Kaum Änderungen in Sicht: Arbeitslosigkeit klettert auf 5,3 Prozent

Deutschland hat 117.000 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat. Die Bundesagentur für Arbeit hat ihren Novemberbericht veröffentlicht. Die offiziellen Zahlen zählen jedoch längst nicht alle Erwerbslosen.
2,43 Millionen Arbeitslose - Dunkelziffer unbekannt
Blick auf den Eingang einer Agentur für Arbeit.Foto: Marcus Brandt/dpa
Von 3. Dezember 2022

Laut dem Novemberbericht der Bundesagentur für Arbeit gibt es in Deutschland über 2,4 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Das sind zwar 8.000 weniger als im Oktober, jedoch 117.000 mehr als im Vorjahresmonat.

Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 5,3 Prozent – 0,2 Punkte höher als im November 2021. Allerdings bildet diese Quote nicht alle Menschen in Deutschland ohne Beschäftigung ab.

„Insgesamt ist der Arbeitsmarkt stabil. Zwar sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung saisonbereinigt erneut gestiegen und Kurzarbeit nimmt wieder zu, die Beschäftigung wächst aber deutlich.“ Das sagt der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, Daniel Terzenbach, am Mittwoch, 30. November, anlässlich der monatlichen Pressekonferenz in Nürnberg.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Anzahl der Erwerbstätigen im Oktober 2022 saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 32.000 gestiegen. Mit insgesamt 45,89 Millionen Erwerbstätigen sind es im Vergleich zum Vorjahr 455.000 mehr.

Wer fehlt in der Arbeitslosenstatistik?

Wer sich beispielsweise nicht zur Arbeitssuche meldet, taucht in der Statistik nicht auf, wie die „Tagesschau“ berichtete. Gleiches gilt für alle, die nicht mindestens 15 Stunden pro Woche arbeiten könnten oder wollen. Auch krankgeschriebene Arbeitslose fallen in der Zeit ihrer Krankschreibung aus der Statistik.

Wer einen Ein-Euro-Job hat oder einen Gründungszuschuss erhält, fällt ebenfalls offiziell aus der Arbeitslosenstatistik. Zudem fehlen in der Zählung alle Arbeitslose ab einem Alter von 58 Jahren, die mindestens seit zwölf Monaten Arbeitslosengeld II beziehen und in dieser Zeit keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angeboten bekommen haben.

Zusätzlich streicht die Arbeitsagentur alle aus der Statistik, die eine Vermittlung erschweren, weil sie ihre Pflichten bei der Jobsuche nicht erfüllen. Das wäre etwa der Fall, weil sie nicht oder nicht zeitnah dazu bereit sind, an Maßnahmen der Arbeitsagenturen teilzunehmen. Ein weiterer Grund wäre, dass sie sich weigern, eine „zumutbare Beschäftigung unter den üblichen Bedingungen des für sie oder ihn in Betracht kommenden Arbeitsmarktes“ anzunehmen.

Auf Anfrage der Epoch Times, wie viele Menschen über der Kategorie der Unterbeschäftigten hinaus noch ohne Arbeit sind, erhielt die Redaktion lediglich eine detailliertere Statistik zur Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung. Nicht aufgeführt sind dabei krankgemeldete Arbeitslose, Ein-Euro-Jobber sowie Menschen, die eine Vermittlung erschweren oder eine Arbeitsstelle bzw. eine Maßnahme der BA verweigern.

621.000 Ukrainer in der Grundsicherung

Einfluss auf die Arbeitslosenzahl nehmen auch die neu aufgenommenen Flüchtlinge – speziell jene aus der Ukraine. Nach Angaben der Bundesagentur sind aktuell 189.000 Ukrainer hierzulande arbeitslos gemeldet.

Die Zahl der Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Deutschland erhöhte sich von Februar bis Oktober 2022 um 988.000 auf gut 1,1 Millionen. Davon beziehen 621.000 Ukrainer Grundsicherung. 59.000 Ukrainer fanden bis September sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen, 18.000 weitere übernahmen in Minijobs.

Unterbeschäftigung knapp 6 Prozent höher

Die Statistik der Unterbeschäftigung zählt neben den Arbeitslosen auch diejenigen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, Integrationskursen und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mit. Das beinhaltet Fort- und Weiterbildung genauso wie Trainings- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Im November 2022 wurden hier 3.275.000 Menschen gezählt, 5,95 Prozent (184.000) mehr als im Vorjahr. Was bedeutet Unterbeschäftigung? Sowohl ein Akademiker, der lieber Taxi fährt, oder jemand, der Teilzeit arbeitet, obwohl er lieber Vollzeit arbeiten würde, sind unterbeschäftigt.

Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) ist gegenüber dem Vorjahr um 184.000 oder 5,95 Prozent auf 3.275.000 gestiegen. Ohne Staatsangehörige aus der Ukraine wäre sie um 131.000 oder 4,24 Prozent gesunken.

Die Entwicklung der Unterbeschäftigung. Foto: Bundesagentur für Arbeit

Trübe Prognosen

Berufstätige haben nach Einschätzung der Arbeitsagentur aktuell ein historisch niedriges Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren. Arbeitslose haben in der aktuellen Situation aber noch geringere Chancen, ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden, als vor der Pandemie.

Gründe dafür sind insbesondere: In den kommenden Monaten wird die Inflationsrate laut der Arbeitsagentur wohl hoch und die Lage auf den Energiemärkten angespannt bleiben. Zusätzlich dürfte die schwächere globale Konjunktur auf die exportorientierte Industrie ausstrahlen. Die Aufholeffekte bei den konsumnahen Dienstleistungsbereichen würden auslaufen.

Die Bundesagentur geht auch davon aus, dass sich die in der Vergangenheit pandemiebedingt erhöhten staatlichen Konsumausgaben wahrscheinlich nach und nach wieder normalisieren werden. Im laufenden Winterhalbjahr dürften die Abwärtskräfte daher überwiegen und die Wirtschaftsleistung könnte deutlich zurückgehen.



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