Meistbefahrener Kanal der Welt blockiert: Stau in der Nordsee

Die meist befahrene Seeschifffahrtsstraße der Welt – der Nord-Ostsee-Kanal – ist derzeit gesperrt. Seit Mittwochmorgen beschäftigt aus einer Pipeline ausgetretenes Öl die Feuerwehr und das THW.
„Die Situation ist ernst“: Nord-Ostsee-Kanal nach Öl-Leck für Schifffahrt gesperrt
Luftaufnahme von Öltankern und Lagersilotanks in einem petrochemischen Terminalhafen am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel.Foto: iStock
Von 22. Dezember 2022

Nach einem Leck in einer Öl-Pipeline im Hafen von Brunsbüttel traten große Mengen von Öl in den Nord-Ostsee-Kanal. Um eine weitläufige Verbreitung des Ölteppichs zu stoppen, sperrte die Verkehrszentrale am Mittwochmorgen (21.12.) die lokalen Schleusen.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sind seitdem im Dauereinsatz, um das Öl aus dem Kanal zu holen. Am Mittwochnachmittag konnte das Leck geschlossen werden.

Der Ölteppich erstreckte sich nach Angaben des Havariekommandos von der Schleuse Brunsbüttel auf etwa sechs Kilometer Länge auf dem Kanal, berichtete „n-tv“. Auch am Donnerstagmorgen (22.12.) sei der Nord-Ostsee-Kanal laut dem „RND“ weiter für die Schifffahrt gesperrt.

Drei Ölbekämpfungsschiffe seien die ganze Nacht im Einsatz gewesen, teilte der Sprecher des Havariekommandos, Benedikt Spangardt, mit. Bei Tageslicht waren auch Hunderte Helfer im Einsatz, darunter viele Ehrenamtliche.

Vor beiden Schleusen stauen sich inzwischen Dutzende Schiffe. Voraussichtlich ab Freitagnachmittag sollen sich die Schleusen wieder für den Schiffsverkehr öffnen.

Zwölf Tonnen Öl ausgelaufen

Nach Auswertungen von Luftaufnahmen gehen die Einsatzkräfte von rund zwölf Tonnen verunreinigtem Wasser aus, wie Spangardt sagte. Auf dem Nord-Ostsee-Kanal waren seit der Nacht drei Ölbekämpfungsschiffe im Einsatz: die „Neuwerk“, die „Scharhörn“ und die „Knechtsand“. Spangardt sagte: „Wir haben schon sehr viel Öl aufgenommen.“

Wie der „NDR“ berichtete, entdeckten die Einsatzkräfte bereits Vögel, die mit Öl verschmiert sind. Das teilte Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) am Donnerstagmittag bei einem Ortstermin mit. „Die Situation ist ernst. Es ist Öl im Wasser. Es ist zu viel Öl im Wasser. Die Einsatzkräfte arbeiten hart und engagiert. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar“, sagte er.

Wie Spangardt erklärte, entstand ein Leck in einem sogenannten Düker an der Landseite einer Rohöl-Pipeline am nördlichen Ufer. Ein Düker (niederdeutsch / niederländisch duiker, „Taucher“) ist eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Tunnels, eines Flusses oder von Bahngleisen et cetera. Das Rohr kann zum Beispiel eine Gas-, Abwasser- oder Trinkwasserleitung sein – auch eine Grundwasser- oder Öl-Pipeline.

Nord-Ostsee-Kanal – wichtige Handelsstraße

Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meist befahrene Seeschifffahrtsstraße der Welt. Seine Gesamtlänge beträgt 98,6 Kilometer. Er verbindet die Elbe und die Nordsee mit der Ostsee. Am westlichen Ende liegt die Hafenstadt Brunsbüttel, auf der Ostseite befindet sich Kiel-Holtenau. Rund 30.000 Schiffe befahren jedes Jahr den Kanal. Dabei transportieren sie etwa 85 Millionen Tonnen Ladung. Das bislang größte Schiff im Kanal war die „Norwegian Dream“ mit einer Schiffslänge von 232,4 Metern und einem Tiefgang von 6,6 Metern.

Das steigende Verkehrsaufkommen der vergangenen Jahre resultiert vor allem aus dem rasanten Anstieg des Containerverkehrs, der auch den Einsatz immer größerer Zubringerschiffe (z.B. Feederschiffe mit bis zu 2.000 Standard-Containern) zur Folge hat.

Insbesondere die baltischen Staaten (Lettland, Estland, Litauen), aber auch Polen und Russland tragen zu einem stetigen Zuwachs des Transportvolumens und zu einer Zunahme des Schiffsverkehrs auf dem Nord-Ostsee-Kanal bei.

Die Schiffe sparen sich durch das Passieren des Kanals sowohl Treibstoffkosten als auch Zeit. Somit können die Schiffe mehr Seetransportaufträge annehmen. Durchschnittlich 250 Seemeilen (etwa 460 Kilometer) können die Schiffe abkürzen, wenn sie den Nord-Ostsee-Kanal nutzen. Das bedeutet eine Zeitersparnis von 14 bis 18 Stunden. Eine Kanalpassage dauert im Normalfall sechs bis acht Stunden. Viele international tätige Seetransportunternehmen bevorzugen diese Abkürzung.

Seit Jahrzehnten ist der Trend zu beobachten, dass immer größere Schiffe den Kanal durchqueren. Das führt in der Gesamtbilanz zu einem wirtschaftlicheren Warentransport. Entsprechende zukünftigen Ausbauvorhaben sind deswegen bereits in Planung.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion