Kulturwandel unter „Black Lives Matter“: Wird Berliner Mohrenstraße in „Georg-Floyd-Straße“ umbenannt?

Sarotti-Mohr, Mohrenkopf, Mohrenstraße. Immer wieder gibt es Unternehmungen, im Zeichen des Rassismus altbewährte Bezeichnungen zu verändern. Aktuell geschieht dies im Rahmen der "Black Lives Matter"-Bewegung.
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Die Mohrenstraße in Berlin könnte schon bald umbenannt werden.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images
Von 26. Juni 2020

Anfang Juni überklebten Aktivisten das Schild am Eingang zum U-Bahnhof Mohrenstraße in Berlin-Mitte mit der Aufschrift „Georg Floyd“. Nun fordert auch Antje Kapek, Fraktionschefin der Grünen, im Zuge der Georg-Floyd-Proteste ein klares Zeichen von der Politik.

„Ich sage ganz deutlich: Die Straße und der U-Bahnhof müssen umbenannt werden!“, betonte sie in einem „taz“-Interview. Kapek finde es „unerträglich“, wie hier der Kolonialismus in eine Wortschöpfung gegossen sei, dem dunkelhäutige Anwohner und Besucher täglich ausgesetzt seien.

Mit Hilfe der Grünen in Berlin-Mitte seien schon „gegen viele Widerstände“ die Straßenumbenennungen im Afrikanischen Viertel durchgebracht worden. Bei der „M-Straße“ sei die Partei gerade in „intensiven Gesprächen“. Persönlich findet Kapek die Aktion zur Umbenennung in „Georg-Floyd-Straße“ gut. Gleichzeitig fände sie es als Feministin schön, wenn man sich auf eine weibliche Namensgeberin einigen würde, „um gerade auch die Rolle schwarzer Frauen in der Berliner Stadtgeschichte sichtbarer zu machen“.

Nachhilfe in Sachen Kolonialgeschichte

Dass Deutschland sich nicht für die Kolonialzeit entschuldigen müsse, betonte Kolonialismus-Experte Bruce Gilley von der Portland University im Deutschen Bundestag im Fraktionssaal der AfD. Er wies darauf hin, dass alle Fakten und Beweise gegen die marxistische Auslegung der Kolonialgeschichte sprechen würde, die jetzt vorherrsche. „Die Menschen sind freiwillig in die deutschen Kolonialzentren gezogen, weil sie dort Aussicht auf ein besseres Leben hatten“, betonte Gilley.

Diese Wanderungsbewegung sei sehr eindeutig und setzte fast sofort mit der Ankunft der Deutschen beispielsweise in Ostafrika ein. Vor allem Frauen hätten mit ihren Kindern einen Schutz in den deutschen Kolonialgebieten genossen, den sie nirgends sonst erhalten konnten. Obwohl die Einheimischen im Ersten Weltkrieg teilweise monatelang nicht bezahlt wurden und leicht hätten weglaufen können, hätten sie freiwillig für Deutschland gekämpft. Zwar räumte Gilley ein, dass es durchaus Verbrechen unter den Deutschen gegeben habe, aber diese seien die Ausnahme und nicht die Regel gewesen. Außerdem habe es dazu Untersuchungen und Verurteilungen bis nach Berlin in den Reichstag gegeben.

Der Kolonialismus-Experte bezeichnete die deutsche Entwicklungshilfe als eine „Katastrophe“, die auf einem „Schuldkult“ aufgebaut sei. Menschen würden in ihrer Abhängigkeit belassen werden. „Das ist der eigentliche Rassismus, der Rassismus der geringen Erwartungen“, sagte er. Was diese Länder bräuchten, sei Marktwirtschaft, freier Handel, Bildung und Demokratie. Deutschland habe jedoch seit dem Zweiten Weltkrieg eine Billion Dollar in die Entwicklungshilfe gesteckt – „ohne nennenswerte Ergebnisse“.

Der Kampf gegen die deutsche Geschichte

Auf Ergebnisse ganz anderer Art hofft jetzt das „Künstlerkollektiv Peng!“. Am 25. Juni meldete die Organisation über Twitter: „Deutschland, we have a problem! Deine Straßen und Denkmäler sind auch 2020 immer noch nach kolonialistischen Verbrechern benannt!“ Gemeinsam mit der „Initiative schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) sei eine Karte erstellt worden, die „vor Markern nur so überfließt“.


Auf der Seite „Tear down this shit“ (übersetzt: „Reißt den Sch**ß nieder“) wird aufgefordert, Plätze des „Kolonialverbrechens“ zu melden. Dabei gelte für Skulpturen: „Kopf ab, runter vom Sockel, Farbe drauf, Schild drüber – die Möglichkeiten sind vielfältig.“ Markieren allein reiche nicht. „Vieles kann ein Denkmal sein und im Zweifelsfall macht es sich im Wasser treibend auch ganz gut“, so lautet die Empfehlung.

Allerdings so ganz fehlerfrei scheint die Karte nicht. Bereits in den ersten Stunden nach Veröffentlichung auf Twitter gab es die ersten Meldungen. Die Sodenstraße in Würzburg sei nicht nach dem Kolonialherrn, sondern nach dem Schriftsteller Julius von Soden benannt.

„Danke für den Hinweis. Ist gleich raus“, lautete die Antwort von „Peng“.

Auch die Mergellstraße in Kassel habe eine andere Namensherkunft als angenommen. Gleiches gelte für den Wissmannshof in Staufenberg, schreibt „Leon“.

Andere melden noch Straßen nach. Beispielsweise fehle in Trier noch die Hindenburgstraße und die Moltkestraße. Darauf weiß die Linke Trier zu antworten:

Max Schulz bringt es auf den Punkt. Die vergebenen Smileys deuten an, dass er eine Umbenennung der Berliner Mohrenstraße für einen Witz hält. Er verweist darauf, dass diese ihren Namen Ende Mai 1707 erhalten habe und fügt die Bemerkung dazu: „Die Kommunisten nehmen uns unsere Geschichte!“

Laut Eintrag bei Wikipedia wohnte Karl Marx von 1837 bis 1838 während seines Studiums in der Mohrenstraße 17. Im September 1929 sei auf Antrag der SPD-Stadtverordnetenfraktion eine Gedenktafel an dem Haus angebracht worden. Im Juli 1933 wurde diese jedoch von den Nationalsozialisten wieder entfernt.


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