Olaf Scholz: "10 Millionen Impfungen pro Woche"
RKI erklärt: „Dritte Welle hat begonnen“ – Massenimpfungen durch Hausärzte frühestens ab Mai
Vor genau einem Jahr hat die WHO das Coronavirus zur Pandemie erklärt. Jetzt steht Deutschland vor der dritten Welle und wartet auf mehr Impfstoff - eine neue Zulassung soll helfen.

Am 9. März 2021 in Zeitz (Sachsen-Anhalt).
Foto: Jens Schlueter/Getty Images
Ein Jahr nach der Erklärung einer Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation hat in Deutschland nach Überzeugung des Robert Koch-Instituts die dritte Corona-Welle begonnen.
„Wir haben ganz klare Anzeichen dafür: In Deutschland hat die dritte Welle schon begonnen“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler im Gespräch mit der UN-Journalistenvereinigung in Genf. „Ich bin sehr besorgt.“ Die strikte Anwendung von Schutzmaßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten sei trotz Impfungen weiter dringend nötig.
Wenn 80 Prozent immun sind können alle Maßnahmen aufgehoben werden
Die Impfkampagne sei ein Wettlauf gegen das mutierende Virus. Die Ziellinie sei aber in Sicht: Wenn es keine Unterbrechungen wegen Produktionsausfällen oder aus anderen Gründen gebe, könnten bis Herbst 80 Prozent der Bevölkerung immun gegen das Virus sein. „Wenn das der Fall ist, können alle Maßnahmen aufgehoben werden“, sagte Wieler.
Die Zulassung eines vierten Vakzins in der EU am heutigen Donnerstag (11. März) könnte helfen, den Impfstoffmangel abzumildern. Es wird erwartet, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur die Zulassung des Impfstoffes des US-Herstellers Johnson & Johnson empfehlen wird. Dann muss zwar noch die EU-Kommission zustimmen – doch das gilt als Formsache und könnte noch am selben Tag erfolgen.
Die EU-Kommission hat bereits Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Davon würde Deutschland 36,7 Millionen erhalten. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass das Unternehmen nicht rechtzeitig liefern könne. Der Hersteller sicherte zu, dass er sich an die Absprachen halten und ab April liefern werde.
Massenimpfungen über Arztpraxen
Ein großer Teil der Impfungen – egal mit welchem Vakzin – wird durch Hausärzte vorgenommen werden. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, erwartet den Impfstart in Arztpraxen frühestens im Mai – und nicht wie von der Bundesregierung geplant spätestens ab dem 19. April. Ursprünglich sollte Ende März begonnen werden.
Der Impfstart in den Praxen war am Montag zunächst noch für Anfang April vorgesehen gewesen und steht auch jetzt unter dem Vorbehalt, dass es „die noch zu konkretisierenden Liefermengen der Hersteller für April zulassen“. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte mitgeteilt, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder zeitnah über die Empfehlungen der Gesundheitsministerkonferenz entscheiden wollen.
Der bayerische Gesundheitsminister und derzeitige Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Klaus Holetschek (CSU), beschrieb die Strategie als Zwei-Säulen-Modell: „Wir binden ab April die Hausärzte ein, und wir halten an der bewährten Struktur der Impfzentren fest, die die Bundesländer in den vergangenen Monaten aufgebaut haben.“
In der Anfangsphase im April werde noch nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stehen, damit Ärzte im ganzen Land voll durchstarten könnten. „Aber wenn die Lieferungen so kommen, wie der Bund sie uns in Aussicht gestellt hat, dann können wir die Impfungen bei den Ärzten schnell hochfahren.“
„Bis zu 10 Millionen Impfungen in der Woche“
Auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz rechnet weiter mit einer rasanten Steigerung des Impftempos. „Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten viel mehr Impfdosen zur Verfügung haben. Es werden jede Woche mehr, mehrere Millionen in der Woche müssen verimpft werden. Im Sommer geht es um bis zu 10 Millionen Impfungen in der Woche – in den Impfzentren, in Arztpraxen und Betrieben“, sagte er der „Bild“.
Auch die Zahnärzte boten an, bei den Impfungen zu unterstützen. Zahnärzte seien als approbierte Ärzte grundsätzlich dazu befähigt, Impfungen durchzuführen, sagte der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Wolfgang Eßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Mit ihrer Expertise und Fachkompetenz hat die Zahnärzteschaft schon frühzeitig ihre Unterstützung bei Test- und Impfmaßnahmen angeboten. Das Angebot gilt weiterhin.“
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht derweil nicht davon aus, dass die Einbindung der Hausärzte in die Corona-Impfstrategie vor Ende April große Auswirkungen haben wird. „Es ist richtig, die Hausärzte in die Impfstrategie einzubinden, auch wenn sich dadurch das Impftempo wegen des Mangels an Dosen bis Ende April noch nicht wesentlich erhöhen lässt“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“. (dpa)
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