Zweiter Boeing-Whistleblower stirbt plötzlich

Joshua Dean, der angebliche Produktionsmängel bei der Boeing 737 MAX aufdeckte, ist nach einer schweren Infektion verstorben.
Titelbild
Foto einer Boeing am 14. März 2019 in Sydney.Foto: Cameron Spencer/Getty Images
Von 3. Mai 2024

Ein ehemaliger Qualitätsprüfer bei einem Boeing-Zulieferer starb unerwartet diese Woche, nachdem er mit einer „plötzlichen, sich schnell ausbreitenden Infektion“ zu kämpfen hatte, wie die Zeitung „Seattle Times“ am 1. Mai berichtete.

Joshua Dean, ein Mitarbeiter von Spirit AeroSystems, starb am Dienstag, 30. April, im Alter von 45 Jahren, wie ein Familienmitglied gegenüber der Zeitung bestätigte. Er hatte als einer der Ersten seinen Arbeitgeber beschuldigt, Herstellungsfehler bei Boeings 737-MAX-Flugzeugen ignoriert zu haben.

Er ist der zweite Whistleblower, der in letzter Zeit verstarb, nachdem John Barnett im März an den Folgen einer nach Ansicht der Behörden selbst zugefügten Schusswunde gestorben war. Barnett und Dean wurden beide von der gleichen Anwaltskanzlei in South Carolina vertreten.

Barnett, der als Qualitätsprüfer bei Boeing gearbeitet hatte, berichtete von einer Erfahrung im Jahr 2012, als er angeblich rund 300 Mängel bei Spirit AeroSystems, wo Dean arbeitete, feststellte. Später bemerkte er, dass die nach ihm entsandten Inspektoren nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung hatten und dafür gelobt wurden, weniger Probleme gefunden zu haben.

Ein Anwalt von Dean erklärte gegenüber der „Seattle Times“, er wolle nicht über den engen zeitlichen Zusammenhang und die näheren Umstände der beiden Todesfälle spekulieren. Es handele sich um eine „schwierige Situation“ und die Gedanken der Kanzlei seien bei den Familien von Barnett und Dean.

Vorwurf von schwerem und grobem Fehlverhalten

Die Zeitung berichtete, dass Dean eine Beschwerde bei der Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA eingereicht hatte, in der er dem Qualitätskontrollmanagement von Spirit AeroSystems ein schweres und grobes Fehlverhalten vorwarf und dass er vor Kurzem in einem Gerichtsprozess gegen das Unternehmen ausgesagt hat.

Spirit entließ Dean im April 2023. Dieser reichte daraufhin eine Beschwerde beim Arbeitsministerium ein, in der er behauptete, seine Kündigung sei eine Vergeltungsmaßnahme dafür, dass er Bedenken über die Flugzeugsicherheit geäußert hatte.

Dean lebte in Wichita, Kansas, wo Spirit AeroSystems seinen Sitz hat. Die „Seattle Times“ berichtete, dass er sich bis vor Kurzem guter Gesundheit erfreute und für seinen gesunden Lebensstil bekannt war.

Er starb nach zwei Wochen im Krankenhaus, als er Atemprobleme bekam. Seine Tante, Carol Parsons, sagte gegenüber der Zeitung, dass er intubiert wurde, eine Lungenentzündung bekam und dann eine schwere bakterielle Infektion entwickelte, sodass sich sein Zustand rapide verschlechterte.

Der Tod des ersten Whistleblowers

Der 62-jährige Barnett wurde am 9. März in South Carolina tot aufgefunden. Laut dem Gerichtsmediziner habe er sich selbst eine Schusswunde zugefügt, wie die Behörden gegenüber der Epoch Times mitteilten.

Barnett hatte mehr als 30 Jahre bei Boeing gearbeitet, bevor er im Jahr 2017 in den Ruhestand ging. Er war ein wichtiger Zeuge in einem Gerichtsprozess gegen Boeing. Barnett behauptetet, das Unternehmen habe Vergeltungsmaßnahmen gegen ihn getroffen.

Seine Leiche wurde an dem Tag, an dem er vor Gericht erscheinen sollte, in einem Fahrzeug entdeckt.

„Wir sind betroffen über das Ableben von Herrn Barnett und unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden“, so Boeing in einer Erklärung, die der Epoch Times zu diesem Zeitpunkt übermittelt wurde.

In einem kürzlich live gesendeten Interview auf dem Boulevard-Nachrichtenkanal TMZ äußerte Barnett Bedenken über Probleme bei der Qualitätskontrolle, insbesondere bei den Flugzeugtypen 737 und 787. Barnett führte vor seinem Ruhestand Sicherheitskontrollen durch und überwachte die Flugzeugproduktion. Er behauptete, dass die Abschaffung von Inspektionsarbeiten zu Mängeln und Sicherheitsproblemen geführt habe.

Alaska-Airlines-Panne

Barnett wies auf einen kürzlich bekannt gewordenen Vorfall hin, bei dem auf einem Alaska-Airlines-Flug ein Türstöpsel geplatzt war, und behauptete, dass es sich dabei möglicherweise nicht um einen Einzelfall gehandelt habe.

Die Panne der 737-MAX-9 der Alaska Airlines am 5. Januar erzwang eine Notlandung und löste eine intensive Untersuchung von Boeing durch die Aufsichtsbehörden aus.

Einem Bericht der Verkehrsbehörde NTSB zufolge löste sich während des Fluges die Verkleidung einer unbenutzten Tür, weil die vier Schrauben fehlten, mit denen sie eigentlich befestigt werden sollte.

Boeing räumte Mitte Januar ein, dass die Qualität der 737-MAX-Produktion nicht dem Standard entsprach und entließ kurz darauf Ed Clark, der das 737-MAX-Programm geleitet hatte. Das Unternehmen erklärte, die Entlassung sei Teil einer verstärkten Konzentration auf die Sicherheit.

Der Vorfall veranlasste die Luftfahrtaufsichtbehörde, alle 737-MAX-9 am Boden zu lassen, „verstärkte Inspektionen“ der Flugzeuge anzuordnen und eine Untersuchung einzuleiten, um festzustellen, ob das Unternehmen es versäumt hat, angemessene Sicherheitsstandards für die Produktion zu gewährleisten.

Boeing erklärte im Januar, dass das Unternehmen uneingeschränkt mit der Untersuchung kooperiere.

Barnett sagte jedoch, dass seine Bedenken über das Platzen des Türstopfens hinausgingen und sich auf den Gesamtzustand der Boeing-Flugzeuge erstreckten. Er behauptete, Boeing habe Inspektionen abgeschafft und die Mechaniker ihre Arbeit selbst erledigen lassen, sodass größere Mängel aufgetreten sind.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Second Boeing Whistleblower Dies Suddenly“. (deutsche Übersetzung nh)



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