Post-Rekordgewinn und Personalnot: Landen Briefe bald an der Packstation?

Personalmangel bereitet der Post zunehmend Probleme. Das merken viele Deutsche an verspäteten Zustellungen ihrer Briefe und Pakete. Deshalb debattiert das Wirtschaftsministerium über eine Reform des Postgesetzes.
Bundesregierung: Briefe möglicherweise bald an Packstationen abholen
Eine Packstation der Deutschen PostFoto: iStock
Von 23. Dezember 2022

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Im Bundeswirtschaftsministerium gibt es Überlegungen, Briefe künftig ebenso wie Pakete auch in Packstationen auszuliefern. Dies ist eine von verschiedenen Maßnahmen, mit denen die Entscheidungsträger die chaotischen Zustände bei der Briefzustellung beseitigen wollen. Das geht aus einem internen Papier hervor, das als Grundlage für eine Novelle des Postgesetzes dient, die der Bund im kommenden Jahr vorlegen will, wie der „Spiegel“ berichtet.

Die Bürger sollen sich zudem künftig bei einer gemeinsamen Stelle über Probleme mit der Brief- oder Paketzustellung beschweren können. Die Bundesnetzagentur solle „als zentraler Ansprechpartner“ dienen und „die Resilienz der Postnetze“ stärken, heißt es in der Unterlage.

Auch die drei Ampelparteien arbeiten an einem gemeinsamen Forderungskatalog. Dieser sieht vor, die Auslieferung der Post zuverlässiger und die Arbeitsbedingungen der Zusteller zu verbessern.

Zwei Zustellungsarten

Geht es nach dem SPD-Postexperten Sebastian Roloff, soll es künftig eine schnelle Zustellung am folgenden Werktag, zugleich aber auch eine langsamere geben. Derzeit muss die Post 80 Prozent aller Briefe am folgenden Werktag zustellen. „Weniger als diese Quote ist denkbar“, sagt der Münchner SPD-Abgeordnete, „allerdings muss die langsamere Post dann billiger werden und nicht die eigentlich pünktliche teurer.“

Ein langsamer Standard-Brief solle demnach weniger als 85 Cent Porto kosten. Roloff erhofft sich durch die zwei Geschwindigkeiten auch weniger Nachtflüge der Post. Die Postboten sollen künftig entlastet werden, wenn sie schwere Pakete zusätzlich zu den Briefen austragen. Die derzeitige Grenze von 31,5 Kilogramm für einzelne Sendungen sei aus Arbeitsschutzgründen zu hoch. „Höchstens 25 Kilo sind aus meiner Sicht dauerhaft vertretbar“, so Roloff.

Bei der Zustellung von Paketen sollen sich Dienstleister künftig um eine Lizenz bewerben müssen. So will Roloff den Wildwuchs bei Subunternehmern eindämmen. „Hier muss es um Arbeitsbedingungen und Tariftreue gehen“, sagte er.

Zu voreiliger Stellenabbau

Die Post ließ zu Jahresbeginn 7.000 befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen, da die Zahl der Briefe und Pakete zeitweise deutlich niedriger war als im Vorjahreszeitraum, berichtete „Golem“. Dazu sagte Thorsten Kühn, Bereichsleiter Postdienste der Gewerkschaft Verdi:

Die Post hat die Lage auf dem Arbeitsmarkt völlig falsch eingeschätzt.“

Der Konzern habe nun das Problem, die vielen Personalausfälle und -abgänge auszugleichen. Damit kämpft die Deutsche Post bereits seit dem Anstieg der Corona-Fälle im Frühjahr 2022, betonte Kühn. „Das hat zur Folge, dass Sendungen liegen geblieben sind, dass Zustellbezirke zeitweise ausgefallen sind.“

Die Post begründete die personellen Engpässe laut einem Bericht der „Tagesschau“ auch mit einem hohen Krankenstand und wegen des angespannten Arbeitsmarktes. In diesem Jahr hat die Bundesnetzagentur aufgrund der dadurch entstandenen Verzögerungen bereits mehr als 37.000 Beschwerden über die Brief- und Paketdienste gezählt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Dennoch erwartet die Post, insbesondere wegen des Paketgeschäfts von DHL, ein Rekordergebnis (Ebit, vor Zinsen und Steuern) von rund 8,4 Milliarden Euro für dieses Jahr. Im dritten Quartal lag der Umsatz durch das Stammgeschäft der Deutschen Post, dem Brief- und Paketversand im Inland, bei 3,9 Milliarden Euro.

Beim internationalen Express- und Frachtgeschäft konnte der Gesamtkonzern deutlich zulegen. Der Gewinn erhöhte sich um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.

(Mit Material von dts)



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