Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland viel öfter von Armut bedroht

Trotz eines Anstiegs der Erwerbstätigenzahl von 7,54 auf 7,72 Millionen sei Arbeitslosigkeit unter Menschen mit ausländischen Wurzeln deutlich weiter verbreitet, erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Integration, Özoguz.
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Flüchtlinge und Migranten aus aller Herren Länder in Deutschland.Foto: Matt Cardy/Getty Images
Epoch Times9. Dezember 2016

Die Bundesintegrationsbeauftragte Aydan Özoguz (SPD) hat sich besorgt über das deutlich höhere Armutsrisiko von Menschen mit Migrationshintergrund geäußert.

Die Quote sei 2015 mit 27,7 Prozent mehr als doppelt so hoch gewesen wie unter den Bürgern ohne familiäre Einwanderungsgeschichte, erklärte Özoguz am Freitag in Berlin bei der Vorstellung ihres neuen Berichts zu Integration und Flüchtlingen. „Hier sind mehr Anstrengungen notwendig.“

Das Armutsrisiko hängt generell maßgeblich von Faktoren wie Ausbildung, Jobchancen und Verdienstmöglichkeiten ab. Trotz eines Anstiegs der Erwerbstätigenzahl von 7,54 auf 7,72 Millionen sei Arbeitslosigkeit unter Menschen mit ausländischen Wurzeln deutlich weiter verbreitet, erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Integration weiter. „Die Arbeitslosenquote von Ausländern ist inzwischen fast dreimal so hoch wie von Deutschen.“

Der fast 700 Seiten langer Bericht wird alle zwei Jahre erstellt und enthält umfangreiche statistische Daten zur sozialen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und rechtlichen Lage von Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei gab es Özoguz zufolge auch positive Entwicklungen. Jugendliche aus Migrantenfamilien erreichten höhere Schulabschlüsse als noch vor fünf Jahren, deren Kindern profitieren „deutlich häufiger“ von Kitabesuchen.

Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland (21 Prozent) hat amtlichen Statistiken zufolge einen Migrationshintergrund, das sind 17,1 Millionen. Etwas mehr als die Hälfte davon (9,3 Millionen) sind deutsche Staatsbürger. Menschen mit familiären Wurzeln in der Türkei (16,7 Prozent), in Polen (9,9 Prozent) und Russland (sieben Prozent) stellen die größten Gruppen in diesem insgesamt sehr vielschichtigen Teil der Gesamtbevölkerung.

Angesichts zahlreicher integrations- und bildungspolitischer Weichenstellungen in den vergangenen zwei Jahren sei die Bundesrepublik bei dem Thema „grundsätzlich auf einem guten Weg“, betonte Özoguz. Zugleich gelte aber auch, dass „noch viel aufzuholen“ sei.

Auch was die Aufnahme der seit 2015 ins Land kommenden Flüchtlinge angehe, sei sie positiv gestimmt. „Wir haben aus den Fehlern der 90er Jahre gelernt“, erklärte sie. Es werde für die Integration von Asylsuchenden mit einer guten Bleibeperspektive gesorgt, etwa mit Blick auf Arbeitsmarkt und Ausbildung. Kommunen würden finanziell unterstützt.

Tief beunruhigt zeigte sich Özoguz über Ausländerfeindlichkeit. Es sei festzustellen, „dass das Klima in unserer Gesellschaft inzwischen rauer geworden ist“. Es gebe einen massiven Anstieg „menschenfeindlicher Straftaten“, Integrationsbefürworter würden bedroht. Dem müsse entgegengetreten werden. „Ich setze hier auf einen Konsens aller Demokraten, auch im Wahlkampf“, erklärte sie. (afp)



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