Jobs in Leiharbeit: Bevor der volle Lohn gezahlt werden muss, endet der Vertrag

Die Lage von Leiharbeitern ist prekär. Drei von vier Jobs enden kurz vor der Schwelle zum normalen Lohn. Leiharbeit sei „in vielen Fällen nichts anderes als moderne Lohnsklaverei“, kritisierte der Bundestagsabgeordnete René Springer (AfD).
Titelbild
Ein Mitarbeiter trägt ein Paket im Logistikzentrum des Versandhändlers Amazon.Foto: Ina Fassbender/dpa/dpa
Epoch Times21. Februar 2024

Im Jahr 2022 war fast jedes zehnte begonnene Beschäftigungsverhältnis ein Job in der Leiharbeit. Davon endeten drei Viertel vor dem neunten Monat – also jener Schwelle, ab deren Erreichen der Leiharbeiter das Arbeitsentgelt eines vergleichbaren Arbeitnehmers erhalten muss: Dies geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten René Springer hervor, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch vorlag.

Weitere Zahlen des Ministeriums belegen die prekäre Situation von Leiharbeitern. Mehr als die Hälfte der Leiharbeiter in Deutschland arbeitet demnach zu Niedriglöhnen.

Etwa ein Drittel (34,6 Prozent) der ehemaligen Leiharbeitnehmer war 90 Tage nach Abgang aus der Leiharbeit nicht erneut beschäftigt. Fast jeder Vierte (22,1 Prozent) war erneut in der Leiharbeit tätig – ein so genannter „Drehtüreffekt“.

Leiharbeit vor allem in Verkehr und Lager

Fast jedes dritte Leiharbeitsverhältnis wurde im Jahr 2022 innerhalb des ersten Monats beendet, etwas über die Hälfte (51,6 Prozent) innerhalb der ersten drei Monate.

Insgesamt wurde dem Ministerium zufolge im Jahr 2022 rund 1,38 Millionen Leiharbeitsverhältnisse geschlossen. Jeder dritte Leiharbeitnehmer war demnach in der Verkehr- und Logistikbranche tätig.

Ende 2022 waren demnach rund 617.000 Menschen als Leiharbeiter in Vollzeit beschäftigt, 57,7 Prozent erhielten weniger als 2.431 Euro brutto. Während in den ostdeutschen Bundesländern fast drei Viertel der Arbeitnehmer in diesem Bereich zum Niedriglohn beschäftigt waren, waren es im Westen über die Hälfte. Am schlechtesten ist die Bezahlung in Sachsen-Anhalt.

Ausländische Lohnarbeiter werden außerdem deutlich schlechter bezahlt als deutsche Leiharbeiter. 71,6 Prozent der ausländischen Arbeitnehmer arbeiten zum Niedriglohn, unter ihren deutschen Kollegen sind es 45,7 Prozent.

Besonders schlecht bezahlt werden den Angaben zufolge Leiharbeitnehmer aus Bulgarien, Rumänien und Tschechien. Niedriglöhne werden vor allem im Verkehrs- und Logistikbereich gezahlt.

„Kaum Sicherheiten“ und „moderne Lohnsklaverei“

Leiharbeit sei „in vielen Fällen nichts anderes als moderne Lohnsklaverei“, kritisierte der sozialpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, René Springer. Es gebe in dem Bereich „kaum Sicherheiten“.

Springer weiter: „Es wird viel Flexibilität verlangt, für die es im Austausch kaum Sicherheiten gibt. Gleichzeitig werden die Leiharbeitnehmer unterirdisch bezahlt.“ Er fordert „gleichen Lohn für gleiche Arbeit ab dem ersten Tag und zusätzlich einen Flexibilitätszuschlag von zehn Prozent für Leiharbeiter“. (afp/dts/red)



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