Berlinale-Eklat: Justizminister droht mit Konsequenzen

Die Berlinale ist vorbei – aber nicht der Ärger über antisemitische Äußerungen. Bundesjustizminister Marco Buschmann droht mit harten Maßnahmen.
Das Strafrecht sei gut aufgestellt, um antisemitische Äußerungen zu ahnden, so Marco Buschmann (FDP).
Das Strafrecht sei gut aufgestellt, um antisemitische Äußerungen zu ahnden, so Marco Buschmann (FDP).Foto: Kay Nietfeld/dpa
Epoch Times27. Februar 2024

Nach dem Eklat um antisemitische Äußerungen bei der Berlinale hat Bundesjustizminister Marco Buschmann mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht. Das Strafrecht sei gut aufgestellt, um antisemitische Äußerungen zu ahnden, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.

Die Verwendung der Parole „Free Palestine – From the River to the Sea“ könne etwa als Billigung der im Rahmen der Angriffe der Hamas im Oktober 2023 in Israel begangenen Tötungsdelikte verstanden werden.

„Eine Belohnung und Billigung von Straftaten ist strafbar“, betonte der Minister. Wer Propagandamittel verfassungswidriger und terroristischer Organisationen verbreite oder Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen wie der Hamas verwende, mache sich ebenfalls strafbar.

„Die Berlinale hat an diesem Wochenende schweren Schaden genommen, weil dort Antisemitismus viel zu unwidersprochen geblieben ist“, sagte Buschmann. Die strafrechtliche Beurteilung der Vorfälle sei Sache der zuständigen Strafverfolgungsbehörden und Gerichte. Das politische Urteil aber sei für ihn klar: „Antisemitismus ist unerträglich.“

Rede von Genozid löst Empörung aus

Während der Berlinale-Gala am Samstagabend war der Nahostkonflikt mehrfach thematisiert worden. Zahlreiche Mitglieder aus Jurys sowie Preisträger forderten verbal oder mit Ansteckern einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. In einer Dankesrede für eine Auszeichnung war die Rede von einem Genozid. Die Äußerungen stießen anschließend in Politik und Verbänden auf Kritik und Empörung.

Israel wird von Kritikern vorgeworfen, im Kampf gegen die Hamas im Gaza-Streifen einen Genozid (Völkermord) zu begehen. Südafrika hatte eine entsprechende Klage vor dem Internationalen Gerichtshof erhoben. Den Genozid-Vorwurf weisen Israel und auch die deutsche Regierung zurück. Der Begriff Völkermord bezeichnet laut UN-Konvention die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe zu zerstören.

Israel strebt die Zerschlagung der im Gazastreifen herrschenden Hamas an, nicht jedoch die Zerstörung des palästinensischen Volkes. Israel spricht von Selbstverteidigung nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas und anderer Extremisten am 7. Oktober 2023. Israel hat zugesagt, den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten. Die hohe Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg wird aber international kritisiert.

Kultursenator kündigt Antidiskriminierungsklausel an

Berlins Kultursenator Joe Chialo kündigte unterdessen eine neue Antidiskriminierungsklausel an. „Es ist wichtig, eine juristische Regelung zu finden, die sicherstellt, dass Hass nicht aus Steuergeldern finanziert wird. Daran arbeiten derzeit vier Senatsverwaltungen unter dem Regierenden Bürgermeister gemeinsam“, sagte er der Zeitung „Die Welt“.

Der Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V.“ verfolgte nach eigenen Angaben „mit großer Sorge die Entwicklungen und Reaktionen der diesjährigen Berlinale“. „Wir appellieren an die Kulturverantwortlichen, künftig ein ausgewogeneres Bild zu zeichnen und damit einen Beitrag zum Frieden und zur Verständigung zu leisten. Nur durch eine umfassende Berücksichtigung aller Perspektiven kann ein Beitrag zur Überwindung von Konflikten geleistet werden“, teilte Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises, mit. (dpa/red)

„Diese Berlinale hat sich selbst beschädigt“

Die Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses, Katrin Budde (SPD), hat die Ignoranz im Umgang mit israelkritischen Äußerungen während der Abschlussgala der Berlinale verurteilt. „Es hat keiner der Verantwortlichen eingegriffen oder erwidert, die Leitung, die Moderation, Jurymitglieder, andere Preisträger hätten die Möglichkeit gehabt“, sagte Budde dem „Tagesspiegel“ (Dienstagsausgabe).

„Das macht einmal mehr deutlich, wie stark der Antisemitismus und die Israelfeindlichkeit in Teilen der Kulturszene verankert ist.“ Es sei unfassbar, welche einseitigen Statements pro Palästina und gegen Israel bei der Bärenverleihung der Berlinale von Gewinnern abgegeben worden seien, sagte Budde: „Kein Wort über den brutalen Angriff der Hamas auf Israel oder über die Geiseln, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden.“

Budde, die am Samstagabend selbst im Publikum der Gala gesessen hatte, schilderte ihre Fassungslosigkeit ob der fehlenden Reaktionen auf die Attacken gegen Israel: „Ich saß wie in Schockstarre und dachte immer, da muss doch jemand, der das Mikro hat, etwas entgegnen. So wie viele um mich herum habe auch ich nicht geklatscht. Von da, wo ich saß, war der meinungsgeteilte Saal erkennbar“, sagte sie dem „Tagesspiegel“.

„Dass ausgerechnet Gäste, die schon wegen ihrer Kleiderordnung in Palästina keineswegs frei wären, am lautesten gejubelt haben, ist genauso wenig begreifbar“, so Budde weiter. „Diese Berlinale hat sich selbst beschädigt. Die neue Intendantin tritt ein schweres Erbe an.“

Genauso erschreckend sei das Ignorieren des 2. Jahrestages des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, keine Solidarität mit den ukrainischen Opfern und Künstlern, sagte Budde. (dts/dpa/red)



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