Corona-Krise in Veranstalterszene: Fatale Folgen für Unternehmen befürchtet

Der Plan des Berliner Senats, angesichts der Krise durch das Coronavirus ab der kommenden Woche Kneipen und Clubs schließen zu lassen, hat schon an diesem Wochenende für den Stillstand der Tanzszene gesorgt.
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Corona-Krise für Veranstalter, Künstler und damit in Verbindung stehenden Gewerke.Foto: iStock
Epoch Times14. März 2020

Der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, hat vor schwerwiegenden Folgen für seine Branche durch die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus gewarnt.

„Wenn derartige Veranstaltungsabsagen nur über zwei, drei Wochen erfolgen müssen, werden sich zahlreiche Firmen davon nicht wieder erholen können“, sagte Michow der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Vielzahl der abgesagten Veranstaltungen wegen des Virus Sars-CoV-2.

In der Veranstaltungsbranche herrsche laut Michow zurzeit Ratlosigkeit. Die Bundesländer entschieden jeweils unterschiedlich, ob sie Großveranstaltungen ab 1000 Teilnehmern verbieten oder nicht. „Wir erleben derzeit nicht nur in unserer Branche, sondern in der Wirtschaft allgemein das Problem, dass auf der ganzen Ebene klare Ansagen fehlen“, kritisierte er. Bisher gebe es nur Empfehlungen zu Absagen, die den Unternehmen aber keine Planungssicherheit böten.

Kritik am pauschalen Veranstaltungsverbot

Michow hält es für falsch, pauschal Veranstaltungen zu verbieten. Stattdessen sollte im Einzelfall geprüft werden, ob eine Absage sinnvoll ist. Dabei solle einerseits berücksichtigt werden, was für ein Publikum vor Ort ist. Also etwa, ob es viele Ältere oder Menschen aus unterschiedlichen Ländern sind. Und andererseits solle geschaut werden, wie die Örtlichkeiten beschaffen sind. Ob die Räume etwa gut durchlüftet sind oder nicht.

Das Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Abfederung von wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise findet Michow prinzipiell gut. Allerdings betonte er: „Der Konzertbranche wird das nur in Ausnahmefällen – bei den größeren Firmen – helfen.“ Der mit dem Paket erleichterte Bezug von Kurzarbeitergeld bringe der Veranstaltungswirtschaft nur wenig, da diese nicht so hohe Personalkosten habe. Oftmals hätten Veranstaltungsbetriebe ihr Personal etwa an Agenturen ausgelagert. Die Personalkosten seien deshalb nur gering.

Veranstalter trägt Kosten bei Ausfall

Die Branche habe das Problem, dass eine Veranstaltung an einem bestimmten Termin stattfinden müsse. Werde sie dann abgesagt oder verschoben, könnten Ticketkäufer ihr Geld zurückfordern – der Veranstalter habe dann die Kosten zu tragen. Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe bleibe auch nichts übrig, was man notfalls an einem anderen Tag zu Geld machen könne. „Das macht die Situation der Veranstaltungsbranche so prekär.“

Die Unternehmen müssten Forderungen aus laufenden Krediten bedienen, gleichzeitig stünden keine Einnahmen zur Verfügung, um diese zu tilgen. Michow forderte deshalb Bürgschaften, Steuererleichterungen oder Steueraufschübe für die Branche. Auch Subventionen oder Förderungen seitens des Staats seien angesichts der Höhe der zu tilgenden Kosten notwendig.

Michow rechnet damit, dass zwischen März und Mai rund 80.000 Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Den dadurch entstehenden Schaden beziffert er auf etwa 1,25 Milliarden Euro. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft hat nach eigenen Angaben 450 Mitgliedsunternehmen.

Berliner klappt Bürgersteige hoch

Der Plan des Berliner Senats, angesichts der Krise durch das Coronavirus ab der kommenden Woche Kneipen und Clubs schließen zu lassen, hat schon an diesem Wochenende für den Stillstand der Tanzszene gesorgt.

Fast alle bekannten Clubs öffneten schon am Freitagabend nicht mehr und wollten auch am (heutigen) Samstag und dann die nächsten fünf Wochen geschlossen bleiben. Auch viele Kneipen in den Innenstadtbezirken wurden am Freitagabend nicht mehr von so vielen Menschen besucht wie sonst am Wochenende. Barkeeper und Kellner sagten, die Auswirkungen des Virus seien deutlich zu spüren und es kämen weniger Menschen.

Zu den bereits geschlossenen Clubs gehörten das etwas freizügigere Kitkat und der bekannte Tresor in Mitte, das Sisyphos in Lichtenberg, die Clubs Kater Blau, Wilde Renate und Suicide in Friedrichshain sowie Watergate und Ritter Butzke in Kreuzberg. Die Clubs bezogen sich in Mitteilungen auf ihren Internetseiten auf den Senat und die Gefahr durch das Virus. „Ihr wisst, wir lieben kranke Partys“, schrieb etwa das Sisyphos. „Aber das gerade geht auch uns zu weit.“

Der Berliner Senat hatte am Freitag angekündigt, ab dem kommenden Dienstag müssten alle Kneipen und Clubs schließen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), hatte angekündigt, dass das “öffentliche Leben und Sozialkontakte” in Berlin “soweit wie möglich eingeschränkt” werden sollen. „Diese Krise wird sich nicht in den nächsten Tagen, wahrscheinlich auch nicht in den nächsten Wochen und Monaten erledigen”, sagte Müller. In Berlin gelten die Maßnahmen zunächst bis zum 20. April.

Hotels und Gastronomiegewerbe leiden unter Corona-Krise

Auch Hotels und Gastronomiegewerbe leiden unter der Corona-Krise. Im Hotel und Restaurant Hollmann mehren sich derzeit wie vielerorts die Bettenstornierungen. Im vollbesetzten Monat März seien etwa neun von zehn Betten storniert, erzählte Hotel-Inhaberin Antje Siekendiek aus Halle (Westfalen). Wie lange dieser Zustand andauern soll, wüsste niemand. Aus diesem Grund hat die Chefin von 28 Mitarbeitern Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur beantragt.

„Es geht gerade um mehr als wirtschaftliche Interessen. Das sollte uns allen klar sein. Irgendwann wissen wir mehr. Bis dahin sollten wir alle uns, unsere schwächeren Mitbürger, Eltern, Omas und Opas, schützen und verantwortlich handeln“, sagt die Gastronomin. Solange die Leute kommen wollen, bleibe das Restaurant geöffnet.  Was allerdings mit den vielen Familien- oder Konfirmationsfeiern passiert, die in den nächsten Wochen geplant sind, weiß sie noch nicht.

Folgen für Lebensmitteleinzelhandel

Die Einschränkungen im sozialen Leben als Folge der Coronavirus-Krise können für den Lebensmitteleinzelhandel aus Sicht von Branchenexperten einen Nachfrageschub auslösen.

Die Unternehmensberatung BCG verweist darauf, dass viele Menschen derzeit im Homeoffice arbeiteten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen geschlossen seien sowie Restaurantbesuche verstärkt gemieden würden. „Dadurch steigt die Nachfrage nach frischen Produkten wie Obst, Gemüse und Fleisch – aber auch Fertiggerichten, weil vermehrt zu Hause gekocht wird“, sagte der Einzelhandelsexperte der Boston Consulting Group (BCG), Markus Hepp, der Deutschen Presse-Agentur.

„Das schlägt sich natürlich in den Verkaufszahlen dieser Kategorien nieder, wo wir beispielsweise 10 bis 20 Prozent Wachstum im italienischen Markt beobachten konnten.“ Besonders negativ betroffen von der aktuellen Entwicklung seien Großhändler für Restaurants oder Hotels. Hier drohe ein Nachfrage-Einbruch um bis zu 30 Prozent, sagte Hepp.

Die sinkende Nachfrage von Gastronomen, Hotels, Kitas und Kantinen sei deutlich spürbar, sagt Marcus Schwenke, Geschäftsführer des Großhandelsverbandes Foodservice. Einbrüche seien leicht zeitversetzt zum Gastgewerbe zu erwarten. Sollten Insolvenzen in der Gastronomiebranche zunehmen, könne dies dramatische Folgen für Großhändler haben – noch weit nach dem Ende der Pandemie, fürchtet der Verband, der Anbieter wie Metro und Selgros/Transgourmet vertritt.

Grundeinkommen für freiberufliche Künstler

Die kulturpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag, Simone Barrientos, fordert in der Corona-Krise unbürokratische Soforthilfe für freiberufliche Künstler. „Wie wäre es, wenn wir ihnen ein zeitlich begrenztes Bedingungsloses Grundeinkommen für sechs Monate zahlen, etwa 1.500 Euro im Monat, damit sie ihr Leben und ihre Miete weiter bezahlen können“, sagte sie der „Welt“. In ihrem Büro träfen seit Tagen Hilferufe aus ganz Deutschland ein.

„Die meisten Künstler wie Musiker, DJs, Schauspieler oder Comedians haben keine Rücklagen, um mit den Verdienstausfällen klarzukommen. Sie bekommen keine Aufträge mehr, vielleicht für viele Monate“, sagte Barrientos. Bisher diskutierte Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld greifen für Künstler nicht, da sie meist Freiberufler sind.

Ausschussvorsitzende Katrin Budde (SPD) sagte der „Welt“: „Es gibt keine Blaupause für eine solche Situation, keinen Notfallplan.“ Die Unterstützung sollte „so unbürokratisch wie möglich“ gestaltet werden. Johannes Selle, CDU, will sich für „Existenzbeihilfen für besonders betroffene Personen wie Künstlergruppen“ einsetzen. Der kulturpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Erhard Grundl fordert „Kompensationen, Darlehen und Mikrokredite für Ausfälle.“ Dafür solle sofort ein Notfallfonds eingerichtet werden.

Die Linkspartei schloss sich der Anregung der Gewerkschaft Verdi an, zur Belebung der Konjunktur an ärmere Menschen Konsumschecks zu verteilen, also Geld zum Ausgeben zu schenken. Das Handwerk forderte vom Fiskus großzügige zinslose Steuerstundungen. Die Bundesregierung hatte am Freitag ein umfassendes Hilfspaket auf den Weg gebracht mit unbegrenzten Liquiditätshilfen für betroffene Unternehmen.

Merkel will Wirtschaft stabilisieren

Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte bei einem Treffen mit Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften im Kanzleramt, alles Notwendige zu tun, um die Wirtschaft in dieser besonderen Lage zu stabilisieren. „Wir haben in den letzten Jahren gut gewirtschaftet. Die finanziellen Reserven sind vorhanden“, sagte Merkel nach Angaben der Regierung vom Freitagabend. Industriepräsident Dieter Kempf sagte, die Bundesregierung habe das Richtige getan. „Das Risiko einer Rezession steigt von Tag zu Tag.“

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) sieht sich auch für einen starken Anstieg von Kurzarbeit gerüstet. Es seien keine besonderen Vorkehrungen im Haushalt erforderlich, um Kurzarbeitergeld zu zahlen, sagte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage. Derzeit seien dafür im Haushalt der BA 255 Millionen Euro eingeplant. Der Bundestag hatte am Freitag ein erleichtertes Kurzarbeitergeld beschlossen. Demnach können Unternehmen ab April Kurzarbeitergeld schon nutzen, wenn nur 10 Prozent der Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind.

Grüne fordern Rettungsfonds

Die Grünen verlangten einen Rettungsfonds für Solo-Selbstständige und Kulturschaffende. Dieser solle schnell helfen, wenn die wirtschaftliche Existenz nachweislich infolge von Umsatzeinbußen durch die Epidemie gefährdet sei, heißt es in einem Papier, das unter anderem die Parteichefs Robert Habeck und Annalena Baerbock unterzeichnet haben. „Neben dem Schutz unserer Wirtschaft braucht es auch eine Absicherung für die Menschen, die von der Krise betroffen sind.“

In Baden-Württemberg fürchtet der Handelsverband angesichts der drastischen Einschränkungen um die Existenz vieler Geschäfte. „Viele Händler im Land brauchen die Hilfen schnellstmöglich, sonst werden Betriebe vor dem Aus stehen“, sagte Verbandspräsident Hermann Hutter am Samstag. Dass die Fixkosten weiter liefen, die Umsätze aber zurückgingen, bringe viele der 40.000 Betriebe im Land in Existenznot.

Das Land Nordrhein-Westfalen weitet angesichts der Corona-Krise seine Hilfsangebote für in Not geratende Unternehmer, Gründer und Selbstständige aus. Um möglichst schnell wirksam zu sein, würden Expressbürgschaften bereitgestellt, die die Bürgschaftsbank binnen 72 Stunden bewilligen könne, teilte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Samstag mit. Kleine Unternehmen, Neugründungen und Betriebe, die ausbilden, könnten ohne Hausbank und ohne Sicherheiten frisches Beteiligungskapital erhalten. (dts/dpa/sua)

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