Jeder Bürger kann was tun: Zentralrat fordert Solidarität mit jüdischer Gemeinde

Ein Angriff auf einen Israeli in Berlin sorgte für Entsetzen - und warf ein Licht auf neue Formen von Antisemitismus in Deutschland. Der Zentralrat der Juden mahnt Solidarität an. Die wollen Bürger nun auch zeigen.
Titelbild
Eine Kippa mit eingearbeiteten israelischen und deutschen Fahnen.Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
Epoch Times25. April 2018

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat ein breiteres Engagement gegen alle Formen von Antisemitismus in Deutschland gefordert.

„Es darf keine Toleranz für Intoleranz geben“, sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur vor einer in Berlin geplanten Kundgebung gegen Antisemitismus.

„Neben Politik und Gesellschaft sehe ich auch die Religionsgemeinschaften in der Verantwortung. Gerade die muslimischen Verbände sollten klar und unmissverständlich gegen den Antisemitismus in den eigenen Reihen vorgehen“, forderte er.

Jedoch könne jeder Bürger etwas tun. „Jeder und jede kann Einspruch erheben gegen Judenhass – ob am Arbeitsplatz, in der U-Bahn, auf dem Fußballfeld oder im Freundes- und Familienkreis“, so Schuster. Der Zentralrat fordere alle Menschen in Deutschland auf, sich solidarisch mit der jüdischen Gemeinschaft zu zeigen und einzuschreiten, wenn Juden beleidigt, verhöhnt oder gar angegriffen werden.

Außenminister Heiko Maas rief dazu auf, Opfer von Antisemitismus nicht alleine zu lassen. „Wir dürfen niemals zulassen, dass Antisemitismus in Deutschland wieder alltäglich wird“, sagte der SPD-Politiker dem „Tagesspiegel“. „Wenn junge Männer bei uns bedroht werden, nur weil sie eine Kippa tragen, müssen wir deutlich machen: sie sind nicht allein.“ Jeder Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland richte sich „gegen uns alle“, erklärte der Außenminister. Grundsätzlich gelte: „Niemand darf bei uns wegen seiner Herkunft, seiner Hautfarbe oder seiner Religion diskriminiert werden.“

Gut eine Woche nach einem Angriff auf einen jungen Israeli in Berlin sind heute in mehreren deutschen Städten Aktionen gegen Antisemitismus geplant. In der Hauptstadt ruft die Jüdische Gemeinde für den Abend zu einer Kundgebung „Berlin trägt Kippa“ auf. Die Teilnehmer werden gebeten, aus Solidarität eine Kippa zu tragen, die traditionelle religiöse Kopfbedeckung der Juden. Auch vor dem Kölner Dom, in Potsdam und in Erfurt wollen Menschen gegen Antisemitismus demonstrieren.

„Ich wünsche mir, dass viele Menschen Flagge bekennen und rufe sie dazu auf, eine Solidaritätskundgebung in ihrer Stadt zu besuchen“, sagte Schuster. „Denn es ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft, sich gerade auch im Alltag gegen Antisemitismus zu engagieren.“

Anlass für die Aktionen ist ein Vorfall im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg am 17. April, der bundesweit für Entsetzen sorgte. Ein 21-jähriger Israeli und sein Freund wurden von drei arabisch sprechenden Männern antisemitisch beschimpft. Einer der Männer schlug mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein. Der mutmaßliche Täter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Es handelt sich um einen Palästinenser aus Syrien, der seit 2015 in Deutschland lebt.

Bei der Berliner Kundgebung vor dem Haus der Jüdischen Gemeinde in der Fasanenstraße im Stadtteil Charlottenburg wird neben Schuster auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) reden. Mehrere Parteien haben dazu aufgerufen, die Solidaritätsaktion zu unterstützen. Es gibt in Berlin auch andere Aufrufe, um Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. So unterstützt die Gründerin einer liberalen Moschee, Seyran Ates, die Online-Aktion #WirsindauchJuden. Menschen posten dabei Bilder, auf denen sie Kippa tragen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach dem Vorfall in Berlin neue Formen des Antisemitismus‘ beklagt, der von Flüchtlingen oder Menschen arabischen Ursprungs nach Deutschland gebracht worden sei. Antisemitismus habe es aber auch schon zuvor in Deutschland gegeben.

Angefacht wurde die Debatte zudem von einer Auszeichnung der Rapper Kollegah und Farid Bang. Die beiden wurden für ein als judenfeindlich kritisiertes Album mit dem Echo-Musikpreis geehrt, worauf etliche andere Künstler ankündigten, ihre Trophäen zurückzugeben. (dpa)



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