Ratsherr der SPD beim AfD-Neujahrsempfang: „Lasse mir nicht vorschreiben, wo ich hingehe“

Der bekannte Sozialdemokrat aus Münster, Dr. Fritz Bauer, hat am Freitag den Neujahrsempfang der AfD besucht und erntete dafür harsche Kritik aus den eigenen Reihen. „Er wollte sich ein eigenes Bild von der AfD machen.“
Titelbild
SPD-Logo im Willy-Brandt-HausFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times15. Februar 2017

„Meine politische Heimat ist und bleibt die SPD. Aber ich vermisse in der SPD wie auch in anderen Parteien eine überzeugende Aufarbeitung der Frage, warum Menschen die AfD wählen“, sagt Dr. Fritz Bauer gegenüber der „Westfälischen Zeitung“.

Am Freitagabend nahm der SPD-Politiker als „Privatmann“ am Neujahrsempfang der AfD im Rathausfestsaal teil. Ein schlechtes Gewissen hatte er dabei nicht und auch keinen Grund wegzulaufen, als münsterische Journalisten ihn ansprachen.

Bauer, der in Westfalen einige höhere Ämter bekleidet, habe sich ganz bewusst um eine Einladung bemüht, weil er sich ein persönliches Bild von der AfD machen wollte, berichteten die Westfälischen Nachrichten weiter. Bauer: „Seit meiner Zeit als Juso in den 1970er-Jahren lasse ich mir nicht vorschreiben, wo ich hingehe.“

Wo bleibt die „argumentative Auseinandersetzung“?

Der SPD-Mann finde die hysterische Anti-AfD-Stimmung, wie sie beispielsweise in der SPD herrsche, für falsch und fragt, wo die „argumentative Auseinandersetzung“ bleibt.

Der münsterische SPD-Vorsitzende Robert von Olberg hat kein Verständnis für die Aktion seines Parteikollegen: „Das ist erschreckend“, sagt er auf Anfrage der WN. Für die AfD sei jedes Nicht-AfD-Mitglied, das ihre Veranstaltungen besuche, ein Triumph. Er kenne keinen Sozialdemokraten, der eine Einladung erhalten habe, und wenn – er hätte sie niemals angenommen. Dass ein bekanntes SPD-Mitglied aus eigenem Antrieb den Neujahrsempfang besucht, könne der Parteivorsitzende nicht verstehen.

Während von Olberg und die münsterische SPD dem CDU-Bürgermeister noch Vorwürfe machen, warum er nicht an der Gegendemo zum AfD-Neujahrsempfang teilgenommen habe, findet  Bauer eine „argumentative Auseinandersetzung“ zu seinem Verhalten auf Facebook.

Zum Beispiel schreibt Sebastian Nauschütz, dass „diese Hysterie der AfD oft in die Karten spielt“ und Detlev Balzer meint: „Herr Dr. Baur, ich zolle Ihnen meinen Respekt. Nur wer versucht, den anderen zu verstehen, kann verändern. Nicht nur Ihren ,Parteifreunden‘ scheint diese Denkweise sehr fremd zu sein.“

Anusch Melkonyan kommentiert: „ Ich kann die Kritik nicht verstehen. Im Gegenteil: Ich bin über die Reaktion des jungen SPD-Genossen (gemeint ist Robert von Olberg) erstaunt. Sich ein eigenes Bild machen zu dürfen, ist Demokratie. Auch das zeichnet doch unser Land aus.“

Anneka Beck ist der Meinung: „Das Verstehen einer Partei ist durch das Lesen der Programme und durch das Zuhören von Äußerungen der führenden Persönlichkeiten sehr viel besser möglich als durch den Besuch eines Neujahrsempfangs“ und  Matthias Glomb kommentiert: „Sorry, für eine kritische Auseinandersetzung mit der AfD muss man keinen Neujahrsempfang besuchen.“ (mcd)



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