sagt Peter Füglistaler, Direktor des schweizerischen Bundesamtes für Verkehr. Daher reduzierte die Schweiz die Zahl grenzüberschreitender Verbindungen über Basel. Haben Züge der Deutschen Bahn mehr als 15 Minuten Verspätung, endet die Fahrt in Basel. Stattdessen setzen die Schweizer Bahnen dann eigene Züge ein, in der Schweiz gilt ein Zug bereits ab drei Minuten Verspätung als unpünktlich. Gleichzeitig bietet das Schweizer Management dem deutschen Bahn-Management seine Hilfe an.

Baumkuchen auf TikTok

Ein TikTok-Hype bescherte der Kleinstadt Salzwedel einen Boom: Baumkuchen. Dabei zeigte der Salzwedel Baumkuchenbetrieb Bosse eigentlich nur online, wie man Baumkuchen richtig schneidet. 10 Millionen Aufrufe später kommt das Unternehmen kaum mit der Produktion hinterher. Salzwedel ist seit 2010 Inhaber des EU-Gütezeichens „geschützte geografische Angabe“. Baumkuchen-backen ist eine Königsdisziplin in der Backstube und erinnert etwas an Stockbrot am Lagerfeuer. Der nächstmögliche Liefertermin ist der 19. Januar 2024 – vorher gibt es nur Geschenkgutscheine. Übrigens: geschnitten wird er so, dass man die „Jahresringe“ gut erkennen kann.

Russlands Präsident Wladimir Putin (Mitte) bei einer Beratung am 27. Dezember 2023 mit Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar (2. Von links) in Moskau. Foto: Alexey Nikolsky/Pool/AFP über Getty Images

7 und 5,5 Jahre Haft für ein Gedicht

Ein Gericht in Moskau hat zwei russische Dichter wegen eines Gedichts über den Konflikt in der Ukraine zu Haftstrafen von sieben und fünfeinhalb Jahren verurteilt. Die Urteile gegen Artjom Kamardin und Igor Schtowba ergingen wegen „Aufstachelung zum Hass“ sowie „öffentlicher Aufrufe zu Aktivitäten gegen die Staatssicherheit“. Sie waren im September 2022 festgenommen worden, nachdem sie in Moskau an einer öffentlichen Lesung vor einer Statue des Dichters Wladimir Majakowski teilgenommen hatten – ein Treffpunkt für Dissidenten seit der Sowjetära. Während der Lesung trug Kamardin ein Gedicht mit dem Titel „Töte mich, Milizionär!“ vor, das sich sehr kritisch mit den prorussischen Separatisten in der Ostukraine auseinandersetzt.

Pfefferminze gegen Spinnen

Spinnen sind in Wohnungen unbeliebt. Forscher haben nun bestätigt, dass die achtbeinigen Tiere bestimmte Pflanzen nicht mögen: Pfefferminze und Kastanien. Grund dafür sind die Düfte. Sie untersuchten die Reaktion von Spinnen auf Zitronenöl, Pfefferminzöl und Kastanienfrüchte – alle drei gelten im Volksmund als Spinnenvertreiber. Während bei Zitronenöl die Testspinnen unbeeindruckt blieben, schienen sie jedoch tatsächlich Pfefferminze und Kastanie nicht zu mögen. Kastanien – im Herbst gesammelt – verlieren ihre Wirkung nach etwa einem Monat, wenn sie austrocknen. Daher sind Pfefferminzpflanzen hilfreicher. Ansonsten tut es auch Pfefferminzöl.

Handball-EM

Im Januar beginnt die Handball-EM in Deutschland. Vom 10. bis 28. Januar spielen 24 Nationen der EU, zunächst sind sechs Vorrundengruppen angesetzt. Deutschland ist in Gruppe A mit Frankreich, Nordmazedonien und der Schweiz, gespielt wird in Düsseldorf und Berlin. Die EM beginnt am 10. Januar, 18 Uhr, mit dem Eröffnungsspiel der Männer zwischen Frankreich und Nordmazedonien in der Merkur Spiel-Arena Düsseldorf. Um 20:45 Uhr erfolgt hier anschließend der Anwurf Deutschland gegen Schweiz. Die beiden Sieger kommen weiter. Die Finalrunde findet vom 26. bis 28. Januar in Köln statt. ARD und ZDF werden alle Spiele der deutschen Mannschaft zeigen.

Winterreifen

Wer noch Winterreifen mit dem Symbol M+S benutzt, dem droht ab 2024 ein Bußgeld bis 120 Euro. „Matsch und Schnee“-Reifen sind ab Oktober 2024 nicht mehr zugelassen. Das Symbol M+S hat keinen rechtlichen Schutz und unterliegt keinen Wintertauglichkeitstests. Künftig ist ausschließlich das Alpine-Symbol erlaubt – ein Berg mit Schneeflocke.

MareNostrum 5 nimmt einen Raum mit einer Fläche von 800 Quadratmetern ein. Das System zerlegt Daten aus großen wissenschaftlichen Problemen in kleinere Teile, um Lösungen zu erhalten, deren Berechnung sonst Jahrzehnte dauern würde. Seine Rechenkapazität entspricht etwa 380.000 High-End-Laptops Foto:​ JOSEP LAGO/AFP via Getty Images

151 Millionen Euro für einen Computer

Am 21. Dezember wurde der Supercomputer MareNostrum5 im Barcelona Supercomputing Centre in Spanien eingeweiht. Er wurde zur Förderung der medizinischen Forschung in Europa entwickelt und kostet inklusive Anschaffung und Wartung mehr als 151 Millionen Euro. Von 2021 bis 2027 will die EU sieben Milliarden Euro in EU-basierte Supercomputer investieren. Jeweils bis zu drei Milliarden übernehmen die EU und die Mitgliedsstaaten, die anderen Kosten tragen private Partner. Die erste Generation besteht aus acht Supercomputern und ist nun komplett. Ihre Rechenleistung liegt bei 1,2 Milliarden Berechnungen pro Sekunde, 1,2 Exaflops. Global gesehen, erreicht MareNostrum 5 bei den Top 10 der Supercomputer Platz 8. Derzeit ist der Supercomputer „Frontier“ von HPE/Cray mit einer Leistung von knapp 1,2 Exaflops der leistungsstärkste Supercomputer der Welt (Oak Ridge National Laboratory, USA). Die Liste der Top 10 ist möglicherweise unvollständig: China meldet keine Supercomputer mehr. Allerdings präsentierte Peking im November 2021 zwei Exoflop-Computer – und da war „Frontier“ noch nicht fertiggestellt.

Wölfe in der EU

Die Europäische Kommission schlägt vor, den Schutzstatus von Wölfen von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herunterzusetzen. Laut neuen Daten ist die Wolfspopulation EU-weit auf etwa 20.300 Wölfe angewachsen, Tendenz steigend. „Schäden an Nutztieren haben mit der Zunahme der Wolfspopulationen zugenommen“, heißt es im EU-Bericht. Demnach reißen Wölfe jährlich 65.500 Stück Vieh, vorwiegend Schafe und Ziegen. Verglichen mit der Population der Schafe (60 Millionen) sei dies wenig, 0,065 Prozent. Umweltschützer sehen das Vorhaben kritisch, sie vermuten vorrangig Wahltaktik. Als ersten Schritt müssten die EU-Staaten nun im Rahmen der Berner Konvention den Schutzstatus herabsetzen, anschließend könnte die Habitat-Richtlinie der EU angepasst werden.

Von „scholzen“ bis „Schnutenpulli“

„Weizenkrise“, „Lieferkettenkrise“, mit „Halbleiterknappheit“ und „Chipmangel“. Die „Energiekrise“ dagegen hat schon länger Konjunktur. Welche neuen Wortschöpfungen sind es wert und wichtig, Eingang in das Neologismen-Wörterbuch zu finden? Dieses Online-Lexikon wird am Leibniz-Institut für deutsche Sprache in Mannheim Jahr für Jahr um 100 neue Wörter aktualisiert. Als Basis dienen auch 2023 die online veröffentlichen Zeitungen, Zeitschriften und Publikationen. Ende Januar wird ausgewertet. Jedes neue Wort wird automatisch detektiert, es sollte mindestens 50 Mal in verschiedenen Quellen, überregional und auch zeitlich gestreut vorkommen. Mögliche Worte sind beispielsweise „Deutschlandtempo“ und „Doppelwumms“, „scholzen“, „Klimakleber“ und „Panzer-Ringtausch“, „Klimakleber“, „Klimachaoten“, „Klimaterroristen“ und „Klima-RAF“. Zu Corona-Zeiten verzeichnete das IDS mehr als 2500 neue Begriffe von „Schnutenpulli“ oder „Maultäschle“ für FFP2-Masken bis hin zum „Babyelefanten“ als Maßstab für anderthalb Meter Sicherheitsabstand. Neue Wörter können auch unter Ovid.de eingereicht werden.

Teil 2 kann hier gelesen werden:

Wochenrückblick: Die EU ist nicht gefragt – Putin will über die Ukraine mit USA verhandeln



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