Faeser stellt neue BSI-Chefin vor – „Die aktuell größte Bedrohung sind Ransomware-Angriffe“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) stellte heute Claudia Plattner, als neue Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor. Beide gaben einen Ausblick, welche Bedrohungen sie aktuell für am gefährlichsten halten und wie sie dagegen vorgehen wollen.
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Bundespressekonferenz am 07.07.23. Innenministerin Nancy Faeser stellt die neue BSI-Chefin Claudia Plattner vor.Foto: Erik Rusch/Epoch Times.
Von 7. Juli 2023

Die neue Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik wurde heute im Rahmen einer Bundespressekonfernez durch Bundesinneministerin Nancy Faeser (SPD) der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ersetzt den von Faeser abgesetzten ehemaligen langjährigen BSI-Präsidenten Arne Schönbohm.

Für die neue BSI-Chefin Claudia Plattner sind Ransomware Angriffe im Moment „tatsächlich die größte Bedrohung, die wir sehen“. Man habe eine große Anzahl von entsprechenden Angriffen, leider auch eine relativ große Anzahl von erfolgreichen Attacken. „Die Folgen sehen wir alle, wenn ein Krankenhaus nicht mehr funktioniert, wenn eine Gemeinde nicht mehr funktioniert, wenn ganze Unternehmen quasi lahmgelegt sind über einen längeren Zeitraum.“

Dies sieht auch Bundesinnenministerin Faeser so: „Die aktuell größte Bedrohung in Deutschland bleiben unverändert die Ransomware-Angriffe, also kriminell motivierte Cyberangriffe, die auf Erpressung von Lösegeld abzielen. Die Cybersicherheit hat daher für uns höchste Priorität.

Plattner war zuletzt Generaldirektorin für Informationssysteme der Europäischen Zentralbank (EZB). Zuvor sei sie die für Digitalisierung und Modernisierung des internen IT-Systems der Deutschen Bahn verantwortlich gewesen, erklärt Faeser.

„Klar ist, wir müssen unsere Cyberabwehr weiter stärken“

Faser nutze die Personalvorstellung, um die aus ihrer Sicht aktuell wichtigsten Aufgaben des BSI auszuführen:

„Klar ist, wir müssen unsere Cyberabwehr weiter stärken.“ Man brauche eine höhere Widerstandsfähigkeit und eine schlagkräftige Gefahrenabwehr. „Was in der Vergangenheit verschlafen wurde, müssen wir in kürzester Zeit aufholen.“ Man bräuchte überall hohe Sicherheitsstandards. Staat und Wirtschaft müssten gleichermaßen den Schutz erhöhen.

Zudem erklärte sie: „Wir wollen das Grundgesetz ändern, um Kräfte bei unserer Cybersicherheitsbehörde – dem BSI – zu bündeln. „Das BSI wollen wir so zur Zentralstelle im Bund Länder Verhältnis machen.“ Außerdem erklärte sie: „Wir müssen die Resilienz unserer Wirtschaft angesichts der Cyberbedrohung auch stärken.“

Auch gab sie einen Ausblick darauf, dass das BSI künftig 25.000 Unternehmen in Deutschland bei der IT-Sicherheit beaufsichtigen muss aufgrund der gerade anstehende Umsetzung der zweiten EU-Richtlinie zu Netzwerk- und Informationssicherheit.

„Risiken erkennen, Gefahren abwehren, Abhängigkeiten vermeiden“

Für Faser gibt es im Bereich der Cybersicherheit drei Prioritäten: „Die erste ist, Risiken zu erkennen. Das zweite ist, Gefahren abzuwehren. Und das dritte ist, Abhängigkeiten zu vermeiden“, so die SPD-Politikerin. Dies gelte gegenüber China genauso wie gegenüber anderen Staaten.

Dazu gehöre, dass man die Kommunikationsnetzwerke und Netze in Deutschland schütze. Aus diesem Grund prüfe man schon alle im 5G Netz verbauten chinesischen Komponenten „sehr genau“. Man werde Komponenten untersagen, wenn gravierende Sicherheitsrisiken vorliegen würden.

Für die neue BSI-Chefin Plattner liegt das Thema Resilienz aufbauen besonders am Herzen. „Die Bedrohungslage wächst, das ist ganz klar.“ Die Lösungen wären nicht einfach. „Wenn es einfach wäre, wäre das alles schon gelöst.“

Man habe den russischen Angriffskrieg, das ist ein Faktum. Die Zahl der Cyber-Angriffe aus Russland steige auch. „Das sind auch nicht die einzigen Akteure, die da unterwegs sind. Wir sehen ähnliche Bilder aus China und aus dem Iran zum Beispiel.“ Deutschland sei ein attraktives Ziel. „Das müssen wir uns auch einfach klarmachen.“

„Eine Partnerschaft zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“

Zudem brauchen man eine Partnerschaft zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. „Hier müssen alle mithelfen. Und für mich gilt an dieser Stelle ganz klar, Abgrenzung gilt nicht. Kooperation gewinnt.“

„Wir brauchen die Digitalisierung. Ich glaube, da sind wir uns alle einig.“ Doch Digitalisierung funktioniere nur dann, wenn sie sicher sei.

Dazu gehört für Plattner auch der Schutz der kritischen Infrastruktur: Sie müsse im Krisenfall funktionieren, sie müsse aber auch in Nicht-Krisenzeiten sich weiterentwickeln können. „Sie muss Ihrem Auftrag gerecht werden und uns ihren Service bereitstellen, den wir als Gesellschaft brauchen und soll sich auch für die Zukunft ‚fit machen‘ – vom Krankenhaus bis zum Wasserwerk.“ Dazu gehöre auch der gesamte öffentliche Sektor.

„Müssen als Gesellschaft Fähigkeit haben, uns wehren zu können“

„Wir müssen als Gesellschaft die Fähigkeit haben, uns auch wehren zu können, wenn wir angegriffen werden. Man kann nicht immer nur abwehren, sondern man muss im Zweifelsfalle auch mal dafür sorgen, dass man aus der Schusslinie kommt oder eben auch dafür sorgen, dass die Angriffe nicht mehr stattfinden“, erklärt Plattner.

Faeser ergänzte auf Nachfrage dazu: „Wozu das BKA in der Lage sein sollte, ist, wenn Angriffe stetig kommen, dass sie diese beispielsweise umleiten kann.“ Das gehe technisch alles. „Wir haben aber die Befähigung der einzelnen Behörden dazu nicht.“

Auf die Frage, ob sie die Behörde nach dem Weggang vom ehemaligen Leiter des BSI, Arne Schönbohm, für arbeitsfähig hält, erklärt sie: „Ich sehe da ein bisschen eine Aufbruchsstimmung. Ich hoffe, ich konnte sie auch ein bisschen befeuern.“ Ich glaube, das ist eine tolle Mannschaft, mit der man viel erreichen kann. Insofern sehe ich die Arbeitsfähigkeit in jedem Fall gegeben.“

Auf die Nachfrage an Faeser, warum Herr Schönbohm eigentlich sein Amt abgeben musste, zeigte sie sich kurz angebunden: „Herr Schönbohm führt sein Amt als Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und als Sonderbeauftragter für die Modernisierung der Fortbildungslandschaft. Und dieser Wechsel hat schon längst stattgefunden, und dazu kommentiere ich auch sonst nichts weiter.“

Neue BSI-Chefin seit 20 Jahren im IT-Bereich tätig

Seit Juni 2021 ist Claudia Plattner Generaldirektorin für Informationssysteme bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt und damit bei der EZB für die Cybersicherheit und die Steuerung aller Digitalisierungsprozesse sowie weitere wesentliche strategische Fragen verantwortlich. Zuvor war sie seit 2017 Chief Information Officer bei der DB Systel GmbH in Frankfurt.

Die an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University in den USA ausgebildete Mathematikerin ist bereits seit etwa 20 Jahren im IT-Bereich tätig.

Claudia Plattner leitet seit dem 1. Juli 2023 das BSI. Übergangsweise führte Vizepräsident Dr. Gerhard Schabhüser das BSI.



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