ÖPNV in der Krise: Im Schülerverkehr drohen massive Einschnitte

Die Energiekrise bringt auch die Verkehrsunternehmen im ÖPNV in finanzielle Nöte. Den Buslinien droht die Stilllegung. Sollte kurzfristig keine Lösung gefunden werden, könnten schon bald Schüler flächendeckend auf der Strecke bleiben.
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Eine Bushaltestelle in Berlin. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times29. August 2022

Angesichts der Energiekrise warnt der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) vor massiven Einschnitten beim Transport von Schülern. „Wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird, werden die ÖPNV-Unternehmen schon sehr bald Leistungen reduzieren oder den Verkehr ganz einstellen müssen“, sagte Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). Das sei leider die „bittere Realität“.

Laut Zeitung ergab eine Umfrage des Verbandes unter 115 ÖPNV-Unternehmen, dass nur drei Prozent es schaffen, die gestiegenen Energiekosten vollständig auszugleichen. Bei über 50 Prozent liegen die Aufwendungen in diesem Jahr über 50 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Rund 25 Prozent der Unternehmen hätten sogar mehr als 70 Prozent höhere Energiekosten.

„In einigen Bundesländern sehen sich die Unternehmen bereits gezwungen, Busverkehre stillzulegen, um auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Noch nie war die Situation so dramatisch. Insbesondere im Schülerverkehr drohen massive Einschnitte“, sagte Leonard.

Die Branche befürchtet außerdem, dass nach dem Auslaufen des Tankrabatts in wenigen Tagen die Dieselkosten die Zwei-Euro-Marke reißen würden. Leonard forderte, das bestehende Instrument der Rückerstattung von Energiekosten von fünf auf 40 Cent pro Liter angepasst werden. Die Fahrpreise hätten schließlich auch wegen des 9-Euro-Tickets nicht angehoben werden können.

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem: Über 85 Prozent der Busbetriebe leiden laut Verband unter gravierendem Personalmangel. Derzeit würden rund 5.000 Fahrer fehlen und in den nächsten acht bis zehn Jahren würden weitere 36.000 offene Stellen hinzukommen.

Städtetag verlangt deutlich mehr Mittel für ÖPNV

Auch der Deutsche Städtetag schlug Alarm. „Der ÖPNV ist extrem unterfinanziert. Die Kosten der Energiekrise kommen für die Verkehrsunternehmen on top. Das muss durch kurzfristige Sofortmaßnahmen behoben werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der „Rheinischen Post“. Die Bundesregierung müsse mehr Mittel für den Öffentlichen Personennahverkehr bereitstellen. „Wir brauchen viele neue Busse und Bahnen“, forderte Dedy.

Außerdem dürfe eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket auf keinen Fall die Investitionen in Busse und Bahnen ausbremsen. Regionalisierungsmittel für 2022 und 2023 müsse zudem um mindestens 1,7 Milliarden Euro aufgestockt und die Mehrkosten für Energie und Personal ausgeglichen werden. „Wir unterstützen die Haltung der Verkehrsministerkonferenz der Länder, dass hier kurzfristiges Handeln nötig ist“, sagte der Hauptgeschäftsführer.

Die Verkehrsminister der Länder hatten am vergangenen Freitag über die Folgen der steigenden Energiekosten für den ÖPNV beraten. Viele Forderungen wurden ausgesprochen, eine Einigung ist aber nach wie vor nicht in Sicht. (dts/dl)



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