Gasgewinnung in der Lüneburger Heide: Grüne gegen neue Bohrungen

Die heimische Gasgewinnung kann wieder interessant werden. Doch die Koalitionspartner im Landtag von Niedersachsen sind sich darüber nicht einig.
Symbolfoto Gasförderung
Symbolfoto Gasgewinnung.Foto: iStock
Epoch Times20. Januar 2023

In der neuen niedersächsischen Landesregierung aus SPD und Grünen kommt es wohl bald zu einer Bewährungsprobe. Der Grund: die unterschiedlichen Positionen zur Gasgewinnung in der Lüneburger Heide durch den kanadischen Energiekonzern Vermilion.

Während Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) Zustimmung für anstehende Projekte signalisierte, spricht sich Umweltminister Christian Meyer (Grüne) dagegen aus.

Noch bei der Vorstellung ihres Koalitionsvertrags Anfang November 2022 hatten beide Parteien erklärt, das Bundesland bis zum Jahr 2040 „klimaneutral“ machen zu wollen.

Lies sieht das Land in einer besonderen Situation: „Wir befinden uns inmitten eines Transformationsprozesses unseres Energiesystems und müssen obendrauf die beispiellose Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs meistern“, sagte er. „Insofern ist Deutschland in doppelter Hinsicht für einen Übergangszeitraum auf Erdgas angewiesen.“ Niedersachsen leiste mit seinem LNG-Terminal in Wilhelmshaven und seiner Erdgasförderung „einen nicht unerheblichen und verlässlichen Beitrag zum Gelingen dieses Prozesses“.

Niedersachsen ist mit rund 97 Prozent Anteil der größte deutsche Gasförderer. Das Land profitierte im vergangenen Jahr – Stand Mitte Dezember – von den Förderabgaben in Höhe von 126,8 Millionen Euro.

Fossiles Gas soll „im Boden bleiben“

Laut Umweltminister Meyer (Grüne) könnten die Vermilion-Projekte dagegen keinen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten. „Die hier in Rede stehenden Erdgasbohrungen würden uns schon vom geplanten Förderzeitpunkt (ab 4. Quartal 2024) her in der augenblicklichen Krisensituation nicht weiterhelfen.“

Wenn Niedersachsen seine Klimaziele erreichen wolle, müsse auch „möglichst viel fossiles Gas im Boden bleiben“. Daher sehe man weitere Genehmigungen für die Förderung fossiler Gase im Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz „sehr kritisch“, sagte Meyer.

Noch im Sommer gingen Experten wie der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller davon aus, dass die Krisensituation im Erdgasbereich im kommenden Winter 2023/24 ihren Höhepunkt erreichen wird.

Wirtschaftsminister Robert Habeck ist nach der Inbetriebnahme von drei Flüssiggasterminals – der dritte wird an diesem Wochenende eingeweiht – jedoch zuversichtlich, die Energiekrise in einem Jahr gemeistert zu haben, sagte er am Montag bei einer Veranstaltung des „Handelsblatts“ in Berlin.

Erdgas für 160.000 Haushalte – ohne Fracking

Vermilion will nach eigenen Angaben ab Ende 2024 an zwei bereits bestehenden, bisher aber nicht in Betrieb genommenen Bohrlöchern in den Heidekreis-Gemeinden Wietzendorf und Bad Fallingbostel heimisches Erdgas fördern.

Nach Angaben des Unternehmens könnten mit den erwarteten Fördermengen insgesamt 160.000 Haushalte über Jahre hinaus mit Erdgas versorgt werden. An beiden Standorten sei Fracking aktuell „kein Thema“, wird Vermilion-Deutschlandchef Jürgen Rückheim von der „Kreiszeitung“ zitiert. Vermilion investiere rund 100 Millionen Euro in die fünf bis sechs potenziellen Bohrungen in der Region.

Nach Einschätzung von Rückheim ist die Gaskrise „trotz der Verträge mit Flüssiggaslieferanten noch lange nicht vorbei“. „Außerdem ist es sicher besser für das Klima, einen Energieträger direkt vor Ort zu fördern, statt mittels vieler Tankschiffe über die Ozeane zu transportieren.“

Vermilion will die Bürger der Region am 24. Januar in der Stadthalle Walsrode über die Projekte informieren. Das Aktionsbündnis „Gasbohrung Nein!“ ruft zur Teilnahme auf: „Es gibt viele Gefahren für Mensch und Natur, die schöngeredet werden“, heißt es auf der Website der Gegner.  (mk/dts)



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