Die Nachtkerze

Titelbild
(Elisabeth Horbach)
Von 14. Juli 2008

Ursprünglich wuchs die Gemeine Nachtkerze nur in Nordamerika. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelangte sie als Zierpflanze nach Europa. In den Bauerngärten des 19. Jahrhunderts waren Nachtkerzen dann beliebte und häufig angebaute Gemüsepflanzen. Sie stellen keine hohen Ansprüche an den Boden und sind auch in der Pflege äußerst genügsam. Heute wachsen Nachtkerzen wild an Wegrändern, entlang Bahndämmen und überall dort, wo der Boden karg und sandig ist. Sprossen, Blätter, Blüten und Wurzeln schmecken lecker und sind frisch oder gedünstet in der Küche verwendbar.

Im ersten Jahr entwickelt die zweijährige Pflanze (biennis) lediglich eine Blattrosette am Boden. Einige dieser Blätter kann man vorsichtig für einen Salat ernten. Die Pflanze lebt trotzdem weiter. Erst im zweiten Jahr hat die Nachtkerze die Kraft, einen bis zu einem Meter hohen Blütenstängel zu bilden. Zwischen Juni und Oktober öffnet sie dann in der Dämmerung ihre leuchtend gelben Blüten. Ein Schauspiel in Sekundenschnelle. Bei uns im Wasgau ist dieses kleine Wunder im Juli gegen 21.00 Uhr zu beobachten. Wie ein gut zusammengerollter Regenschirm springen die Blüten auf, sobald die grünen Hüllblättchen sie freigeben. Auch ihren Duft verströmen die Blüten ausschließlich, wenn Nachtfalter unterwegs sind und sie bestäuben könnten. Ihr Farbenspiel ist nur von kurzer Dauer: Vom ersten Öffnen einer Blüte bis zu ihrem Verwelken dauert es keine 24 Stunden.

Jetzt kann man die unreifen Früchte als Gemüse kochen. Wenn sie zur Reife kommen, entsteht bis zum Herbst aus jeder Blüte eine Samenkapsel, die etwa 200 winzige, eckige dunkelbraune Körner enthält. Sie fühlen sich so leicht und trocken an, dass man sich schwer vorstellen kann, dass sie Öl enthalten. Für eine handelsübliche Ölkapsel mit 500 Milligramm des wertvollen Nachtkerzenöls werden rund 5.000 Samenkapseln benötigt. Es soll bei Hauterkrankungen, Herz-Kreislaufproblemen, Magen-Darmstörungen und Gefäßablagerungen hilfreich sein.

Linol- und Gamma-Linolensäure sind die gesunden Inhaltsstoffe des Nachtkerzenöls. Es sind so genannte essenzielle Fettsäuren. Als essenziell bezeichnet man Substanzen, die für unseren Organismus lebenswichtig sind, aber nicht von ihm selbst hergestellt werden können. Also müssen wir sie unserem Körper in ausreichender Menge als Nahrung zuführen. Typische Mangelerscheinungen sind trockene schuppige Haut und verminderte Tränenflüssigkeit. Das bedeutet, dass auch gesunde Haut von dem Genuss der Nachtkerze profitiert: frühzeitiges Altern wird verhindert. Ein natürliches Antifaltenmittel. Als gesunde Nahrungsergänzung können wir die ausgereiften Samen im Herbst sammeln. Das geht ganz einfach, wenn wir die trockenen Stängel vorsichtig mit einer Schere abschneiden und die Samen kopfüber in einen großen selbst gebastelten Papiertrichter rieseln lassen. Die gesunden Körnchen schmecken angenehm nussig und passen gut ins Müsli oder den Salat.

Wenn die Samen im nächsten Frühling in der Erde keimen können, wachsen wieder die rotgeränderten Blätter in Rosettenform für einen gut schmeckenden Salat.

Elisabeth Horbach, geb. 1955, leitet seit über zehn Jahren Exkursionen zu den Themen essbare Wildpflanzen, Wildkräuter und Heilkräuter. Sie lebt im Naturpark Pfälzerwald, einer herrlichen Urlaubsregion für Naturliebhaber. Bei den Kräuterwanderungen durchs Biosphärenreservat gibt es eine Vielfalt von Pflanzen zu entdecken. www.elisabeth-horbach.de

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 28/08

(Elisabeth Horbach)
(Elisabeth Horbach)


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