8,7 Prozent aller Beschäftigten sind in befristetem Arbeitsverhältnis

Innerhalb eines Jahres stieg der Wert um rund 100.000 an. Viele der befristeten Arbeitsverhältnisse haben eine sachgrundlose Befristung.
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Mehr als jeder zwölfte Arbeitnehmer in Deutschland hat nur einen befristeten Vertrag. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times14. September 2023

Trotz des Fachkräftemangels ist die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse in Deutschland angestiegen. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Fraktion hatten 3,24 Millionen abhängig Beschäftigte im Jahr 2022 nur einen Arbeitsvertrag mit Befristung, wie die „Augsburger Allgemeine“ (Donnerstag) aus dem ihr vorliegenden Schreiben berichtet.

Das entspricht 8,7 Prozent aller Beschäftigten, womit mehr als jeder zwölfte Arbeitnehmer in Deutschland nur über eine befristete Stelle verfügt. Im Jahr zuvor waren es noch 3,13 Millionen befristete Verträge gewesen.

Über die Hälfte der Befristungen (58 Prozent) sind den Angaben zufolge sachgrundlos. Das heißt, sie werden nicht mit einer nachvollziehbaren Begründung geschlossen, etwa für eine Elternzeitvertretung. Im deutschen Arbeitsrecht ist eine sachgrundlose Befristung bis zu 24 Monaten möglich, kürzer laufende Verträge können bis zu dieser Höchstdauer bis zu dreimal verlängert werden.

„Die anhaltend hohe Zahl der Befristungen ist alarmierend und passt so gar nicht zum beklagten Fachkräftemangel“, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Susanne Ferschl. „Arbeitsverträge mit Verfallsdatum sind ein gezieltes Mittel, das Arbeitsrecht zu schleifen und Beschäftigte zu disziplinieren“, sagte sie. „Das permanente Gefühl, auf der Abschussliste zu stehen, sorgt dafür, dass man so einiges einsteckt, um die Arbeit nicht zu verlieren.“

Von der Bundesregierung fordert Ferschl: „Die Möglichkeit, einen Arbeitsvertrag sachgrundlos zu befristen, ist ersatzlos aus dem Teilzeit- und Befristungsgesetz zu streichen.“

In der Privatwirtschaft liegt der Anteil der sachgrundlosen Verträge an der Gesamtzahl aller Befristungen bei 74,2 Prozent. Aber auch im Öffentlichen Dienst ist mehr als jeder dritte befristete Job sachgrundlos befristet. Im Dritten Sektor, also etwa bei Stiftungen und Vereinen, ist der Anteil von 35,2 Prozent in 2021 auf 47 Prozent gestiegen.

(afp/red)



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