Ärzte an Unikliniken haben „die Nase voll“ – Marburger Bund hofft auf nächste Verhandlungsrunde

„Zu müde für Narkose“, „Patient in Gefahr“ und „Ärzte am Limit“ war auf den Protestschildern der Universitätsmediziner am 30. Januar zu lesen. Mit Trillerpfeifen machten sie am Dienstag auf dem Opernplatz in Hannover ihrem Ärger Luft.
Ärzte stehen mit Transparenten auf der Straße. Der Marburger Bund hat Ärzte an rund 50 kommunalen Kliniken in Nordrhein-Westfalen zu einem Warnstreik aufgerufen.
Ärzte stehen mit Transparenten auf der Straße zum Streik. (Symbolbild)Foto: Oliver Berg/dpa
Von 3. Februar 2024

Etwa 5.000 Ärztinnen und Ärzte waren dem Aufruf der Ärztegewerkschaft Marburger Bund gefolgt. Sie gingen in Hannover für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße. Zudem streikten jeweils mehrere Hundert in Freiburg, Tübingen, Jena, Ulm, Heidelberg, Aachen, Köln und Düsseldorf.

„Die große Resonanz zeigt, dass die Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken die Nase voll haben“, betonte Hans Martin Wollenberg, erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen.

Der 2. Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Andreas Botzlar, forderte die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auf, sich in den Tarifverhandlungen endlich einen Ruck zu geben.

„Es kann nicht sein, dass von den Ärztinnen und Ärzten in den Universitätskliniken ein Spitzenplatz in der Medizin erwartet wird, ihnen aber im Gehaltsgefüge der Tabellenkeller zugewiesen wird“, so Botzlar. „Die Länder müssen jetzt endlich aus dem Knick kommen und in den Verhandlungen die Bereitschaft zeigen, mit uns grundlegende Verbesserungen zu vereinbaren.“

200 bis 600 Euro weniger im Monat

Universitätsmediziner verdienen trotz einer höheren Arbeitszeit monatlich 200 bis 600 Euro weniger, schilderte der Oberarzt Andreas Hammerschmidt, zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen, gegenüber der „Tagesschau“. Das sei so nicht länger tragbar.

Die an Universitätskliniken tätigen Ärzte müssten sich schließlich neben der Patientenversorgung auch der Forschungsarbeit und Lehrtätigkeit an Studenten widmen.

Wenn man eine Spitzenmedizin haben will, wenn man eine gute Universitätsmedizin haben will, dann muss man die auch spitzenmäßig finanzieren“, stellt der Mediziner klar.

Wenn Deutschland nicht den Anschluss verlieren wolle, müsse gehandelt werden.

Mehr Patienten, weniger Ärzte

Umfragen unter Klinikärzten hätten ergeben, dass Ärzte erhöhtem Stress ausgesetzt sind. Das gelte nicht in Bezug auf durchgearbeitete Pausen, sondern auch im Hinblick auf psychische Belastungen, die über den Dienst hinausgehen. „Wer unter Stress arbeitet, macht Fehler“, warnt Hammerschmidt.

Ein bisschen Stress möge für die Konzentration noch förderlich sein, aber chronischer Stress mache krank. Besorgniserregend sei auch, dass etwa 40 Prozent der Kollegen in Niedersachsen mit dem Gedanken spielen, ihre Arbeit aufzugeben. Insoweit sei der Streik nicht nur für Ärzte von Interesse, sondern komme letztlich auch den Patienten zugute.

Schon jetzt sprach Hammerschmidt von einer „chronischen Unterbesetzung“ an den Unikliniken, wodurch immer mehr Patienten durch immer weniger Ärzte versorgt würden. Während sich früher die Bewerbungen für Ärzte an Unikliniken gestapelt hätten, könnten heutzutage dort nicht mehr alle Stellen besetzt werden.

„Wenn sich nichts bewegt, werden immer mehr Kolleginnen und Kollegen das Weite suchen“, so Hammerschmidt.

TdL kompromissbereit

Die TdL kündigte nach dem Scheitern der Verhandlungsrunde Mitte Januar Kompromissbereitschaft an. „Klar ist, dass es Erhöhungen gibt und dass wir attraktive Arbeitsbedingungen für unsere Universitätskliniken brauchen“, erklärte Monika Heinold (Grüne), Finanzministerin von Schleswig-Holstein und Verhandlungsführerin der TdL gegenüber der „Tagesschau“. Insoweit sei eine Orientierung am öffentlichen Dienst denkbar.

Der Marburger Bund erwartet nun in der nächsten Verhandlungsrunde am 22. Februar ein „ernst zu nehmendes Angebot“ von dem Tarifpartner.



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