Ein Wahljahr als Achterbahnfahrt für die Parteien

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Deutschland-Flagge.Foto: iStock
Epoch Times22. September 2021

Höhen und Tiefen, stetiger Aufstieg oder langsamer Abstieg – der Verlauf des Superwahljahrs 2021 gestaltete sich für die Parteien höchst unterschiedlich. Nach der Bundestagswahl am 26. September kommt eine kurze Verschnaufpause, bis es im nächsten Frühjahr mit Landtagswahlen weitergeht. Die Parteien im Jahresverlauf:

UNION

Gut drei Monate vor der Bundestagswahl schien alles nach Plan zu laufen für die Union und ihren Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Die CDU siegte bei der Landtagswahl Anfang Juni in Sachsen-Anhalt mit 37,1 Prozent der Stimmen unerwartet deutlich. In Umfragen zur Bundestagswahl verbesserte sich die CDU/CSU kurz darauf auf 28 Prozent und zog an den Grünen vorbei, die lange als Hauptkonkurrent im Kampf um das Kanzleramt galten.

Laschet hatte da schon schwierige Monate hinter sich. Anfang des Jahres setzte er sich zunächst bei der Wahl zum CDU-Bundesvorsitzenden gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen durch. Im Frühjahr entschied er den offenen Machtkampf mit CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkandidatur für sich – doch auch parteiintern blieben Zweifel. Und nach dem kleinen Hoch im Sommer ging es in Umfragen steil bergab: Kurz vor der Wahl liegt die Union zwar weiterhin vor den Grünen, aber dafür hinter der SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

SPD

Noch im Juli hätte wohl kaum jemand darauf gewettet, dass die SPD die Bundestagswahl gewinnt. Monatelang dümpelten die Sozialdemokraten zwischen 15 und 17 Prozent und damit sogar deutlich unter ihrem historisch schlechten Wahlergebnis von 2017 – das Mantra von Kanzlerkandidat Olaf Scholz, er wolle die nächste Regierung führen, erschien immer realitätsferner.

Doch im August begann der Aufstieg in den Umfragen. Mitte des Monats zog die SPD an den Grünen vorbei, Ende August an der Union. Aus dem Lager der Sozialdemokraten heißt es, den Wählern sei erst zum Ende des Sommers hin klar geworden, dass Kanzlerin Angela Merkel wirklich nicht mehr antritt – und Scholz erscheine ihnen als besserer Nachfolger als Laschet.

Grüne

Die mit 8,9 Prozent als kleinste Kraft im Bundestag vertretene Partei überholte im Frühjahr kurzzeitig die CDU/CSU – und löste dort Schockwellen aus. Das Thema Klima schien alle zu bewegen, das Führungsduo aus Annalena Baerbock und Robert Habeck viele zu überzeugen. Im April rief die Partei Baerbock zur ersten grünen Kanzlerkandidatin aus; die Umfragewerte kletterten bis auf 28 Prozent Anfang Mai.

Doch der Höhenflug endete rasch. Korrekturbedarf im Lebenslauf, Plagiatsvorwürfe gegen ihr Buch und zu spät gemeldete Nebeneinkünfte kratzten am Image der Kanzlerkandidatin. Im Wahlkampf sehen sich die Grünen heftigen Attacken gegen ihre Klimapläne ausgesetzt. Mit Umfragewerten zwischen 15 und 17 Prozent belegen sie aktuell Platz.

FDP

Zu Jahresbeginn sah es düster aus für die Liberalen. In den Umfragen waren sie einstellig, konkurrierten mit der Linken um den letzten Platz. Ab dem Frühjahr ging es etwas aufwärts, die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März sowie in Sachsen-Anhalt Anfang Juni endeten für die FDP zufriedenstellend.

Inzwischen liegen die Liberalen in Umfragen stabil bei elf bis zwölf Prozent. Parteichef Christian Lindner träumt sogar davon, bei der Wahl mit den Grünen gleichzuziehen – das würde seiner Partei mehr Gewicht bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen verleihen.

Linke

Die Linke hatte im Wahljahr von Anfang an einen schweren Stand: Wegen der Pandemie verschob sich die Wahl der neuen Parteispitze von 2020 auf Februar dieses Jahres. Den neuen Chefinnen Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler gelang es danach nicht, die Partei aus dem Umfragetief zu holen.

Nicht zuletzt wegen ihres Neins zu Nato-Einsätzen und Bundeswehreinsätzen im Ausland werden die Linken von den anderen Parteien geschnitten. Vehement wirbt die Partei dennoch für Rot-Grün-Rot. Doch die beiden Wunschpartner zeigen den Linken die kalte Schulter. Bei sechs Prozent in den Umfragen müssen sie jetzt sogar um ihren Wiedereinzug ins Parlament bangen.

AfD

Die Partei wurde 2017 mit 12,6 Prozent drittstärkste Kraft im Bundestag. Umfragen sehen sie seit längerem bei etwa elf Prozent. Bei den Landtagswahlen im März verlor die AfD rund ein Drittel an Stimmen; auch das vom rechten Parteiflügel bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt herbeigesehnte „historische Zeichen“ in Form eines Wahlsiegs verfehlte sie deutlich. In der Corona-Pandemie schwenkte die AfD nach anfänglichem Zögern auf Widerstand um.

Beim Dresdner Bundesparteitag im April fand ein Machtkampf um die Parteiführung statt, wurde aber auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt – erwartet wird die Absetzung des Parteichefs Jörg Meuthen. (afp/oz)



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