Lauterbach zu Cannabis-Debatte bei Lanz: „Es ist legal, aber ich rate jedem ab“

Der Begriff Bubatz, umgangssprachlicher Ausdruck für einen Joint, und die damit verbundene Ankündigung zur Legalisierung auf einer Instagram-Seite der Bundesregierung sorgte am 8. Februar für Stirnrunzeln beim Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Denn es fehlten jegliche Hinweise auf gesundheitliche Risiken.
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Karl Lauterbach bei der Vorstellung der Cannabis-Kampagne. (Archiv)Foto: via dts Nachrichtenagentur
Von 10. Februar 2024

Karl Lauterbach sieht die aktuelle Drogenpolitik in Deutschland als gescheitert an. Heutzutage interessiert es Jugendliche nicht mehr, dass Kiffen illegal ist – sie tun es trotzdem. Aus diesem Grund brauche es nach seiner Auffassung eine Legalisierung von Cannabis und ein neues Gesetz, über das in der Woche vom 19. Februar im Bundestag abgestimmt werden soll. Am 8. Februar sorgte dieses neue Gesetz für eine heftige Diskussion im TV-Talk mit Markus Lanz.

Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Sendung gebetsmühlenartig wiederholte, dass die Alternative zu dem Gesetz darin bestünde, die Jugendlichen weiterhin dem Schwarzmarkt mit gepanschten Drogen auszusetzen, machten die Talkgäste wie die Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert und die stellvertretende „Spiegel“-Chefredakteurin Melanie Amann sowie auch Markus Lanz immer wieder ihre Zweifel am Erfolg durch Legalisierung der Drogen deutlich.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu Gast bei Markus Lanz am 8. Februar. Foto: Bildschirmfoto ZDF

Wie Lanz erklärt, reichten 25 Gramm Cannabis, die laut Gesetzentwurf zum Eigenbedarf mitgeführt werden dürfen, aus, um 75 Joints zu drehen. Selbst in den Niederlanden sind hingegen nur 5 Gramm erlaubt.

Lauterbach sieht in diesen Größen jedoch überhaupt kein Problem. „Der Dealer, der uns interessiert, das ist doch nicht der kleine Fisch, der 25 Gramm am Mann trägt.“ Es gehe eher um die Größe von Kilo und Tonnen. In diesem Bereich würden die Ermittlungen fokussiert, da die Verfolgung von Kleinkriminellen keinen Erfolg gebracht habe.

Derzeit würden junge Leute kriminalisiert, die dann einen Eintrag ins Bundeszentralregister erhielten. Von diesen Verfahren gebe es jährlich 180.000. Bedenklich sei, dass immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene konsumierten, argumentierte er. Er verwies auf Studien aus Colorado und Kanada, wo eine Legalisierung erfolgreich gewesen sei. Dass dort andere Modalitäten eine Rolle spielten, darauf ging Lauterbach nicht näher ein.

Die unterschätzte Gefahr

Die Gäste der Sendung redeten ebenso intensiv wie der Moderator selbst auf Lauterbach ein. Wie könne es gelingen, Jugendlichen zu signalisieren, dass Cannabis eine gefährliche Droge ist, wenn man gleichzeitig sagt „Kiffen ab 18 ist jetzt okay“, wollte Lanz wissen.

Lauterbach widersprach: „Ich sage nicht, dass es okay ist. Ich sage, es ist legal, aber ich rate jedem ab.“ Aus diesem Grunde liefen auch Aufklärungskampagnen.

Dass diese nicht immer einen Aufklärungseffekt haben, zeigte eine von der Regie eingespielte Instagram-Werbung der Bundesregierung. Dort heißt es schlichtweg im jugendlichen Jargon: „Bubatz wird legal“. Kein Hinweis auf irgendwelche schädigenden Wirkungen auf das Gehirn, das sich noch bis etwa 25 Jahren in der Entwicklung befindet, noch andere Erklärungen.

Der von der Regie während der Sendung bei Markus Lanz gezeigte Instagram-Post. Foto: Bildschirmfoto ZDF

Der Minister selbst zeigt sich von dieser Aussage „Bubatz wird legal“ überrascht. Ob diese Aussage zur Werbekampagne der Bundesregierung gehöre, könne er nicht sagen. Grundsätzlich seien die Slogans mit Jugendlichen entwickelt worden, um ihren Effekt zu testen. Für den Instagram-Post jedenfalls wollte Lauterbach keine Verantwortung übernehmen. Das müsse erst geprüft werden.

Jugendschutz geht nicht weit genug

Bedenklich fanden die Gäste auch die 100-Meter-Bannmeile um Kindergärten und Schulen, in der kein Cannabis geraucht werden darf. Hier gehe der Jugendschutz nicht weit genug. Außerdem könne man davon ausgehen, dass 18-Jährige mit Jüngeren Kontakt haben und ihnen durchaus einen Joint weitergäben.

Wahrer Jugendschutz fange nicht dort an, wo man sich wie Lauterbach darauf beziehe, dass in Bayern 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen kifften und man etwas tun müsse. Der richtige Ansatz sei nach Einschätzung der Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert, zu schauen, warum 73 Prozent sich von Cannabis fernhielten.

Einen bitteren Beigeschmack hinterließ auch der Umstand, dass das Gesetz nach zwei Jahren noch einmal evaluiert werden soll – auch unter Beteiligung des Bundeskriminalamtes. Denn schon jetzt dürfte klar sein, dass, falls das Gesetz ein Misserfolg werde, eine Legalisierung nicht zurückgenommen würde, erklärte Amann.



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