Berlin-Marathon: „Letzte Generation“ will Strategie der „Unterbrechung des Alltags“ fortsetzen

Am Sonntag will die radikale Klimagruppe „Letzte Generation“ den Berlin-Marathon stören. Der Regierende Bürgermeister Wegner erklärt, die Polizei sei gut darauf vorbereitet. Seit Freitag gilt eine Allgemeinverfügung.
Titelbild
Straßenblockade der „Letzten Generation“ auf dem Mehringdamm in Berlin.Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Von 23. September 2023

Die Ankündigung der radikalen Klima-Gruppierung „Letzte Generation“, am Sonntag, 24. September, den Berlin-Marathon stören zu wollen, sorgt in der Hauptstadt weiter für Unruhe. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hat die sogenannten Aktivisten dazu aufgerufen, auf Protestaktionen zu verzichten. Zudem gilt seit Samstagvormittag eine Allgemeinverfügung, die hohe Bußgelder für Verstöße gegen ein Verbot nicht angemeldeter Demonstrationen androht.

Zuletzt 600.000 Euro an Spenden in 48 Stunden eingenommen

Am Freitag hatte die „Letzte Generation“ unter anderem auf X (vormals Twitter) angekündigt, die weltweit beachtete Laufsportveranstaltung zum Ziel von Aktionen zu machen. In einem Post hieß es:

Ja, wir unterbrechen den Berlin-Marathon. Vor der Klimakatastrophe können wir nicht davonrennen.“

Auf ihrem Account rühmte sich die Organisation tags davor für 25 sogenannte Laufblockaden, die man in Berlin durchgeführt habe. Anders als bei den Klebeaktionen blockieren die „Aktivisten“ dabei den Straßenverkehr durch bloßes gemeinsames Betreten der Straße. Dabei kam es offenbar mancherorts zu teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Verkehrsteilnehmern. Erst vor knapp einer Woche hatte sich die Vereinigung zu einer Sprühaktion am Brandenburger Tor bekannt.

Dass die Drohung mit hohen Bußgeldern die „Letzte Generation“ nicht abschreckt, zeigen Mitteilungen wie jene in einem Podcast vom Freitag. Demnach sind in nur 48 Stunden 600.000 Euro an Spenden an die Organisation geflossen. Die radikalen „Klimaschützer“ können sich regelmäßig auf hohe Zuwendungen reicher Gönner verlassen – teilweise auch aus den USA.

Wegner: „Polizeieinsätze kosten Geld, das besser gegen Klimawandel eingesetzt wäre“

Wie die „Welt“ berichtet, hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner die „Letzte Generation“ nun zum Verzicht auf Störaktionen aufgefordert. Gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa) äußerte er:

Wenn die sogenannten Klimaaktivisten den Marathon stören wollen, dann wird das viele Berlinerinnen und Berliner sehr verärgern.“

Wegner weist darauf hin, dass ein möglicher Weltrekord, wie ihn etwa der Kenianer Eliud Kipchoge ansteuert, durch störungsbedingte Unterbrechungen gefährdet sein könnte. Wer sich für Klimaschutz einsetzen wolle, solle „auf diese provokativen und auch strafbaren Aktionen verzichten“.

Der Regierende Bürgermeister kündigte an, dass „die Polizei und der Rechtsstaat deutlich durchgreifen werden“. Polizeieinsätze kosteten den Steuerzahler viel Geld, „das wir viel besser für den Kampf gegen den Klimawandel nutzen könnten“. Zudem fehle den Beamten die aufgewendete Zeit bei der Verbrechensbekämpfung.

Polizei besucht Brunch in Apostel-Kirche

Einem Bericht der „Bild“ zufolge haben Abgesandte der Polizei am Samstag einen Brunch in der Apostel-Kirche in Schöneberg besucht. Dort waren führende Organisatoren der „Letzten Generation“ anwesend. Offenbar haben die Beamten Materialien beschlagnahmt, die regelmäßig bei Protesten zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ging es Berichten zufolge um die Allgemeinverfügung.

Bereits vor zwei Wochen hatte die Polizei diese für das Berlin-Marathon-Wochenende erlassen. Die Veröffentlichung im Amtsblatt erfolgte am Freitag. Die Polizei wird eigenen Angaben zufolge mit etwa 650 Personen im Einsatz sein. Es gebe ein Sicherheitskonzept, das auf mehrere Szenarien eingestellt sei.

Zum Berlin-Marathon selbst werden etwa 48.000 Teilnehmer erwartet. Für den Inline-Skater-Marathon am Samstag waren 4.500 Teilnehmer gemeldet.

„Kein Berlin-Marathon mehr auf einem toten Planeten“

Über Störaktionen im Zusammenhang mit dieser Vorveranstaltung ist bis dato nichts bekannt. Auf X wird über eine versuchte Kreuzungsbesetzung in Innenstadtnähe berichtet. Diese hatte sich zeitlich kurz vor dem angekündigten Start des Inline-Marathons ereignet. Allerdings hat die Polizei offenbar zeitnah reagiert und die Auflösung der Zusammenkunft durchgesetzt.

Anhänger der „Letzten Generation“ zeigen sich von den Mahnungen aus Politik und Exekutive unterdessen wenig beeindruckt. Deren Hinweisen und Sachargumenten – etwa auf die Emissionsarmut des Marathons – setzen sie regelmäßig fundamentalistische Untergangsszenarien entgegen.

So schreibt der Account „Kultur und Propaganda“:

Auf einem toten Planeten wird es keinen Berlin-Marathon mehr geben, und keine zehntausenden Leute reisen per Auto und Flugzeug dazu an. Wollt ihr weiterhin, dass Marathons stattfinden?“

Ein anderer arbeitet sich an den Mahnungen des Regierenden Bürgermeisters Wegner ab:

Wegner nimmt nicht nur Menschen in Geiselhaft, sondern verurteilt alle künftige Generationen zum Leben ohne intakten Lebensgrundlagen – mit Hitzewellen, Dürren, Stürmen, Überschwemmungen, ohne intakte Nahrungsmittelversorgung und Trinkwasser.“

Interne Kritik: Aktionen gegen Berlin-Marathon „überschreiten eine Grenze“

Zuletzt hatte die „Letzte Generation“ neben wachsender Ablehnung sogar aus dem Spektrum der Grünen oder von „Fridays for Future“ auch mit Problemen bei der Mitgliederrekrutierung zu kämpfen. Die „Welt am Sonntag“ zitierte jüngst aus einem internen Dokument. Aus diesem ging hervor, dass eine Veranstaltungsreihe der Gruppierung auf geringeres Interesse gestoßen war als erhofft.

Im Zusammenhang mit dem Berlin-Marathon regte sich in einem internen Chat Kritik an geplanten Aktionen. Diese zeigten mangelnden Respekt den Sportlern gegenüber und setzten diese einem erhöhten Verletzungsrisiko aus. Damit überschreite man „eine Grenze“.

Auf Einsicht dürfen die Kritiker jedoch wahrscheinlich nicht hoffen. Wie aus Aussagen der sogenannten Klimaaktivisten selbst hervorgeht, strebt die „Letzte Generation“ keine sachpolitische Lösungsfindung an. Vielmehr sieht man sich selbst in einem übergesetzlichen Notstand – und will „den Alltag der Menschen unterbrechen, weil dieser die Katastrophe herbeiführt“.

(Mit Material der dpa)



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