200 Jahre Karneval: Die Kölner – Von den Preußen in geordnete Bahnen gelenkt

1823 gilt als Geburtsstunde des Kölner Karnevals – und erstmals in der Geschichte gibt es eine Neuerung rund um den Rhein.
In Köln feiern Zehntausende Kostümierte ausgelassen auf den Straßen und in den Kneipen.
In Köln werden wieder Zehntausende Kostümierte ausgelassen auf den Straßen und in den Kneipen feiern.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Epoch Times12. Februar 2023

Sein 200-jähriges Bestehen feiert in diesem Jahr der Kölner Karneval. Denn das Jahr 1823 gilt als Geburtsstunde des organisierten Karnevals in der Domstadt. Für die Kölner ist das Jubiläum des närrischen Treibens nicht nur Anlass zum Feiern, sondern auch Gelegenheit, auf 200 Jahre Fastelovend zurückzuschauen.

Ein berauschendes Volksfest

1823 gilt als Geburtsstunde des organisierten, bürgerlichen Karnevals. Bis dahin feierten vor allem untere soziale Schichten Karneval als berauschtes Volksfest. Dass 1823 eine neue Form des Fastelovend entstand, hängt auch mit den Preußen zusammen, die in Köln inzwischen herrschten. Die Preußen störten sich an dem bunten Treiben der Rheinländer. Ab 1823 lenkten die Kölner das Fest daher in geordnete Bahnen.

So trat 1823 das Festordnende Komitee ins Leben. Am 10. Februar desselben Jahres startete der erste Zoch – also der Rosenmontagsumzug. Mittelpunkt des Fests war der Held Karneval, der seinen Siegeszug durch die Stadt antrat. Im Vergleich zu heute ging es auf dem Kölner Neumarkt 1823 eher bürgerlich und gesittet zu.

Vor allem gehobene Bürger engagierten sich nun bei der Ordnung des Fests. Der Bürgercharakter zeigte sich auch bei der Entstehung umfangreicher Karnevalsliteratur – von Liederbüchern, gedruckten Büttenreden bis zu Karnevalszeitungen.

1949 ging es richtig los

Von der Kölner Keimzelle arbeitete sich die rheinische Ausgelassenheit flussaufwärts und gelang über Bonn und Koblenz bald nach Mainz. Bald eroberte er auch Düsseldorf. Im Kaiserreich behielt der Karneval zunächst seine sittenstrenge Ausrichtung. So durfte zum Beispiel der Kaiser nicht verspottet werden.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde es um den Karneval ruhig. Karnevalistische Verkleidungen waren verboten – wie auch der Ausschank von Branntwein. In der Zwischenkriegszeit erholte sich der Karneval zunächst. Auch die Technik half dabei. So verstärkten in den 20er- und 30er-Jahren Radioübertragungen die Bekanntheit des närrischen Fests.

Während der Karneval unter den Nationalsozialisten zunächst noch weiterlief, kam er auch im Zweiten Weltkrieg vorerst zum Erliegen. Der erste offizielle Rosenmontagsumzug startete erst wieder im Jahr 1949. Zusammen mit der Verbreitung des Fernsehens wurde der Kölner Rosenmontagszug ab den 50er-Jahren in Deutschland dann immer bekannter.

Wer sind die ältesten Karnevalsvereine?

Einige der heutigen Karnevalsvereine waren schon 1823 dabei – und feiern dieses Jahr ebenfalls ihr Jubiläum. Die Roten Funken gelten als das älteste Kölner Traditionskorps und begleiteten 1823 auf dem ersten Kölner Rosenmontagszug das damalige Prinzenpaar. Ihre rot-weißen Uniformen knüpfen an die Farben der Kölner Stadtsoldaten an.

Die Karnevalsgesellschaft Die Grosse von 1823 feierte als sogenannte Frackgesellschaft ihren Einstand. Aus ihr gingen zahlreiche weitere Vereine hervor. Beim ersten Rosenmontagsumzug dabei war auch die Traditionstanzgruppe Hellige Knäächte un Mägde. Das berühmte Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau hingegen gibt es als Einheit erst seit 1870.

Mit Rheinüberquerung

Wegen des Jubiläums dauert der Kölner Karneval ein ganzes Jahr. Neben zahlreichen Feiern will das Festkomitee Kölner Karneval auch die Traditionen und sozialen Aspekte des Karnevals vermitteln. Im Kölner Stadtmuseum soll etwa die Geschichte des Karnevals dargestellt werden. Das NS-Dokumentationszentrum arbeitet wiederum die Rolle des Kölner Karnevals im Nationalsozialismus auf.

Auch für den Zoch am 20. Februar steht dieses Jahr eine Neuerung an. Erstmals in der Geschichte wird der Rosenmontagszug den Rhein überqueren. Geplant ist, dass die Jecken vom rechtsrheinischen Stadtteil Deutz aus auf die linke Rheinseite ziehen, wo der Zug normalerweise beginnt. Weiter geht es dann durch die Altstadt und am Kölner Dom vorbei. (afp)



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