Kritik an Schnelltest-Strategie für Pflegeheime: „Es macht keinen Sinn, Miniziele zu setzen“

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Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor. «Der Erhalt der Selbstbestimmung ist dringend notwendig. Es darf nicht passieren, dass Menschen entmündigt werden», sagt der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus.Foto: Christoph Schmidt/dpa/dpa
Epoch Times22. Oktober 2020

Patientenschützer haben die angekündigten Schnelltests für Pflege- und Altenheime als unzureichend kritisiert. „Die neue Schnelltest-Strategie ist für Pflegebedürftige eine Mogelpackung. In der Altenpflege wird von der versprochenen zusätzlichen Sicherheit nicht viel ankommen“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Mit den Antigentests will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verhindern, dass Heime trotz steigender Corona-Infektionen Besuchsverbote verhängen müssen.

„Doch die Aussichten auf regelmäßige Besuchsmöglichkeiten sind düster“, sagte Brysch und machte Spahn direkt verantwortlich dafür.

Denn aus den angekündigten monatlich 50 Tests pro Bewohner wurden über Nacht gerade mal 20. Mit dieser geringen Zahl gelingt es nicht einmal, die Altenpflegekräfte jeden Tag einen Monat lang durchzutesten“, sagte der Stiftungsvorstand.

„Nach der Hälfte ist das Test-Kontingent aufgebraucht. Für Bewohner und Besucher bleibt dann nichts übrig.“ Laut der vergangene Woche verabschiedeten Teststrategie übernimmt der Bund die Test-Kosten.

„Es macht keinen Sinn, Miniziele zu setzen, die kaum etwas bringen“

„Es ist klar, dass eine ministerielle Verordnung nicht sofort für ein bedarfsgerechtes Angebot sorgt. Doch es macht keinen Sinn, Miniziele zu setzen, die kaum etwas bringen“, kritisierte Brysch. Mit der Reduzierung der Kontingente habe Spahn „die Teilhabe von Pflegebedürftigen aufgegeben“.

Zudem ignorierten schon jetzt Ärzte die Priorisierung der Schnelltests für die Altenpflege. „Gegen Cash erfolgt der Antigentest im Behandlungszimmer. So wird die Versorgungslage für die Altenpflege sogar noch knapper. Dringlichkeit spielt keine Rolle mehr. Derjenige bekommt Vorrang, der sich Sicherheit erkaufen kann.“

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, widersprach dem Patientenschützer: „Die Einrichtungen haben händeringend auf die Schnelltests gewartet. Jetzt haben wir es endlich geschafft und können loslegen. Dass nun schon wieder rumgemäkelt wird, halte ich für wenig zielführend“, sagte Westerfellhaus der NOZ.

„Wenn die Produktionsketten gut laufen, können wir womöglich mehr Tests bereitstellen. Aber schon in der ersten Phase werden die Schnelltests enorm helfen.“ Auch Westerfellhaus forderte Vorrang für Pflegebedürftige: „Eines muss klar sein: Die verfügbaren Tests müssen zielgerichtet für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser eingesetzt werden und nicht für Fußballstadien oder Diskotheken. Der Schutz der vulnerablen Gruppen muss oberste Priorität haben.“ (dts)



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